Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kunst oder Vandalismus?
Jugend Ein Graffiti-Workshop findet im Jugendzentrum Gersthofen statt, um illegales Besprühen zu reduzieren
Gersthofen „Graffiti sollen Spaß machen. Deshalb: Achtet drauf, in welche Richtung der Sprühkopf zeigt, sonst landet die Farbe aus Versehen in den Augen“, beendet der Graffitikünstler Florian Tarantik die Einführung und verweist damit auf seine eigene schmerzhafte Erfahrung am Anfang seiner Karriere. Besser vorbereitet als er dürfen sich die Jugendlichen nun selbst an den bunten Sprühdosen versuchen. Konzentriert beginnen sie, die Tipps und Tricks der Workshopleiter umzusetzen und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Tarantik und sein Mitreferent Dennis Wagner, Künstler des Augsburger Vereins Die Bunten, begleiten die Teilnehmer bei ihren ersten Graffiti-Erfahrungen. „Uns ist es wichtig, dass interessierte Jugendliche im legalen Rahmen mit den Sprühdosen in Kontakt kommen.“
Beides sei auch der Grund für die Veranstaltung, meint Markus Wolf, Stadtjugendpfleger aus Gersthofen. „Im Jugendzentrum legen wir Wert auf ein kreatives Angebot und möchten Dinge vermitteln, die so nicht in der Schule gelehrt werden.“Gleichzeitig liege es im Interesse der Stadt, diesen legalen Rahmen selbst zu schaffen, um Vandalismus öffentlichen Eigentums vorzubeugen. So kam es zur Kooperation zwischen Jugendzentrum, Stadt und Graffitiverein.
„Durch Workshops und andere Initiativen wird den Jugendlichen, die in dieser Richtung künstlerisch aktiv werden wollen, eine Alternative geboten, um nicht das Gesetz brechen und letztendlich Eigentum beschädigen zu müssen“, erklärt Tarantik und beschreibt damit ein allgemeines Problem vieler Jugendlicher und Städte.
So wurden im letzten Winter vermehrt Graffiti auch auf den Wänden Gersthofens geschaffen. „Selbst wenn die Situation nicht überhandgenommen hat, das gesamte Stadtgebiet war mehr oder weniger betroffen“, berichtet Ann-Christin Joder, Pressesprecherin der Stadt.
„Teil des Problems ist die geringe Fläche, die den Straßenkünstlern zur Verfügung gestellt wird“, weiß Wolf. „Es gibt in ganz Gersthofen nur eine frei bemalbare Wand, diese steht im Skaterpark. Bei der geplanten Erneuerung diesen Sommer wird auch diese Fläche wegfallen.“
Dessen sei sich die Stadt bewusst, versichert Joder. „Aktuell prüfen wir die Möglichkeit, in Zukunft Autobahnunterführungen als freie Fläche für Graffiti anzubieten.“Das Vorhaben befinde sich jedoch noch in der Schwebe, da diese Unterführungen nicht mehr im Zuständigkeitsbereich der Stadt Gersthofen liegen. „Es steht noch nichts fest, aber wir arbeiten aktiv an einer Lösung.“
Daniel Tröster, Gründer der Bunten, versteht seinen Verein als Vermittler zwischen Straßenkünstlern und Gesellschaft: „Wir möchten Sprachrohr für die Szene und Sprachohr für die Bevölkerung sein.“Seit einigen Jahren geben die Bunten deshalb Workshops in Augsburg und Umgebung.
Für die jungen Teilnehmer des Workshops steht jedenfalls fest: „Graffiti sind cool, und wir wollen auf jeden Fall weitermachen!“