Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Neuer Vorstoß für Fahrradste­g über den Lech

Verkehr Augsburg denkt wieder über eine Verbindung zwischen Haunstette­n und Kissing nach. Er könnte für München-Pendler interessan­t sein. Ein erster Anlauf blieb ohne Erfolg und auch jetzt ist der Ausgang offen

- VON STEFAN KROG

Acht Jahre, nachdem der Augsburger Stadtrat einen neuen Steg über den Lech zwischen Kissing (Kreis Aichach-Friedberg) und Haunstette­n bis auf Weiteres zu den Akten gelegt hat, kommt das Thema wieder auf die Tagesordnu­ng. Eine solche Verbindung würde den für München-Pendler attraktive­n Kissinger Bahnhof für Radler aus dem Augsburger Süden besser zugänglich machen und Arbeitnehm­ern und Studenten aus Kissing kürzere Wege nach Augsburg bescheren. Allerdings gibt es vor allem aus Naturschut­zgründen Bedenken.

Dass das Thema nun wieder aktuell wird, hängt damit zusammen, dass die Stadt Augsburg momentan zusammen mit ihren Bürgern ein sogenannte­s „Stadtentwi­cklungskon­zept“erarbeitet, das einen Überblick darüber gibt, wie Augsburg sich in den kommenden Jahrzehnte­n entwickeln soll. Als ein Vorschlag im Bereich „Mobilität und Tourismus“wird darin der Lechsteg genannt, nachdem er schon in der Netzplanun­g für das Projekt „Fahrradsta­dt 2020“aufgenomme­n wurde. Ziel wäre zum einen, Pendlern den Umstieg aufs Rad zu erleichter­n; die nächstgele­genen Möglichkei­ten zur Flussqueru­ng sind momentan die Brücke am Mandicho- see/Lechstaust­ufe 23 im Süden sowie der Hochablass im Norden. Das Tiefbauamt der Stadt rechnet vor, dass sich der Weg von der Uni zum Kissinger Bahnhof mit dem Fahrrad von heute 11,8 Kilometern auf 8,5 Kilometer verkürzen würde. Bei einer Fahrzeit von 26 Minuten wäre das Rad dann fast gleichauf mit dem Auto (22 Minuten). Zum anderen, so ein Argument für den Lechsteg, würde so das Gebiet für FreizeitRa­dler besser erschlosse­n.

Doch es regt sich Widerstand. Während Naturschüt­zer aus dem Kreis Aichach-Friedberg das Projekt befürworte­n, kommt aus dem Augsburger Naturschut­z und von den Augsburger Grünen Widerstand. Der Bau einer Brücke sei mit Eingriffen in ein Naturschut­zgebiet verbunden, so Fraktionsv­orsitzende Martina Wild. Dies betreffe die Bauphase sowie die dauerhafte Nutzung. „Und man muss sich fragen, ob es nicht wichtigere Radachsen gibt, die vordringli­cher ausgebaut werden müssten“, so Wild. Angesichts des Artenschwu­nds sei es notwendig, Schutzgebi­ete zu entlasten. Auch im Hinblick auf das anstehende Fluss-Renaturier­ungsprojek­t Licca liber, in dessen Zuge auch eine Auenlandsc­haft zusammen mit einem Stadtwaldb­ach-Konzept in Lechnähe entstehen könnte, sei der Steg ein Problem. Auch das städti- Grünamt argumentie­rt, dass mit der noch besseren Erschließu­ng des Stadtwalds der wohl größte beruhigte Raum im Stadtgebie­t zerschnitt­en werde. Die Naturschut­zverbände bringen als Alternativ­e einen Lechsteg auf Höhe des KuhseeSüdu­fers ins Spiel. Damit würde der Hochablass, der für Radler nicht freigegebe­n ist, entlastet. Zudem führten die Wege nicht durch so sensible Bereiche.

Vom Augsburger Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­b kommt hingegen die klare Forderung nach einem Steg Höhe Kissing. „Von keiner Einzelmaßn­ahme erwarten wir eine stärkere Reduktion des PkwVerkehr­s. Hunderte der Berufspend­ler, die derzeit noch mit dem Auto Richtung München fahren, hätten einen bequemen Zugang zum Bahnhof Kissing und würden mit dem Zug nach München pendeln“, heißt es in einer Stellungna­hme. Der Lechsteg könne auch helfen, den Verkehr östlich von Augsburg zu reduzieren und so die geplante Osttangent­e überflüssi­g zu machen.

Mit Interesse verfolgt auch der Kissinger Bürgermeis­ter Manfred Wolf die Diskussion. Er hatte das ganze Thema vor 25 Jahren überhaupt angestoßen. „Einen solchen Steg sehe ich nach wie vor als vordringli­ch. Wer über Feinstaub spricht, muss auch über alternativ­e Verkehrswe­ge sprechen“, so Wolf. Ihm sei bewusst, dass es Gründe für und gegen das Projekt gebe. „Aber man muss bei allen Bedenken auch sagen, dass es den Großteil der dafür notwendige­n Wege ja ohnehin jetzt schon gibt.“Außer dem Steg müsse man nicht viel Neues bauen. Es gebe viele Möglichkei­ten, eine solche Brücke naturvertr­äglich zu bauen. Wolf verweist auf den Steg über die Iller bei Legau im Kreis Unterallgä­u, der allerdings auch nicht unumstritt­en war, oder eine moderne Stahlbrück­e über die Isar in Freising.

Wie hoch die Kosten für eine solche Brücke am Lech wären, ist momentan noch völlig unklar. Vor acht Jahren hatte die Stadt die Kosten auf etwa vier Millionen Euro beziffert, Wolf eine Hängebrück­en-Konstrukti­on für unter eine Million Euro ins Spiel gebracht.

Das beim Stadtentwi­cklungskon­zept federführe­nde Baureferat hält die Überlegung­en für den Lechsteg für sinnvoll. Seit der Ablehnung vor acht Jahren habe sich einiges geändert. Damals sei das Thema vor allem gewesen, den Wald für Erholungss­uchende besser zu erschliesc­he ßen. Inzwischen müsse man bei der Abwägung stärker berücksich­tigen, dass das Fahrrad als Verkehrsmi­ttel an Bedeutung gewonnen habe, so das Referat. Um dem Naturschut­z Rechnung zu tragen, sei ein Zonierungs­und Wegeleitsy­stem im Stadtwald möglich. Diskutiert wird das Thema am kommenden Donnerstag im Bauausschu­ss des Stadtrats. »Kommentar

Wie hoch wären die Kosten?

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