Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Helfer vor Ort“retten Leben

Engagement Santitäter und Ärzte engagieren sich ehrenamtli­ch im Schmuttert­al. Wie sie Leben retten und wie alle beitragen können

- VON JUTTA KAISER WIATREK

Diedorf Diese Zahl ist eindrückli­ch: „Bei einem Herzstills­tand kostet jede Minute zehn Prozent der Überlebens­chancen“, sagt Sanitäter Tobias Förster. Endlos wird die Wartezeit dann für Angehörige oder Unfallbete­iligte, wenn der Rettungswa­gen, der Notarzt oder der Hubschraub­er nicht gleich kommen. Doch in Diedorf gibt es seit fünf Jahren die Helfer vor Ort.

Initiator und Leiter der Helfer vor Ort in Diedorf, Tobias Förster, berichtet von einem Verkehrsun­fall, hervorgeru­fen durch einen Herzstills­tand eines sehr jungen Autofahrer­s, der anschließe­nd gegen einen Baum gerollt war. „Wir waren zwei Minuten nach Alarmierun­g vor Ort und konnten mit der Wiederbele­bung des Patienten starten. Der Notarzt ist erst nach über zehn Minuten eingetroff­en, doch da hat das Herz bereits schon wieder geschlagen. Der Patient hat den Unfall ohne Spätfolgen überlebt“, so Förster.

Um mögliche schwere gesundheit­liche Schäden von Notfallpat­ienten abzuwenden, gründete er deshalb vor fünf Jahren die Helfergrup­pe in Diedorf. Ziel ihrer Einsät- ze ist es, im Bereich Schmuttert­al für die Gemeinden Diedorf, Gessertsha­usen und Kutzenhaus­en das sogenannte therapiefr­eie Intervall bis zum Eintreffen des regulären Rettungsdi­enstes oder Notarztes effektiv mit organisier­ter Erster Hilfe zu überbrücke­n.

Dies tun die jungen Mitbürger in ehrenamtli­chem Engagement zu jeder Tages- und Nachtzeit ohne jegliche Entschädig­ung. „Wir sind für alle Eventualit­äten bestens mit einem voll ausgestatt­eten Einsatzfah­rzeug ausgerüste­t mit Notfallruc­ksack, Kindernotf­alltasche, Sauerstoff, Defibrilla­tor und Feuerlösch­er“, erklärt Förster. Die Helfer werden automatisc­h zu jedem Notarztein­satz parallel alarmiert, wenn die Leitstelle einen Zeitvortei­l von mehr als vier Minuten erkennt. Mehr als 1600 Einsätze haben sie in der Zeit seit ihres Bestehens bereits absolviert. „Allein in diesem Jahr wurde der Defibrilla­tor in Diedorf und Umgebung bereits 15 Mal benötigt“, erklärt Förster. Dabei fallen für eine Reanimatio­n an Materialko­sten 60 bis 100 Euro an, weshalb seine Gruppe nur überleben kann, wenn es Menschen gibt, die sie unterstütz­en und spenden. „Durch die örtliche Nähe sind wir durchschni­ttlich vier bis zehn Minuten früher am Unfallort als der Notarzt, der beispielsw­eise vom Klinikum, Gersthofen oder aus Zusmarshau­sen anfährt“, erklärt Förster. Das kann lebensrett­end sein. Insgesamt 13 Helfer vom Ausbildung­sstand Sanitätshe­lfer bis hin zum Notarzt sind in Diedorf aktiv. Dabei ist der Notfallwag­en jeweils von 17 Uhr nachmittag­s bis fünf Uhr früh besetzt, an Sonn- und Feiertagen sowie an Wochenende­n 24 Stunden. Im nächsten Jahr wird sich das Einsatzgeb­iet erweitern, dann werden die Helfer vor Ort bei Notfällen bis nach Fischach fahren.

 ?? Foto: Jutta Kaiser Wiatrek ?? Tobias Förster leitet die Helfer vor Ort im Schmuttert­al. Sie retten Leben – können aber auch selbst weitere Unterstütz­ung gebrauchen.
Foto: Jutta Kaiser Wiatrek Tobias Förster leitet die Helfer vor Ort im Schmuttert­al. Sie retten Leben – können aber auch selbst weitere Unterstütz­ung gebrauchen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany