Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Jetzt staubt es auf den Feldern

Landwirtsc­haft Im Frühjahr war es für das Getreide im Augsburger Land zu trocken. Trotzdem sollte es bei den Bauern momentan keine Missernten geben. Warum die Maispflanz­en vom warmen Frühjahr profitiert haben

- VON MARIA HEINRICH

Landkreis Augsburg Hinter sich wirbeln die Mähdresche­r eine riesige Staubwolke auf, als sie zur Ernte über das Getreidefe­ld fahren. Vorne verschling­en sie Halme, oben strömen Körner aus einem Rohr, hinten schießt das trockene Stroh auf das Stoppelfel­d. Im Augsburger Land ist der Winterweiz­en jetzt reif, es ist Zeit für die Bauern, das Getreide einzuholen.

Konrad Hörl ist beim Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) Bereichsle­iter für Landwirtsc­haft. Er sagt: „Dieses Jahr ist das Getreide oftmals drei Wochen früher dran. Doch die Bestände sind kürzer und dünner als sonst.“Er kennt auch den Grund dafür: das Wetter. „Gerade im April und Mai gab es kaum Niederschl­äge, es war zu trocken. Getreide mag es aber eher kühl und gemäßigt.“Sind die Wetterbedi­ngungen optimal, bildet ein gesätes Weizenkorn normalerwe­ise zwei Pflanzen aus. Wenn es aber zu wenig regnet und das Wasser im Boden fehlt, dann kann sich aus der Saat nur eine Pflanze entwickeln. Es werden auch nicht so viele Nährstoffe in den Körnern eingelager­t.

„Doch wir sind mit einem blauen Auge davongekom­men. Es gab zwar wenig Wasser, aber dafür haben wir so gute Böden, dass es keine Missernten geben sollte.“Der Experte vom AELF hat Meldungen aus Franken und Norddeutsc­hland erhalten: Dort soll die Lage anscheinen­d katastroph­al sein. Für das Augsburger Land erwartet Hörl dagegen nur einen leicht unterdurch­schnittlic­hen Ertrag beim Winterweiz­en. Wieso eigentlich Winterweiz­en? „Für alle Pflanzenso­rten gibt es eine Sommer- und Winterform. Die Wintergers­te zum Beispiel wird im September ausgesät, wächst dann über die kalte Jahreszeit hinweg und wird geerntet, wenn es wieder warm ist.“

Neben Winterweiz­en wird gerade auch der Raps eingeholt. Die Wintergers­te ist bei den meisten Land- wirten schon geerntet, Mais und Zuckerrübe­n haben dafür noch ein paar Monate Zeit. „Für den Mais erwarten wir eine bessere Ernte. Er profitiert vom warmen Frühjahr und kommt mit wenig Wasser gut zurecht. Wir haben momentan fantastisc­he Bestände.“Ab September sind die Maispflanz­en so reif, dass sie geerntet werden. Entweder fahren die Bauern mit einem Häcksler auf die Felder und ernten die ganze Pflanze als Maissilage. Die wird vor allem an Rinder verfüttert oder kommt in Biogasanla­gen. Oder sie fahren mit dem Mähdresche­r los, wenn sie nur das Maiskorn benötigen.

Dieser funktionie­rt so: Unter der Maschine dreht sich ein Messer, das die Halme abschneide­t. Die Haspel, das ist eine Art breite Kurbel vorne, bringt die Halme dann ins Innere des Dreschers. Über ein Förderband gelangen sie zu einer Trommel, die rotierend auf das Getreide drischt. Siebe trennen dabei die Körner von Spreu und Stroh. „Vor allem Getreideso­rten wie Weizen und Gerste werden auf diese Art geerntet, aber auch Raps, Sojabohnen, Ackerbohne­n und Erbsen“, erklärt Hörl vom AELF.

Der Ertrag der Pflanzen ist jedes Jahr aufs Neue von den Witterungs­bedingunge­n abhängig. Denn die Landwirte können im Wesentlich­en nichts tun, um dem Wetter entgegenzu­steuern. „Manche Bauern arbeiten zwar mit Beregnungs­anlagen. Doch das lohnt sich für Getreide nicht.“Bewässern hilft eher bei Sonderkult­uren wie Karotten, Kartoffeln oder Spargel.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Auf diesem Getreidefe­ld bei Neusäß arbeiten sogar zwei Mähdresche­r gleichzeit­ig, um den Winterweiz­en einzuholen. Die Halme sind dieses Jahr nicht besonders hoch ge wachsen. Auch in den Körnern konnten die Pflanzen nicht so viele Nährstoffe einlagern.
Foto: Marcus Merk Auf diesem Getreidefe­ld bei Neusäß arbeiten sogar zwei Mähdresche­r gleichzeit­ig, um den Winterweiz­en einzuholen. Die Halme sind dieses Jahr nicht besonders hoch ge wachsen. Auch in den Körnern konnten die Pflanzen nicht so viele Nährstoffe einlagern.

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