Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Risse im Bündnis werden sichtbarer
auf der der Kran später befestigt wird. Ihre Pfeiler reichen 14 Meter tief ins Erdreich. Die Untersuchungen sollen noch in den Sommerferien stattfinden.
Zudem muss für die Fassadensanierung der Turm komplett eingerüstet werden. Denkbar wäre es, eine bedruckte Folie an der Außenseite des Gerüsts anzubringen. Anders als bei der Fassadensanierung des Rathauses sei eine Abbildung des Gebäudes beim Perlachturm aber nicht möglich, sagen die Architekten. Grund ist, dass das Gerüst ganz oben wegen des Windes ohne Folie bleiben muss und die Proportionen aufgrund der durch das Gerüst vergrößerten Silhouette nicht mehr stimmen würden.
Denkbar wäre, die Plane mit einem Aufdruck von Elias Holls Holz- zu versehen, das den Turmbau mit Gerüst zeigt. Während das Gerüst steht, ist auch die Turamichele-Aufführung nicht möglich. Die Stadt denkt darüber nach, ein Ersatzschauspiel mit echten Schauspielern auf dem Rathausplatz zu organisieren. Eine solche Lösung hatte es auch nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben, als der Turm kriegsbedingt beschädigt war.
Die Treppe im Turm, der von 40 000 Besuchern pro Jahr bestiegen wird, soll neu konstruiert werden. Die Architekten wollen auf Zwischengeschosse verzichten, um den 30 Meter hohen Mittelteil des Turms samt seinen Fenstern besser erlebbar zu machen. Auf der teils diagonal im Turm verlaufenden stählernen Treppe sind Zwischenpodeste vorgesehen, damit sich aufwerden, und absteigende Besucher nicht in die Quere kommen. Auch der Eingangsbereich wird neu gestaltet. Möglicherweise soll hier der bisherige Rathaus-Shop unterkommen, der aus Gründen des Brandschutzes im Frühjahr aufgegeben wurde.
Die Kosten für die Sanierung des Perlachturms sollen bis zum Herbst ermittelt werden. In ersten Untersuchungen war die Stadt von 2,1 Millionen Euro ausgegangen, wobei darin die marode Innentreppe noch nicht enthalten war. Auch die Verkürzung der Bauzeit von zunächst drei auf jetzt zwei Jahren dürfte das Projekt teurer machen. Auch im benachbarten Rathaus stehen Sanierungen an. Nachdem die West-Fassade schon vor zwei Jahren erneuert wurde, sollen mittelfristig das Dach erneuert und die Ost-Fassade in Anmodell griff genommen werden. Demnächst startet eine Brandschutzsanierung (wir berichteten). Ab 2021 sollen zudem der Obere Fletz, in dem der Stadtrat tagt, und das noch nicht rekonstruierte dritte Fürstenzimmer in Angriff genommen werden. Dafür wird das Rathaus 14 Monate komplett geschlossen werden.
Hintergrund der Maßnahme ist auch, dass im Bereich des Oberen Fletzes an mehreren Stellen Asbest gefunden wurde. Momentan, so das Hochbauamt, seien die Grenzwerte in der Raumluft deutlich unterschritten. Im Zuge der Sanierung wird auch der Sitzungssaal des Stadtrats neu gestaltet und möbliert. Die Kosten werden auf 3,9 Millionen Euro für den Oberen Fletz und 4,9 Millionen Euro für Fürstenzimmer III und IV geschätzt.
In weniger als zwei Jahren wird im Rathaus ein neuer Stadtrat sitzen. Die Zeit des Regierungsbündnisses aus CSU, SPD und Grünen (von der zahlenmäßig schwachen Opposition spöttisch und hilflos zugleich als „ÜberGroße Koalition“bezeichnet) neigt sich dem Ende zu. Die anfangs demonstrativ hergezeigte Einigkeit bekommt Risse, was bei den programmatischen Unterschieden auch kein Wunder ist. Die Strategie, alle strittige Themen hinter verschlossenen Türen auszukarteln, geht immer häufiger nicht auf.
Die Sticheleien aus der CSU gegen Ordnungsreferent Dirk Wurm von der SPD sind nicht zu überhören, aber harmlos. Unübersehbar ist, dass SPD und Grüne versuchen, Akzente zu setzen. Die SPD verweigerte vor einem Jahr die Zustimmung zur AVV-Tarifreform, was aber keinen Koalitionsschaden anrichtete, weil die Mehrheit dafür dank der Grünen stand.
Die Grünen zeigten bei der Fusions-Debatte vor drei Jahren Bündnistreue und bescherten sich selbst eine veritable Zerreißprobe. Zuletzt litt das Image der Partei durch die Baumfällungen am Herrenbach, die ihr Referent umsetzen musste.
Jetzt gehen die Grünen bei Bergheim auf die Barrikaden – sie wissen, dass sie bei den Wählern liefern müssen und eine Antwort haben sollten, wenn sie gefragt werden, wo angesichts vieler flächenverbrauchender Neubauprojekte und einer CSU, die in der Großstadt nicht schlecht damit fährt, sich Versatzstücke grüner Programmatik zu eigen zu machen, die grüne Handschrift bleibt. Man kann dabei nicht einmal sagen, dass sich die Bündnispartner nicht gegenseitig Zugeständnisse machen – die jeweilige Handschrift verschwimmt aber im großen Ganzen.
Dass die Grünen ihre indirekten Drohungen, das Regierungsbündnis zu verlassen, wahr machen, ist nicht konkret absehbar. Es wäre das Eingeständnis, dass es ein Fehler war, mitzuregieren. Die Grünen ließen gestern einmal die Muskeln spielen. Zur Nagelprobe dürfte es aller Voraussicht nach kommen, wenn über eine Bebauung in Radegundis abgestimmt wird – einstweilen wurde das Thema in die Warteschleife geschickt. Handlungsunfähig würde ein Austritt der Grünen die Koalition aus CSU und SPD keinesfalls machen, weil sie immer noch eine komfortable Mehrheit hätte. Allerdings wäre damit der Wahlkampf eröffnet.