Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neueinstellung: Wie Fachkräfte richtig verhandeln
Arbeitswelt Gerade in den Bereichen Informatik und Technik wird händeringend nach Angestellten gesucht. Bewerber können deshalb mit vielen Boni rechnen. Aber auch nicht alles fordern. Was zu beachten ist
Berlin Hohes Gehalt, Weihnachtsund Urlaubsgeld, Gewinnbeteiligung und ein Firmenwagen: Solche Leistungen gehören mitunter zum Standard, wenn Unternehmen begehrte Fachkräfte an sich binden wollen. „Allerdings müssen Bewerber die Sache differenziert betrachten“, warnt Frank Schabel, Sprecher der Personalberatung Hays. „Nur weil in bestimmten Bereichen Fachkräfte der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (abgekürzt MINT) gesucht werden, bedeutet dies nicht, dass jeder Bewerber mit MINT-Background alles fordern kann.“Was ist also zu beachten?
Wie sollten Fachkräfte am besten vorgehen?
Zunächst rät Schabel, die Marktlage zu checken: „Jobbörsen, Foren, Netzwerke können Aufschluss darüber geben, wie gefragt eine bestimmte Qualifikation ist.“Im ITBereich seien derzeit etwa Experten für Datensicherheit und -analyse oder im Bereich Künstliche Intelligenz besonders gefragt. Hohe Forderungen sollten Fachkräfte nur stellen, wenn sie sich sicher sind, sie pokern können und die Nachfrage auch wirklich groß ist.
Wie können Fachkräfte Forderungen stellen?
Mit etwas Feingefühl, Vorbereitung und intelligenten Fragen: „Ich empfehle bestimmte Bereiche, die einem persönlich wichtig sind, erst mal vorsichtig im Gespräch mit offenen Fragen abzuklopfen“, rät Schabel. Wenn jemand beispielsweise gerne einen Tag in der Woche zu Hause arbeiten möchte, kann der Bewerber fragen: „Wie handhaben Sie in Ihrem Unternehmen eigentlich flexible Arbeitszeit- und ArbeitsplatzModelle?“Durch die Antwort bekommt man ein Gespür dafür, welche Einstellung das Gegenüber dazu hat. Wichtige Wünsche sollten Bewerber klar ansprechen. Will jedass mand etwa ein bis zwei Tage im Home Office arbeiten oder sich innerhalb der Firma weiterentwickeln, sollte das der Vorgesetzte schon beim Bewerbungsgespräch erfahren. Ist der Arbeitsvertrag erst einmal unterschrieben, wird es schwierig, dies anders zu regeln. Am Ende sind dann beide Seiten frustriert.
Welche Themen sind Bewerbern besonders wichtig?
„Unsere Erfahrung zeigt, dass für viele Fachkräfte die Vereinbarkeit von Familie beziehungsweise Freizeit und Beruf wichtig ist“, sagt Schabel. Sprich: Flexible Arbeitszeiten und die Option auf Home Office sind attraktiv, wenn ein Unternehmen Fachkräfte an sich binden will. Aber auch Sinnhaftigkeit der Arbeit und die Chance, sich innerhalb der Firma zu entwickeln, können für Bewerber ausschlaggebend sein.
Welche Leistungen bieten Firmen noch an?
Zum Teil bieten Arbeitgeber eine betriebliche Altersvorsorge an. Auch die Gestaltung von Arbeitsplätzen sowie Teambuilding-Maßnahmen können weitere Argumente sein, warum sich ein Bewerber für ein Unternehmen entscheidet. Auch mit einer konkreten Unterstützung im Alltag können Firmen punkten: „Sie helfen dann beispielsweise dabei, einen Job für den Partner zu finden, wenn die Fachkraft ins Ausland gehen soll oder in eine neue Stadt umziehen muss.“Manche Unternehmen seien auch bei der Wohnungssuche behilflich. Oft übernehmen sie die Kosten für den Umzug in eine andere Stadt. Und einige Firmen bieten ihren Mitarbeitern auch eine Betreuung für die Kinder an oder helfen bei der Kitaplatz-Suche.
Welche Rolle spielt das Gehalt?
„Auch wenn Experten und Studien zum Teil etwas anderes behaupten: Das Gehalt ist vielen Bewerbern wichtig“, sagt Schabel. Dabei komme es nicht nur auf eine hohe Vergütung an, sondern vielmehr auf das Gefühl von Wertschätzung und Gerechtigkeit. „Die Bezahlung sollte im Vergleich zu Kollegen und der eigenen Qualifikation nachvollziehbar, gerecht und angemessen sein“, sagt Schabel. Isabelle Modler, dpa