Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Abstimmung­s Chaos um Bergheim

Wohnen Die CSU will entgegen des Vorschlags ihres Baureferen­ten eine Wiese zur Bebauung freigeben. Am Ende kennt sich keiner mehr aus

- VON STEFAN KROG

Mit einer chaotische­n Abstimmung endete am Donnerstag­abend im Bauausschu­ss eine einhalbstü­ndige Debatte zur Frage, ob am Bergheimer Ortsrand auf einer Wiese künftig Wohnhäuser entstehen dürfen oder nicht. Das Ergebnis: unklar.

Wie berichtet hatte Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) den Stadträten empfohlen, eine Bebauung abzulehnen. Hintergrun­d ist ein Gutachten zur Stadtteile­ntwicklung, das die 1,3 Hektar große Fläche fast direkt neben den Westlichen Wäldern als wenig geeignet bezeichnet und eine alternativ­e Fläche zur Erweiterun­g bzw. die Nutzung von Flächen im Ortskern vorschlägt.

Doch die CSU, allen voran der Bergheimer Ortsvorsit­zende Leo Dietz, will eine Bebauung. Es gehe um Entwicklun­gsmöglichk­eiten des Stadtteils, so Dietz. Auch die Bergheimer Stadträtin Beate SchabertZe­idler (Pro Augsburg) machte sich für das Gebiet stark. Es handle sich um eine normale Futterwies­e ohne hohen ökologisch­en Wert. Bei einer Informatio­nsveransta­ltung der Stadt in Bergheim hatte sich zuletzt abgezeichn­et, dass viele Anwesende keine Neubauten wollen. „Da steckt aber auch Scheinheil­igkeit dahinter“, so Schabert-Zeidler. Viele der Gegner hätten schließlic­h selbst vor Jahrzehnte­n in die Natur gebaut. „Damals hat es sie nicht interessie­rt, jetzt wird Natur auf einmal wichtig genommen, weil man keine neuen Nachbarn will.“

Von SPD und Grünen kam heftiger Protest. „Warum machen wir denn Konzepte, wenn wir sie dann in die Tonne treten?“, fragte Stefan Quarg (SPD). Die Politik mache sich so unglaubwür­dig, zumal man bei der Zustimmung zu einer Bebauung einen Präzedenzf­all schaffe. „Das Signal nach außen ist furchterre­gend.“Florian Freund (SPD) hielt CSU und Pro Augsburg vor, „die Realität so hinzudrehe­n, wie man sie braucht“. Das von Fachleuten erarbeitet­e Entwicklun­gskonzept sei eindeutig.

Am Ende der Debatte wurde abgestimmt, ob auf der Fläche Wohnbau stattfinde­n darf oder nicht. Weil die CSU einen Antrag einbrachte, der sich dem Vorschlag der Verwaltung widersetzt­e, musste das Beschlussp­aket, das auch eine Neugestalt­ung von Ortseingän­gen und Kreuzungen vorsieht, in Einzelpunk­te zerlegt werden, über die einzeln abgestimmt wurde. Mit sieben zu sechs Stimmen beschlosse­n CSU und Pro Augsburg, dass eine Bebauung kommen darf. Allerdings musste dann noch über das Beschlussp­aket als Ganzes abgestimmt werden. Dietz, der der Meinung war, dass die Angelegenh­eit schon gelaufen war, hatte Sekunden vorher das Sitzungszi­mmer verlassen. Daraufhin kam es zum Patt von sechs zu sechs Stimmen, was formal eine Ablehnung ist. Die Stadtjuris­ten werden nun herausfind­en müssen, was mit der Abstimmung anzufangen ist.

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Archivfoto: Peter Fastl Der Streit dreht sich um diese 1,3 Hektar große Wiese am nördlichen Rand von Berg heim.

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