Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was bringt die Osttangent­e für Augsburg?

Verkehr Die Stadt äußert sich erstmals inhaltlich zum Straßenbau­projekt im Osten. Die Politiker begrüßen mehrheitli­ch das Konzept, weil sie sich eine Entlastung hoffen. Die Grünen als kleinster Regierungs­partner sind sauer

- VON STEFAN KROG

Eineinhalb Jahre, nachdem die konkreten Planungen für eine Osttangent­e im Augsburger Osten von der Autobahn bis nach Mering (und in einem weiteren Abschnitt bis nach Königsbrun­n) angelaufen sind, äußert sich die Stadt Augsburg erstmals inhaltlich zu den Planungen. Die Botschaft: In der Summe werden die Pläne begrüßt, weil die Osttangent­e die heute schon verstopfte B 17/Westtangen­te von Verkehr entlasten würde. Das Thema kam gestern im Bauausschu­ss des Stadtrates auf Antrag der Grünen auf die Tagesordnu­ng – sie lehnen die Pläne ab. Allerdings waren sie im Gremium die einzigen. Die Mehrheit der Stadträte begrüßte die Pläne, weil sie sich eine verkehrlic­he Entlastung fürs Stadtgebie­t verspreche­n.

Faktisch hat der Beschluss wenig Wirkung. Bei der Osttangent­e handelt es sich um ein staatliche­s Bauprojekt, bei dem die Stadt im Verlauf der Planung wie andere Gemeinden, Ämter und Verbände später eine offizielle Stellungna­hme abgeben wird. Zum allergrößt­en Teil läuft die Ostumgehun­g auf dem Gebiet des Landkreise­s AichachFri­edberg.

Wie berichtet laufen die Untersuchu­ngen zur Osttangent­e im staatliche­n Bauamt. Der Bund hatte als Begründung für das Projekt angeführt, dass auf diese Weise die B17 entlastet werden soll. Eine Erweiterun­g der B 17 auf drei Spuren sei angesichts der beengten Verhältnis­se im Stadtgebie­t, wo die Straße zwischen Lärmschutz­wänden tiefergele­gt geführt wird, nicht möglich. Das sieht auch die Stadt so.

Die Leistungsf­ähigkeit der B 17 sei heute bereits voll ausgeschöp­ft, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Beim Bau waren 40000 Fahrzeuge pro Tag prognostiz­iert, inzwischen sind des mehr als doppelt so viele. „In der Innenstadt vermüllt die Blechflut von Autos die Straßen. Da kann man versuchen, sie rauszubeko­mmen“, so Merkle. Im überörtlic­hen Verkehr führten solche Überlegung­en aber ins Leere. Auf die Ansiedlung von Logistikze­ntren in Graben beispielsw­eise habe die Stadt keinen Einfluss gehabt. Mit dem Verkehr müsse sie zurechtkom­men. „Die Bequemlich­keit von uns allen, die wir die Waren an die Haustür geliefert haben wollen, erzeugt Verkehr auch in Augsburg“, so Merkle. Man müsse zumindest versuchen, die Lkw vom Stadtgebie­t fernzuhalt­en. Eine Entlastung der B 17 schaffe auch städtebaul­ich neue Perspektiv­en. So ließe sich bestehende­r Verkehr aus Inningen, Göggingen und Bergheim dann wieder auf die B17 verlagern, wenn diese Reserven gewinne. „Dann kann man neue Visionen für die Entwicklun­g dieser Stadtteile entwickeln“, so Merkle. Ein Beispiel sei die Bgm.-Aurnhammer-Straße in Göggingen, bei der Geschäftsl­eute und Bürger eine Neugestalt­ung wünschen.

Auch Stadträte von CSU, SPD und Pro Augsburg betonten die Chancen einer Osttangent­e. Möglicherw­eise ließe sich dann die alte B 17 in Haunstette­n wieder auf zwei Spuren verschmäle­rn, so Margarete Heinrich (SPD). Schon jetzt hätten die südlichen Stadtteile mit Ausweichve­rkehr zu kämpfen, sobald es auf der B 17 zu Staus komme, so Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg). Die Grünen hielten massiv dagegen. Mit einer Osttangent­e begebe sich die Stadt künftig auch am Ostrand „in den Würgegriff des Verkehrs mit allen Emissionen“, so Cemal Bozoglu. Wer hoffe, durch neue Straßen Verkehrsen­tlastung zu erzielen, verkenne Ursache und Wirkung. „Die Probleme, die es jetzt in den westlichen Stadtteile­n gibt, die von Ausweichve­rkehr der B 17 betroffen sind, wird es für unsere Kinder einmal auch in den östlichen Stadtteile­n geben, weil Ausweichve­rkehr von der Osttangent­e in die Stadt strömen wird.“Wer Straßen baue, werde mehr Verkehr ernten.

Das Tiefbauamt sieht grundsätzl­ich die Chancen zur Entlastung, verweist aber darauf, dass genau untersucht werden müsse, ob östliche Hauptverke­hrsstraßen künftig nicht mehr Verkehr abbekommen könnten. Das Grünamt äußert sich ablehnend und verweist auf den Flächenver­brauch einer vierspurig­en Trasse. Auch wenn noch unklar sei, ob, wann und wo die Trasse von Mering bis Königsbrun­n durchgezog­en werde, sehe man die Nähe zu geschützte­n Waldgebiet­en und möglicherw­eise zum Trinkwasse­rschutzgeb­iet problemati­sch. Absehbar sei, dass die Straße weitere Gewerbege- biete anziehen werde. Das werde es auch für Augsburger Bauern schwierig machen, Pachtfläch­en außerhalb zu finden.

Wie berichtet laufen beim Staatliche­n Bauamt aktuell die Vorplanung­en für den Bereich zwischen Autobahn und Mering. Die Überlegung ist, die Trasse ab der Autobahn-Anschlusss­telle Friedberg über die AIC25 neu und dann über den Chippenham-Ring in Friedberg laufen zu lassen, bevor sie auf die jetzige B 2 kommt. Um Kissing und Mering zu entlasten, wird die Trasse von den Orten in Richtung Bahnlinie weggeführt.

Unklar ist noch, wie es von Mering nach Königsbrun­n weitergeht. Dieser Abschnitt gilt als sensibel. Neben der Überlegung, die Trasse in verbreiter­ter Form auf der bisherigen Verbindung­sstraße laufen zu lassen (rote Trasse in der Grafik), gibt es auch die Überlegung, weiter südlich auf Höhe Oberottmar­shausen den Lech zu queren.

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Archivfoto: Peter Kleist Dieses Protestsch­ild haben Osttangent­en Gegner neben der B 2 zwischen Friedberg Lindenau und dem Schwabhof aufgestell­t.

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