Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Viele Rezepte, aber keine Patentlösung
Gesellschaft Der Wohnungsmangel stellt Kommunen vor große Probleme. Politiker entwickeln Ideen, um gegenzusteuern
Landkreis Augsburg/Dasing Eine bezahlbare Bleibe in Gersthofen oder Neusäß, in Stadtbergen oder Königsbrunn zu finden, ist für viele Wohnungssuchende heute schon ein Riesenproblem. In den kommenden Jahren dürfte sich die Situation in der Region noch verschärfen, denn durch die Augsburger Uniklinik werden weitere Interessenten auf den ohnehin angespannten Immobilienmarkt drängen. Das sagte der Augsburger Landrat Martin Sailer in Dasing bei einer Veranstaltung der CSU-Seniorenunion im Bezirksverband Schwaben. Auch sein Aichacher Kollege Klaus Metzger, Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl und Thomas Goppel als Landesvorsitzender der Senioren-Union Bayern nahmen an der Diskussion teil.
Die Kommunalpolitiker nannten eindrucksvolle Zahlen, um die schwierige Situation anschaulich zu machen: Augsburg wird um rund 27 000 Einwohner wachsen, im Kreis Aichach-Friedberg suchen derzeit rund 800 Familien eine Wohnung. Die Schaffung von günstigem Wohnraum bezeichnete Goppel als eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre. „Ursächlich für das Problem sind der starke Druck von Zuzüglern aus Nordnach Süddeutschland, aber auch der Klimawandel und die Flüchtlingsströme.“
Was also tun, ist aber nicht die einzige wichtige Frage, sondern auch auf das Wie kommt es an. Denn dass man mitten in ein Dorfgebiet kein zehnstöckiges Hochhaus auf eine aufgelassene Hofstelle setzen kann, ist allen Verantwortlichen klar. „Auch auf die soziale Ausgewogenheit kommt es an“, so Metzger.
Ein Vorschlag mehrerer Diskussionsteilnehmer war, die steigende Autoflut einzudämmen, um damit in den Orten mehr Platz zu schaffen. Sailer forderte dazu eine ehrliche Debatte und sagte: „Solange wir mehr Stellplätze bauen als Wohnungen, werden wir die Probleme nicht lösen.“Goppel wies auf die Möglichkeit des Car-Sharing hin und prophezeite, dass sich die nächste Generation eher ein Auto kurzfristig mieten statt teuer kaufen werde. „Wir müssen auch über unsere künftige Mobilität nachdenken“, so Gribl.
Für größere Handlungsspielräume beim Bauen plädierte Klaus Metzger. Es gebe zu viele hinderliche Vorschriften, stimmte ihm ein Zuhörer zu; deshalb müsse man bürokratische Hürden abbauen und die enormen Baunebenkosten senken. Doch deutlich mehr Wohnungen bedeuten auch neue Schwierigkeiten: Denn für ihre Bürger müssen die Kommunen erst einmal die nötige Infrastruktur schaffen, von Plätzen für die Kinderbetreuung bis zum Altenheim. „Wir stehen also vor enormen Herausforderungen“, sagte Sailer.
Deshalb hat Augsburg eine Wohnraumoffensive gestartet; dort setzt man neben der laufenden Ausweisung neuer Baugebiete auf verstärkte Beratungsangebote für Bauwillige. Demnächst wird die Stadt voraussichtlich Baurecht auf dem Rest der Sheridan-Kaserne (Pfersee), in der Wernhüterstraße (Lechhausen) und an den Bahn-Ladehöfen schaffen. Dies bedeutet Platz für etwa 1000 neue Wohnungen, wobei diese frühestens 2019/20 fertig sein könnten.
Ein Leerstandsmanagement soll als kleine Lösung anstatt einer so genannten Zweckentfremdungssatzung kommen. Eine solche Satzung könnte verhindern, dass Wohnungen zum Beispiel in Ferienwohnungen oder Büros umgewandelt werden. Für den Landkreis Augsburg soll es zudem eine Online-Wohnraumbörse geben, die Vermieter und Mieter seriös und ohne eigene wirtschaftliche Interessen zusammenbringt.
Damit die Mieten auch im Alter bezahlbar bleiben, fordert die Senioren-Union, den sozialen Wohnungsbau massiv auszuweiten. Außerdem müssten barrierefreie Wohnungen in Neubauten selbstverständlich werden. Und damit das Wohnen auf dem Land attraktiv bleibt, sei eine leistungsfähige Infrastruktur für ältere Menschen notwendig; dazu gehören die ärztliche Versorgung, der öffentliche Nahverkehr sowie kulturelle und soziale Einrichtungen.