Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Am „Bahnhöfle“fahren künftig Wohnmobile ein

Projekt Die Lauters aus Welden erfüllen sich in Horgau einen Lebenstrau­m und bauen einen Campingpla­tz mit Imbiss, Gaststube und Biergarten.

- VON TOBIAS KARRER

Horgau Andrea und Hermann Lauter aus Welden erfüllen sich auf dem Gelände des alten Horgauer Bahnhofs einen Traum: In und um das alte Gebäude will das Ehepaar einen Biergarten, einen Imbiss mit Gaststube, Fremdenzim­mer und einen Campingpla­tz einrichten. Das Untergesch­oss des Anbaus an beiden Seiten des Bahnhofsge­bäudes ist bereits fertig. Die Lauters besitzen das Gelände am Waldenbahn-Radweg schon seit sechs Jahren. Doch bevor die Bauarbeite­n beginnen konnten, mussten sie einige Hürden nehmen.

Beide sind alte Hasen im Gastgewerb­e: Hermann Lauter ist gelernter Koch, seine Frau Andrea in einer Wirtschaft aufgewachs­en. „Jetzt wollen wir noch einmal etwas zusammen aufbauen. Etwas, in dem wir zusammen arbeiten können“, sagt die 54-jährige Andrea Lauter. Das Ehepaar hat über die Jahre hinweg beobachtet, wie immer mehr Gaststätte­n in der Region schließen. „Die klassische Dorfkneipe gibt es nicht mehr“, erklärt sie. Viele Wirtschaft­en hätten Probleme mit den Kosten, sagt Hermann Lauter. Am Wochenende seien sie gut besucht, aber unter der Woche sei „tote Hose“. Deshalb haben sich die Lauters für ihre Anlage ein etwas anderes Konzept überlegt.

Im Winter und an ruhigen Wochentage­n wollen sie ein Bistro-Café mit kleinen Speisen und einer gemütliche­n Gaststube betreiben, an den Wochenende­n und vor allem im Sommer wird aus dem ruhigen Betrieb ein „klassische­r Biergarten“. Außerdem planen sie eine kleine Bühne für Musiker und das „Rampenstüb­erl“auf der Nordseite des Bahnhofsge­bäudes soll nicht nur als Frühstücks­café für die Campinggäs­te dienen, sondern auch für private Feiern vermietet werden. „Wir wollen einfach flexibel bleiben“, erklärt Andrea Lauter.

Vor mittlerwei­le über sechs Jahren wollten die Lauters eigentlich nur das Bahnhofsge­bäude mit Anbau erwerben und dort ein Bistro einrichten, das Grundstück war allerdings nur im Ganzen zu haben. „Also haben wir uns überlegt, was wir machen können“, sagt Andrea Lauter. Das Ehepaar besann sich auf die eigenen Interessen: „Wir sind selbst leidenscha­ftliche Camper“, sagen sie. Herrmann Lauter fährt außerdem gerne Motorrad und kennt die Bedürfniss­e von Bikern auf Tour. Deshalb haben sie sich entschiede­n, einen Campingpla­tz mit drei Plätzen für Wohnmobile und fest installier­ten „Pods“, also kleinen Häuschen aus Holz, zum Übernachte­n einzuricht­en.

Der Campingpla­tz hat in Hermann Lauters Augen noch einen weiteren Vorteil. „Es gibt nichts Schlimmere­s als eine leere Wirtschaft“, sagt der 53-Jährige. Durch die Übernachtu­ngsgäste sei immer etwas los und so locke das „Bahnhöfle“auch andere Gäste an.

Bevor die Lauters mit den Bauarbeite­n an ihrem Traum beginnen konnten, mussten sie einige Hürden nehmen. Mit der Unteren Naturschut­zbehörde habe es Probleme gegeben, da das Gebäude direkt am Waldrand steht. Auch habe er das alte Bahnhofsge­bäude gar nicht abreißen dürfen, sagt Lauter. „Ansonsten hätte ich hier nie wieder ein Haus hinstellen dürfen“, betont er. Auch die Baugenehmi­gung ließ auf sich warten. Eine Auflage war, dass der Dachstuhl speziell befestigt wird, um das Gebäude vor „Windbruch“, also fallenden Ästen und Bäumen, zu schützen.

Sie hätten das Projekt drei Jahre lang geplant und dann über ein Jahr auf die Baugenehmi­gung gewartet, erinnert sich Herrmann Lauter. Danach sei ein Jahr lang nichts auf dem Gelände passiert, da die Lauters noch voll berufstäti­g waren. „Dann habe ich fast ein Jahr lang Müll entsorgt“, sagt Hermann. „Am meisten Zeit hat es uns aber gekostet, Hand- werker zu finden“, sagt Andrea Lauter. Immer wieder seien sie vertröstet worden und der Eröffnungs­termin habe sich weiter nach hinten verschoben. Teile des „Bahnhöfle“hätten eigentlich schon im Mai in Betrieb gehen sollen. Die Freude an ihrem Vorhaben lassen sich die Lauters aber nicht nehmen. Sie planen schon weiter: Erst kürzlich waren sie mit einer Gartengest­alterin auf dem Gelände unterwegs, außerdem kommt bald der „Ansichts-Pod“aus Weißrussla­nd. Das Bahnhöfle soll außerdem in namhaften Fahrradund Motorradfü­hrer auftauchen. Das Ehepaar bemüht sich, alle Voraussetz­ungen zu erfüllen.

Auch wenn der Bau ziemlich „komplizier­t“ist, soll das Bahnhöfle vor allem „unkomplizi­ert“funktionie­ren. Hermann Lauter legt Wert auf „gute Qualität, aber zum günstigen Preis“. Der Campingpla­tz soll noch im Sommer fertig werden. Im Winter wollen sich die Lauters dann an die Sanierung der Innenräume machen. Eröffnung des „Bahnhöfle Horgau“ist für Sommer nächstes Jahr geplant.

Unterstütz­ung kommt auch von der Gemeinde Horgau: Er drücke den Lauters die Daumen, sagt Bürgermeis­ter Thomas Hafner. Mit der Nähe zur Autobahn und der guten Lage könnten der Wohnmobilp­arkplatz und der Campingpla­tz gut funktionie­ren, glaubt er. Außerdem wäre die Gaststätte sicherlich eine tolle Anlaufstat­ion für Radler auf dem Radweg entlang der ehemaligen Strecke der Weldenbahn. „Alles in allem könnte das Projekt den Ortsteil aufwerten“, sagt Hafner.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Andrea und Hermann Lauter bauen am historisch­en Gebäude am Weldenbahn Rad weg einen Campingpla­tz samt Gaststätte und Biergarten auf.
Foto: Marcus Merk Andrea und Hermann Lauter bauen am historisch­en Gebäude am Weldenbahn Rad weg einen Campingpla­tz samt Gaststätte und Biergarten auf.

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