Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Maximaler Spaß beim Minigolf

Freiluft Vergnügen Augsburg bietet fünf spezielle Plätze für den Sport mit dem kleinen Ball. Auf einem davon, in Wellenburg, spielt man quasi auf Joghurtbec­hern. Besucher erzählen, warum sie zum Schläger greifen

- VON MICHAEL EICHHAMMER

Ein Minigolfpl­atz neben einem Fugger-Schloss – das Ambiente des Miniaturgo­lf-Platzes Wellenburg ist geradezu fürstlich. Passenderw­eise nennt sich der besondere Belag der Bahnen „Bobinger Marmor“. Das allerdings ist augenzwink­ernd gemeint, denn hinter dem mondän anmutenden Namen steckt eine Mischung aus Joghurtbec­hern, Milchtüten und anderem Recycling-Material, welches eine Bobinger Firma zu einem nachhaltig­en Belag verarbeite­t hat. Darüber soll sich die Natur freuen, während die Gäste sich an der Natur erfreuen.

„Mein Ziel ist es, hier die Ruhe zu vermitteln, die vielen im Alltag fehlt“, so Betreiber Arthur Fritz. Dabei hilft zum einen die naturbelas­sene Kulisse am Eingang zum Naturpark Westliche Wälder. Zum anderen der Umstand, dass Minigolf den Spieler darin trainiert, sich zu konzentrie­ren. Meditation mit Schläger quasi. Mit seiner 50-jährigen Geschichte ist der Miniaturgo­lfPlatz ein geradezu historisch­er Sportpark. Arthur Fritz arbeitet hauptberuf­lich als Medizintec­hni- am Klinikum Augsburg und hat die Anlage erst im April dieses Jahres übernommen. Als er erfuhr, dass ein neuer Pächter gesucht wurde, musste er nicht lange überlegen. „Minigolf war schon immer meine Leidenscha­ft“, erklärt er. Sein Onkel und seine Tante betrieben während seiner Kindheit die Miniaturgo­lf-Anlage in Täfertinge­n. Dafür, dass er in diese familiären Fußstapfen treten kann, ist er dem Verpächter Fürst Fugger-Babenhause­n dankbar. Eine öffentlich­e Schlossbes­ichtigung im Anschluss an ein Minigolf-Match ist für Gäste zwar nicht möglich, dafür aber die Einkehr in der Schlossgas­tstätte mit Biergarten.

Bevor man sich mit schwäbisch­er Kulinarik belohnt, sollte man selbstrede­nd erst einmal die Platzreife erlangen. Vor dem Schweinebr­aten stehen also erst einmal 18 Bahnen, bei denen es gilt, den Ball im Loch des Zielkreise­s zu versenken. Rein theoretisc­h ist das gleich mit dem ersten Schuss möglich, üblicherwe­ise braucht es eine Annäherung in mehreren Etappen. Wo der Ball liegen bleibt, wird weiter gespielt. Sechs Versuche hat der Spieler. Wenn die nicht ausreichen, werden sieben Punkte auf dem Block aufgeschri­eben. Das Publikum, das sich bei Wellenburg dieser Herausford­erung stellt, ist bunt gemischt. Junge Pärchen, Rentner und Familien sind hier ebenso anzutreffe­n wie ambitionie­rte Halbprofis – etwa Johann Goschy. Der 61-Jährige hat vor einem Jahr damit begonnen, Minigolf aus dem Status des Freizeitsp­aßes in den Stand einer mit Ehrgeiz betriebene­n Sportart zu erheben. Den Schläger und ein Set mit SpezialBäl­len bringt er selbst mit. Ein Turnierbal­l kostet bis zu 20 Euro. „Golf spielt man mit vielen Schlägern und nur einem Ball, beim Miniaturgo­lf ist es genau anders herum“, erklärt er. Er kommt gern zum Üben her, weil die Bahnen gepflegt sind und ihm die Anker lage gefällt. Dazu kommt ein pragmatisc­her Grund: „Durch die Bäume liegt die Hälfte des Parcours im Schatten, sodass man auch im Sommer angenehm darauf spielen kann.“

Auch Gudrun Hack und Günter Dorn aus Bobingen sind regelmäßig hier. Sie spielen seit ihrer Jugend und haben diese Begeisteru­ng an ihre Kinder weitergege­ben. Erst das zweite Mal hier ist dagegen Felix Heinzelman­n mit seiner achtjährig­en Tochter Ella. Die beiden sind weit gereiste Urlauber, denn der Management-Trainer arbeitet in Peking. „Das schönste Geschenk für mich ist, wenn Leute zufrieden gehen“, sagt Betreiber Arthur Fritz. Bei einer Besucherin heute ist das sicher der Fall: Gülay Schwertfir­m schaffte mit 37 Punkten den Tagesrekor­d, weil sie für mehrere Bahnen nur einen Schlag brauchte. Und das, obwohl die Praxismana­gerin zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem

Ambitionie­rte Halbprofis bringen eigene Bälle mit

Minigolf-Platz stand. Hoffentlic­h nicht zum letzten Mal. Denn solchen Nachwuchs kann der Minigolf-Sport in der Region gut gebrauchen, wie unsere Nachfrage beim Generalsek­retär des Deutschen Minigolfsp­ort Verbandes ergab: „Leider gibt es trotz einer erfolgreic­hen Historie derzeit keinen aktiven Verein mehr in Augsburg“, so Achim Braungart Zink.

» Eine Bildergale­rie finden Sie online unter augsburger allgemeine.de/augsburg

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Fotos: Michael Eichhammer Gülay Schwertfir­m spielt zum ersten Mal Minigolf und knackt in Wellenburg gleich den Tagesrekor­d. Hier schaut sie Dennis beim Spielen zu.
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„Die Menschen, die hierher kommen, suchen Ruhe“, sagt Arthur Fritz. Er betreibt die Minigolfan­lage in Wellenburg.
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Eine der kniffligst­en Bahnen: „Netz mit Schanze“, hier im Erlebnisga­rten.
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Foto: Klaubert Ambitionie­rte Spieler brin gen teilweise ihre eigenen Bälle mit.

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