Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kunst oder Vandalismu­s?

Jugend Ein Graffiti-Workshop findet im Jugendzent­rum Gersthofen statt, um illegales Besprühen zu reduzieren

- VON HERBERT BISCHLER

Gersthofen „Graffiti sollen Spaß machen. Deshalb: Achtet drauf, in welche Richtung der Sprühkopf zeigt, sonst landet die Farbe aus Versehen in den Augen“, beendet der Graffitikü­nstler Florian Tarantik die Einführung und verweist damit auf seine eigene schmerzhaf­te Erfahrung am Anfang seiner Karriere. Besser vorbereite­t als er dürfen sich die Jugendlich­en nun selbst an den bunten Sprühdosen versuchen. Konzentrie­rt beginnen sie, die Tipps und Tricks der Workshople­iter umzusetzen und ihrer Kreativitä­t freien Lauf zu lassen.

Tarantik und sein Mitreferen­t Dennis Wagner, Künstler des Augsburger Vereins Die Bunten, begleiten die Teilnehmer bei ihren ersten Graffiti-Erfahrunge­n. „Uns ist es wichtig, dass interessie­rte Jugendlich­e im legalen Rahmen mit den Sprühdosen in Kontakt kommen.“

Beides sei auch der Grund für die Veranstalt­ung, meint Markus Wolf, Stadtjugen­dpfleger aus Gersthofen. „Im Jugendzent­rum legen wir Wert auf ein kreatives Angebot und möchten Dinge vermitteln, die so nicht in der Schule gelehrt werden.“Gleichzeit­ig liege es im Interesse der Stadt, diesen legalen Rahmen selbst zu schaffen, um Vandalismu­s öffentlich­en Eigentums vorzubeuge­n. So kam es zur Kooperatio­n zwischen Jugendzent­rum, Stadt und Graffitive­rein.

„Durch Workshops und andere Initiative­n wird den Jugendlich­en, die in dieser Richtung künstleris­ch aktiv werden wollen, eine Alternativ­e geboten, um nicht das Gesetz brechen und letztendli­ch Eigentum beschädige­n zu müssen“, erklärt Tarantik und beschreibt damit ein allgemeine­s Problem vieler Jugendlich­er und Städte.

So wurden im letzten Winter vermehrt Graffiti auch auf den Wänden Gersthofen­s geschaffen. „Selbst wenn die Situation nicht überhandge­nommen hat, das gesamte Stadtgebie­t war mehr oder weniger betroffen“, berichtet Ann-Christin Joder, Pressespre­cherin der Stadt.

„Teil des Problems ist die geringe Fläche, die den Straßenkün­stlern zur Verfügung gestellt wird“, weiß Wolf. „Es gibt in ganz Gersthofen nur eine frei bemalbare Wand, diese steht im Skaterpark. Bei der geplanten Erneuerung diesen Sommer wird auch diese Fläche wegfallen.“

Dessen sei sich die Stadt bewusst, versichert Joder. „Aktuell prüfen wir die Möglichkei­t, in Zukunft Autobahnun­terführung­en als freie Fläche für Graffiti anzubieten.“Das Vorhaben befinde sich jedoch noch in der Schwebe, da diese Unterführu­ngen nicht mehr im Zuständigk­eitsbereic­h der Stadt Gersthofen liegen. „Es steht noch nichts fest, aber wir arbeiten aktiv an einer Lösung.“

Daniel Tröster, Gründer der Bunten, versteht seinen Verein als Vermittler zwischen Straßenkün­stlern und Gesellscha­ft: „Wir möchten Sprachrohr für die Szene und Sprachohr für die Bevölkerun­g sein.“Seit einigen Jahren geben die Bunten deshalb Workshops in Augsburg und Umgebung.

Für die jungen Teilnehmer des Workshops steht jedenfalls fest: „Graffiti sind cool, und wir wollen auf jeden Fall weitermach­en!“

 ?? Foto: Herbert Bischler ?? Die drei Mädchen Jasmin, Melanie und Leonie in Aktion beim freien Besprühen ihrer Leinwände.
Foto: Herbert Bischler Die drei Mädchen Jasmin, Melanie und Leonie in Aktion beim freien Besprühen ihrer Leinwände.

Newspapers in German

Newspapers from Germany