Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Maximaler Spaß beim Minigolf
Freiluft Vergnügen Augsburg bietet fünf spezielle Plätze für den Sport mit dem kleinen Ball. Auf einem davon, in Wellenburg, spielt man quasi auf Joghurtbechern. Besucher erzählen, warum sie zum Schläger greifen
Ein Minigolfplatz neben einem Fugger-Schloss – das Ambiente des Miniaturgolf-Platzes Wellenburg ist geradezu fürstlich. Passenderweise nennt sich der besondere Belag der Bahnen „Bobinger Marmor“. Das allerdings ist augenzwinkernd gemeint, denn hinter dem mondän anmutenden Namen steckt eine Mischung aus Joghurtbechern, Milchtüten und anderem Recycling-Material, welches eine Bobinger Firma zu einem nachhaltigen Belag verarbeitet hat. Darüber soll sich die Natur freuen, während die Gäste sich an der Natur erfreuen.
„Mein Ziel ist es, hier die Ruhe zu vermitteln, die vielen im Alltag fehlt“, so Betreiber Arthur Fritz. Dabei hilft zum einen die naturbelassene Kulisse am Eingang zum Naturpark Westliche Wälder. Zum anderen der Umstand, dass Minigolf den Spieler darin trainiert, sich zu konzentrieren. Meditation mit Schläger quasi. Mit seiner 50-jährigen Geschichte ist der MiniaturgolfPlatz ein geradezu historischer Sportpark. Arthur Fritz arbeitet hauptberuflich als Medizintechni- am Klinikum Augsburg und hat die Anlage erst im April dieses Jahres übernommen. Als er erfuhr, dass ein neuer Pächter gesucht wurde, musste er nicht lange überlegen. „Minigolf war schon immer meine Leidenschaft“, erklärt er. Sein Onkel und seine Tante betrieben während seiner Kindheit die Miniaturgolf-Anlage in Täfertingen. Dafür, dass er in diese familiären Fußstapfen treten kann, ist er dem Verpächter Fürst Fugger-Babenhausen dankbar. Eine öffentliche Schlossbesichtigung im Anschluss an ein Minigolf-Match ist für Gäste zwar nicht möglich, dafür aber die Einkehr in der Schlossgaststätte mit Biergarten.
Bevor man sich mit schwäbischer Kulinarik belohnt, sollte man selbstredend erst einmal die Platzreife erlangen. Vor dem Schweinebraten stehen also erst einmal 18 Bahnen, bei denen es gilt, den Ball im Loch des Zielkreises zu versenken. Rein theoretisch ist das gleich mit dem ersten Schuss möglich, üblicherweise braucht es eine Annäherung in mehreren Etappen. Wo der Ball liegen bleibt, wird weiter gespielt. Sechs Versuche hat der Spieler. Wenn die nicht ausreichen, werden sieben Punkte auf dem Block aufgeschrieben. Das Publikum, das sich bei Wellenburg dieser Herausforderung stellt, ist bunt gemischt. Junge Pärchen, Rentner und Familien sind hier ebenso anzutreffen wie ambitionierte Halbprofis – etwa Johann Goschy. Der 61-Jährige hat vor einem Jahr damit begonnen, Minigolf aus dem Status des Freizeitspaßes in den Stand einer mit Ehrgeiz betriebenen Sportart zu erheben. Den Schläger und ein Set mit SpezialBällen bringt er selbst mit. Ein Turnierball kostet bis zu 20 Euro. „Golf spielt man mit vielen Schlägern und nur einem Ball, beim Miniaturgolf ist es genau anders herum“, erklärt er. Er kommt gern zum Üben her, weil die Bahnen gepflegt sind und ihm die Anker lage gefällt. Dazu kommt ein pragmatischer Grund: „Durch die Bäume liegt die Hälfte des Parcours im Schatten, sodass man auch im Sommer angenehm darauf spielen kann.“
Auch Gudrun Hack und Günter Dorn aus Bobingen sind regelmäßig hier. Sie spielen seit ihrer Jugend und haben diese Begeisterung an ihre Kinder weitergegeben. Erst das zweite Mal hier ist dagegen Felix Heinzelmann mit seiner achtjährigen Tochter Ella. Die beiden sind weit gereiste Urlauber, denn der Management-Trainer arbeitet in Peking. „Das schönste Geschenk für mich ist, wenn Leute zufrieden gehen“, sagt Betreiber Arthur Fritz. Bei einer Besucherin heute ist das sicher der Fall: Gülay Schwertfirm schaffte mit 37 Punkten den Tagesrekord, weil sie für mehrere Bahnen nur einen Schlag brauchte. Und das, obwohl die Praxismanagerin zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem
Ambitionierte Halbprofis bringen eigene Bälle mit
Minigolf-Platz stand. Hoffentlich nicht zum letzten Mal. Denn solchen Nachwuchs kann der Minigolf-Sport in der Region gut gebrauchen, wie unsere Nachfrage beim Generalsekretär des Deutschen Minigolfsport Verbandes ergab: „Leider gibt es trotz einer erfolgreichen Historie derzeit keinen aktiven Verein mehr in Augsburg“, so Achim Braungart Zink.
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