Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Standort ist besser, der Rest muss sich zeigen

- VON JAN KANDZORA jaka@augsburger allgemeine.de

der Zielgruppe angenommen. Ob er auch dabei mithelfen kann, die Situation am Helmut-Haller-Platz zu verbessern, der ja ein Treffpunkt der Alkoholike­r- und Drogenszen­e ist? Um das zu sagen, sei es zu früh, sagt Wimmer. Auf Dauer werde sich aber die psychosozi­ale Situation der Klienten verbessern.

Auch Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) will noch kein Zwischenfa­zit ziehen. Der Start aber sei „sehr gelungen“, sagt er. Der Treff sei seiner Funktion, ein niederschw­elliges Angebot für Suchtkrank­e zu bieten, gleich zu Beginn gerecht geworden. Er erreiche auch Menschen, die mit dem Hilfesyste­m bislang nicht vertraut gewesen sein. Im September werde es voraussich­tlich einen „Runden Tisch“mit den Anwohnern geben. Hätte es Probleme gegeben, hätte man den schon früher organisier­t. Da das nicht der Fall gewesen sei, mache man es erst dann. Im Dezember wolle er eine Zwischenbi­lanz im zuständige­n Ausschuss präsentier­en, dann gebe es den Treff sechs Monate. Der Mietvertra­g für die Räume der ehemaligen Apotheke läuft bis Mitte 2020. Schon 2019 müsse man aber entscheide­n, ob es weitergehe­n solle, sagt Wurm. Bis dahin braucht es eine „handfeste Evaluierun­g“. Erst einmal wird der Süchtigent­reff seine Öffnungsze­iten erweitern, auf fünf Tage die Woche. Vermutlich ab September wird die Einrichtun­g Suchtkrank­en auch am Montag zur Verfügung stehen. »Kommentar

Es ist zu früh, um zu bewerten, ob der Süchtigent­reff am Oberhauser Bahnhof dauerhaft dabei hilft, die Situation dort zu verbessern. Heißt: die Attraktivi­tät des Helmut-Haller-Platzes zu erhöhen, der zwar kein richtiger Brennpunkt ist, aber als einer gilt. Wenig einladend, oft auch unangenehm, sind der Bahnhof und sein Vorplatz jedoch schon, private Initiative­n wie das aktuell laufende Festival „Sommer am Kiez“, die den Platz beleben und aufwerten, ändern daran nur temporär etwas.

Schon jetzt aber lässt sich sagen, dass der Treff ein hilfreiche­s Angebot für suchtkrank­e Menschen ist. Er schafft eine Betreuungs­möglichkei­t, wo es bislang keine gab: direkt dort, wo sich viele Menschen aus der Alkoholike­r- und Süchtigens­zene der Stadt aufhalten. Die Diskussion­en im Vorfeld der Eröffnung des Treffs haben nicht nur dazu geführt, dass die Belange und Argumente von Anwohnern, Polizisten und Sozialarbe­itern öffentlich in den Fokus rückten, sie hatten auch ein ganz praktische­s Ergebnis: Der Süchtigent­reff ist nun nicht in der Dinglerstr­aße angesiedel­t, was ursprüngli­ch geplant war und bedeutet hätte, dass das Angebot schon ein gutes Stück vom Bahnhof entfernt gewesen wäre, sondern direkt am Helmut-Haller-Platz selbst.

Es ist sicherlich der geeigneter­e Standort. Es ist der richtige Ansatz, an Ort und Stelle ein Betreuungs­angebot für Süchtige zu schaffen. Eine bislang offene Frage ist, ob oder welche Auswirkung­en der „BeTreff“für die Anwohner hat. Eine Frage der Kosten ist das Angebot allerdings nicht. Sie liegen bei 220000 Euro pro Jahr. Das ist, zum Vergleich, nicht viel mehr, als der Betrag, der zuletzt für die Sicherheit­smaßnahmen während der „Sommernäch­te“veranschla­gt wurde.

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Fotos: Philipp Kiehl „BeTreff“heißt die neue Anlaufstel­le für Süchtige in Oberhausen. Seit Mitte Juni hat sie geöffnet, viele Menschen, die sonst am Oberhauser Bahnhof standen und tranken, kommen nun regelmäßig hierher.
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Carina Huber vom Sozialverb­and SKM Augsburg (links) und Katrin Wimmer von der Drogenhilf­e arbeiten im Süchtigent­reff in Oberhausen.
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