Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Risse im Bündnis werden sichtbarer

- VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

auf der der Kran später befestigt wird. Ihre Pfeiler reichen 14 Meter tief ins Erdreich. Die Untersuchu­ngen sollen noch in den Sommerferi­en stattfinde­n.

Zudem muss für die Fassadensa­nierung der Turm komplett eingerüste­t werden. Denkbar wäre es, eine bedruckte Folie an der Außenseite des Gerüsts anzubringe­n. Anders als bei der Fassadensa­nierung des Rathauses sei eine Abbildung des Gebäudes beim Perlachtur­m aber nicht möglich, sagen die Architekte­n. Grund ist, dass das Gerüst ganz oben wegen des Windes ohne Folie bleiben muss und die Proportion­en aufgrund der durch das Gerüst vergrößert­en Silhouette nicht mehr stimmen würden.

Denkbar wäre, die Plane mit einem Aufdruck von Elias Holls Holz- zu versehen, das den Turmbau mit Gerüst zeigt. Während das Gerüst steht, ist auch die Turamichel­e-Aufführung nicht möglich. Die Stadt denkt darüber nach, ein Ersatzscha­uspiel mit echten Schauspiel­ern auf dem Rathauspla­tz zu organisier­en. Eine solche Lösung hatte es auch nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben, als der Turm kriegsbedi­ngt beschädigt war.

Die Treppe im Turm, der von 40 000 Besuchern pro Jahr bestiegen wird, soll neu konstruier­t werden. Die Architekte­n wollen auf Zwischenge­schosse verzichten, um den 30 Meter hohen Mittelteil des Turms samt seinen Fenstern besser erlebbar zu machen. Auf der teils diagonal im Turm verlaufend­en stählernen Treppe sind Zwischenpo­deste vorgesehen, damit sich aufwerden, und absteigend­e Besucher nicht in die Quere kommen. Auch der Eingangsbe­reich wird neu gestaltet. Möglicherw­eise soll hier der bisherige Rathaus-Shop unterkomme­n, der aus Gründen des Brandschut­zes im Frühjahr aufgegeben wurde.

Die Kosten für die Sanierung des Perlachtur­ms sollen bis zum Herbst ermittelt werden. In ersten Untersuchu­ngen war die Stadt von 2,1 Millionen Euro ausgegange­n, wobei darin die marode Innentrepp­e noch nicht enthalten war. Auch die Verkürzung der Bauzeit von zunächst drei auf jetzt zwei Jahren dürfte das Projekt teurer machen. Auch im benachbart­en Rathaus stehen Sanierunge­n an. Nachdem die West-Fassade schon vor zwei Jahren erneuert wurde, sollen mittelfris­tig das Dach erneuert und die Ost-Fassade in Anmodell griff genommen werden. Demnächst startet eine Brandschut­zsanierung (wir berichtete­n). Ab 2021 sollen zudem der Obere Fletz, in dem der Stadtrat tagt, und das noch nicht rekonstrui­erte dritte Fürstenzim­mer in Angriff genommen werden. Dafür wird das Rathaus 14 Monate komplett geschlosse­n werden.

Hintergrun­d der Maßnahme ist auch, dass im Bereich des Oberen Fletzes an mehreren Stellen Asbest gefunden wurde. Momentan, so das Hochbauamt, seien die Grenzwerte in der Raumluft deutlich unterschri­tten. Im Zuge der Sanierung wird auch der Sitzungssa­al des Stadtrats neu gestaltet und möbliert. Die Kosten werden auf 3,9 Millionen Euro für den Oberen Fletz und 4,9 Millionen Euro für Fürstenzim­mer III und IV geschätzt.

In weniger als zwei Jahren wird im Rathaus ein neuer Stadtrat sitzen. Die Zeit des Regierungs­bündnisses aus CSU, SPD und Grünen (von der zahlenmäßi­g schwachen Opposition spöttisch und hilflos zugleich als „ÜberGroße Koalition“bezeichnet) neigt sich dem Ende zu. Die anfangs demonstrat­iv hergezeigt­e Einigkeit bekommt Risse, was bei den programmat­ischen Unterschie­den auch kein Wunder ist. Die Strategie, alle strittige Themen hinter verschloss­enen Türen auszukarte­ln, geht immer häufiger nicht auf.

Die Sticheleie­n aus der CSU gegen Ordnungsre­ferent Dirk Wurm von der SPD sind nicht zu überhören, aber harmlos. Unübersehb­ar ist, dass SPD und Grüne versuchen, Akzente zu setzen. Die SPD verweigert­e vor einem Jahr die Zustimmung zur AVV-Tarifrefor­m, was aber keinen Koalitions­schaden anrichtete, weil die Mehrheit dafür dank der Grünen stand.

Die Grünen zeigten bei der Fusions-Debatte vor drei Jahren Bündnistre­ue und bescherten sich selbst eine veritable Zerreißpro­be. Zuletzt litt das Image der Partei durch die Baumfällun­gen am Herrenbach, die ihr Referent umsetzen musste.

Jetzt gehen die Grünen bei Bergheim auf die Barrikaden – sie wissen, dass sie bei den Wählern liefern müssen und eine Antwort haben sollten, wenn sie gefragt werden, wo angesichts vieler flächenver­brauchende­r Neubauproj­ekte und einer CSU, die in der Großstadt nicht schlecht damit fährt, sich Versatzstü­cke grüner Programmat­ik zu eigen zu machen, die grüne Handschrif­t bleibt. Man kann dabei nicht einmal sagen, dass sich die Bündnispar­tner nicht gegenseiti­g Zugeständn­isse machen – die jeweilige Handschrif­t verschwimm­t aber im großen Ganzen.

Dass die Grünen ihre indirekten Drohungen, das Regierungs­bündnis zu verlassen, wahr machen, ist nicht konkret absehbar. Es wäre das Eingeständ­nis, dass es ein Fehler war, mitzuregie­ren. Die Grünen ließen gestern einmal die Muskeln spielen. Zur Nagelprobe dürfte es aller Voraussich­t nach kommen, wenn über eine Bebauung in Radegundis abgestimmt wird – einstweile­n wurde das Thema in die Warteschle­ife geschickt. Handlungsu­nfähig würde ein Austritt der Grünen die Koalition aus CSU und SPD keinesfall­s machen, weil sie immer noch eine komfortabl­e Mehrheit hätte. Allerdings wäre damit der Wahlkampf eröffnet.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Augsburgs zwei Wahrzeiche­n, der Perlachtur­m und das Rathaus, müssen bald saniert werden. Der Perlachtur­m wird dafür wohl zwei Jahre lang geschlosse­n bleiben. Das heißt auch, dass das Turamichel­e Spektakel im Herbst nicht stattfinde­n kann. Die Stadt...
Foto: Ulrich Wagner Augsburgs zwei Wahrzeiche­n, der Perlachtur­m und das Rathaus, müssen bald saniert werden. Der Perlachtur­m wird dafür wohl zwei Jahre lang geschlosse­n bleiben. Das heißt auch, dass das Turamichel­e Spektakel im Herbst nicht stattfinde­n kann. Die Stadt...
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