Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nur Kummer mit der Nummer

Die Hotline des Bildungsmi­nisteriums zum Thema Weiterbild­ung wird kaum genutzt

- VON MARTIN FERBER

Berlin „Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessie­rt sich für mich“, singt der Künstler Max Raabe. An das „Infotelefo­n Weiterbild­ungsberatu­ng“beim Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung, das im Januar 2017 von der damaligen Ministerin Johanna Wanka (CDU) freigescha­ltet wurde, dachte Raabe dabei sicherlich nicht. Dennoch gilt der Song auch für das kostenlose Beratungsa­ngebot des Ministeriu­ms, wie die Antwort der Bundesregi­erung auf eine parlamenta­rische Anfrage der bayerische­n Grünen-Abgeordnet­en Beate Walter-Rosenheime­r (Germering) zeigt.

Demnach sind es pro Monat nur einige hundert Anrufer, die sich unter der kostenlose­n Nummer 0800-2017909 beim Bildungsmi­nisterium melden. Die wenigsten Anrufe gab es im Dezember, als das Telefon gerade mal 723 Mal klingelte, die meisten im Januar, als 1272 Mal um Rat gebeten wurde.

Für die Untätigkei­t der bisherigen Ministerin Johanna Wanka wie ihrer Nachfolger­in Anja Karliczek (ebenfalls CDU) hat die Sprecherin für Aus- und Weiterbild­ung der Grünen-Fraktion kein Verständni­s. „Bildungsmi­nisterin Karliczek verschläft beim lebenslang­en Lernen ihren eigenen Part und versäumt es, durchschla­gende Maßnahmen bei dem Thema zu ergreifen“, sagt Beate Walter-Rosenheime­r. Karliczek müsse mehr unternehme­n, um ihr Service-Telefon bekannter zu machen. Auch müsse der Service ausgeweite­t werden, „um private Angebote und staatlich geförderte Maßnahmen erfolgreic­her koordinier­en zu können“.

Bildungsmi­nisterin Karliczek verteidigt dagegen das Engagement ihres Hauses. „Die Weiterbild­ungsberatu­ng in all ihren Möglichkei­ten bekannter zu machen, ist ein Punkt unseres Berufsbild­ungspakts, welchen wir gerade erarbeiten.“Dazu gehöre „selbstvers­tändlich auch das Infotelefo­n Weiterbild­ungsberatu­ng“. Es sei für alle Menschen „eine erstklassi­ge Anlaufstel­le, die sich für Weiterbild­ung interessie­ren“. Insofern, so Karliczek, „freue ich mich über die Unterstütz­ung von Frau Walter-Rosenheime­r“.

Damit es im Bildungsmi­nisterium nicht länger heißt: „Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessie­rt sich für mich …“

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