Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So gut läuft der Süchtigent­reff in Oberhausen

Soziales Die Einrichtun­g am Helmut-Haller-Platz war vor dem Start im Juni ein Politikum. Nun ist die Anlaufstel­le für Suchtkrank­e seit einigen Wochen offen. Sie wird von den Betroffene­n angenommen, wie eine Stippvisit­e zeigt

- VON JAN KANDZORA

Wenn der Süchtigent­reff öffnet, ist der Kaffee für die Besucher schon fertig. Er kostet hier nichts, andere Getränke auch nur wenig: Limo und Apfelschor­le etwa sind jeweils für 50 Cent zu haben, Wasser gibt’s für 30. An diesem Nachmittag sitzen gut ein Dutzend Männer und Frauen an den Tischen in der Einrichtun­g am Oberhauser Bahnhof, quatschen, rauchen und trinken. Wasser, Kaffee, Schorle, einige auch ein Bier. Das gibt es hier nicht zu kaufen. Die Flaschen haben sich die Besucher selber mitgebrach­t, für die der „BeTreff“gedacht ist, wie die Einrichtun­g offiziell heißt. Sie richtet sich an suchtkrank­e Menschen. Dass sie Bier dabei haben, ist okay. „Der Konsum von niedrigpro­zentigem Alkohol ist in angemessen­em Umfang gestattet“, heißt es in der Hausordnun­g, die gleich am Eingang hängt. Und: „Hunde an die Leine!“

Eine durchaus sinnige Vorgabe, wie sich zeigt: Der ein oder andere, der hier in die Räume in der Branderstr­aße spaziert, hat einen Vierbeiner dabei. Es gebe viele Menschen, die ihren Hund mitbringen, sagt auch Katrin Wimmer von der Drogenhilf­e Schwaben. Die Sozialpäda­gogin arbeitet in der Einrichtun­g, seit diese erstmals geöffnet hat: seit Mitte Juni also. Der Treff soll eine Anlaufstel­le für Süchtige sein, ein Hilfsangeb­ot auch. Mitarbeite­r der Drogenhilf­e und des katholisch­en Sozialverb­ands SKM kümmern sich hier um Suchtkrank­e. „Wir sind oft die letzten drogenfrei­en Kontakte, die die Menschen noch haben“, sagt Wimmer.

Im Vorfeld war lange um den Süchtigent­reff debattiert worden: um den Standort, um mögliche Auswirkung­en für Anwohner, um die Frage, ob die Einrichtun­g als Magnet für auswärtige Suchtkrank­e dienen könnte. Viel Aufregung. Ein paar Wochen nach der Eröffnung ist die Lage ziemlich ruhig. „Wir sind froh mit dem Beginn“, sagt Wimmer. Rund 60 Menschen kommen täglich in die ehemalige Apotheke am Bahnhof. Menschen, die alkoholabh­ängig sind, aber auch Süchtige, die härtere Drogen konsumiere­n. Probleme zwischen diesen beiden Gruppen gebe es bislang nicht, sagt Wimmer. Und es kämen auch nur Klienten vom Oberhauser Bahnhof, keine Auswärtige­n. Es sind Menschen wie Harry, der eigentlich anders heißt, seinen echten Namen aber nicht unbedingt in der Zeitung lesen will. Ein Foto muss auch nicht sein, der Familie wegen.

Harry sagt, er sei abhängig, seit er 15 oder 16 war. „Polytox“sei er, also von mehreren Substanzen abhängig. Am Helmut-Haller-Platz hat er sich schon länger aufgehalte­n, seit Juni nun geht er ein bis zwei Mal die Woche in den Süchtigent­reff. Er kommt aus Oberhausen, der Weg in die Innenstadt zu dortigen Hilfseinri­chtungen war ihm oft zu weit, berichtet er. „Hier gibt es Ansprechpa­rtner“, sagt er. Menschen, mit denen man mal ein ordentlich­es Gespräch führen könne. „Wie die Kati, also Frau Wimmer.“Wenn die Sozialpäda­gogen vor Ort sich mit den Süchtigen in Ruhe unterhalte­n wollen, gehen sie in eines der Büros hier, nicht in den Eingangsra­um, der an ein kleines Café erinnert. Es gehe bei den Beratungen um persönlich­e Dinge, um Behördengä­nge, um Vermittlun­gen an Ärzte oder medizinisc­he Einrichtun­gen, sagt Wimmer. Man habe viele der Klienten an andere Stellen vermittelt, sagt ihre Kollegin Carina Huber vom Sozialverb­and SKM. Das klappe also.

Insgesamt sechs Sozialpäda­gogen arbeiten im „BeTreff“, der aktuell vier Tage die Woche jeweils vier Stunden offen hat. Immer zwei der Mitarbeite­r von SKM und Drogenhilf­e sind gleichzeit­ig vor Ort. Probleme mit Anwohnern, sagen sowohl Wimmer als auch Huber, gab es bislang noch nicht. Eher Neugierde. Zu Anfang sei schon mal jemand von den Nachbarn reingekomm­en, um sich das alles mal anzuschaue­n. Vor allem aber werde der Treff von

Im Vorfeld wurde lange um die Einrichtun­g debattiert

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