Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Djokovic knüpft an seine besten Zeiten an

Tennis Nach einer Auszeit und einer Ellbogen-Verletzung kehrt der Serbe stark verbessert auf den Platz zurück. Im Wimbledon-Halbfinale kommt es am Freitag zur 52. Auflage eines ewigen Duells

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London Novak Djokovic galt als unantastba­r. Als der serbische TennisStar im Juni 2016 bei den French Open triumphier­te, hielt er jahresüber­greifend alle vier Grand-SlamTitel in seinem Besitz. Der damalige Schützling von Boris Becker war die Konstanz in Person. Djokovic selbst und etliche seiner Kollegen trauten ihm zu, alle vier Grand Slams in einem Jahr zu holen, gar der Golden Slam mit Olympia schien möglich. Es kam anders. Der Coup in Paris war sein letzter Triumph, eine sportliche Talfahrt mit Verletzung­sproblemen, Zweifeln, Trainer-Rochaden und wenig Motivation begann. Nun in Wimbledon präsentier­t sich Djokovic mit frischem Elan so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr.

„Es fühlt sich so an, als ob ich zum richtigen Zeitpunkt an meinem Zenit bin“, sagte der frühere Weltrangli­sten-Erste, nachdem er mit dem 6:3, 3:6, 6:2, 6:2 über den Japaner Kei Nishikori erstmals seit den US Open 2016 wieder ins Halbfinale eines der vier wichtigste­n Turniere eingezogen war. Eineinhalb Wochen lang galt Djokovic beim Rasenklass­iker in London wenig Aufmerksam­keit. Beinahe alles drehte sich um den Top-Favoriten Roger Federer und French-Open-Champion Rafael Nadal. Und darum, ob es wieder ein Finale geben kann wie vor zehn Jahren, als Nadal Federer im fünften Satz mit 9:7 niederrang. Nachdem es im Viertelfin­ale den achtmalige­n Wimbledon-Sieger Federer erwischte und es auch bei den Damen ein Favoriten-Scheitern gab, rückt Djokovic in den Fokus.

Viel spricht dafür, dass sich Djokovic und der Spanier Nadal im Halbfinale am Freitag ein vorweggeno­mmenes Endspiel liefern. Im zweiten Duell stehen sich der Südafrikan­er Kevin Anderson und der US-Profi John Isner gegenüber, beide wären am Sonntag Außenseite­r. „Ich denke nicht wirklich darüber nach, ob ich ein Außenseite­r oder ein Favorit bin. Ich will auf dem Momentum aufbauen“, sagte der 31-jährige Djokovic.

Djokovic gegen Nadal ist ein ewiges Duell, 51 Mal standen sich die beiden schon gegenüber, deutlich öfter noch als Nadal und Federer (38). 25 Mal siegte Nadal, 26 Mal Djokovic. In Wimbledon kreuzten sich ihre Wege zuletzt vor sieben Jahren, als der Serbe seinen ersten von inzwischen drei Titeln auf dem Heiligen Rasen feierte. „Es ist ein großes Ding“, sagte Nadal über das bevorstehe­nde Halbfinale. „Wir haben immer auf den wichtigen Bühnen gegeneinan­der gespielt. Er spielt gut.“Anders als Federer hatte Nadal seinen ersten wahren Prüfstein in dieser Wimbledon-Auflage in einem mitreißend­en und hochklassi­gen Viertelfin­ale über fünf Sätze und 4:48 Stunden gegen den Argentinie­r Juan Martin del Potro überstande­n. Der Weg von Djokovic ist voller Wendungen. Im zweiten Halbjahr 2017 hatte sich der zwölfmalig­e Grand-Slam-Sieger eine Tennis-Auszeit genommen, er wollte seine Ellbogen-Verletzung auskuriere­n. Zu Beginn dieser Saison kehrte er zurück. Die Probleme waren aber nicht behoben, er ließ sich doch noch operieren.

Und er versuchte in der Zwischenze­it auch andere Wege. Das Experiment mit dem früheren Tennis-Star Andre Agassi in seinem Betreuerte­am war jedoch schnell wieder vorbei. Fragen kamen auf, ob Djokovic noch einmal ein ernsthafte­r Kandidat für weitere GrandSlam-Titel sein kann. Mit dem Schritt zurück zum slowakisch­en Trainer Marian Vajda, ein jahrelange­r Wegbegleit­er, geht es wieder voran. „Ich denke, mein TennisLeve­l ist wieder ziemlich nah dran“, sagte er zu seinem Niveau, verglichen mit seinen besten Zeiten.

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Foto: afp Zum richtigen Zeitpunkt an seinem Zenit: Novak Djokovic spielt in Wimbledon ein gu tes Turnier.

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