Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Baugenehmigung im Oktober?
Bahnhof Gersthofen muss die Pläne für das Bahnhofsareal noch einmal auslegen. Auch wenn gut zehn Millionen Euro investiert werden – WCs sind nicht geplant
Eine neue Unterführung für die Bahnhofstraße unter der Bahnlinie Augsburg–Donauwörth, daneben ein Kreisverkehr mit 35 Metern Durchmesser zwischen Beethovenstraße und Hery-Park: Aufwendig wird die Neugestaltung des Gersthofer Bahnhofsgeländes. Derzeit ist das Projekt noch im Plan. Aber auch wenn der Umbau mindestens zehn Millionen Euro kosten wird – auf Toiletten am Haltepunkt wird verzichtet.
Argumente für die Ablehnung der WCs waren, dass es keine kommuale Grundaufgabe sei, solche Anlagen am Bahnhof zu betreiben, die teuere Wartung sowie die Gefahr, dass diese zu Vandalismus einladen könnten. Außerdem habe sich die Bahn geweigert, selbst WCs einzurichten oder sich am Unterhalt zu beteiligen.
Große zeitliche Puffer stehen nicht mehr zur Verfügung: Denn die Deutsche Bahn hat mit dreijährigem Vorlauf eine „Sperrpause“von Dienstag bis Sonntag, 19. bis 24. Juni 2019 genehmigt. Nur Tage bleiben dann, um die neue Unterführung der Bahnhof-/Gersthofer Straße unter dem Gleiskörper einzuschieben. Dafür wird die Bahnlinie gesperrt – die überregionalen Züge werden, wie im Mai bei der Bahnbrücke zwischen Gersthofen und Gablingen, umgeleitet.
Nach einigen Äußerungen bei der Auslegung des Bebauungsplans, musste dieser jetzt im Textteil noch konkretisiert und daher noch einmal ausgelegt werden. Darüber wird in der Sitzung des Stadtrats am heutigen Mittwoch, 25. Juli, ab 18 Uhr im Rathaus entschieden. Gersthofens Bürgermeister Michael Wörle rechnet damit, dass bis zum Oktober die Genehmigung des Eisenbahnbundesamts für das Bauvorhaben vorliegen wird. „Die Objektplanung läuft, die Ausschreibungsunterlagen sind parat.“Allerdings werden sich Wörle zufolge die Gesamtkosten von zehn Millionen Euro für das Projekt wohl nicht halten lassen. „Aufgrund der Marktsituation lagen im Tiefbaubereich die Angebote bei unseren jüngsten Ausschreibungen im Vergleich jeweils 40 Prozent höher, als noch vor zwei Jahren zu erwarten war.“
Wie berichtet, sollen die Zugbenutzer künftig über einen Tunnel auf die andere Seite der Bahnlinie Augsburg–Donauwörth gelangen können. Über Aufzüge werden die Bahnsteige barrierefrei erreichbar gemacht. Weiter führt eine lange Rampe hinunter zur Bushaltestelle an der Bahnhofstraße. Dafür müssen demnächst in Absprache mit den Naturschutzbehörden 20 bis 40 Zauneidechsen umgesiedelt werden, die am Gleiskörper lebten. Ihnen hat man eine neue Fläche beim früheren Gelände der Gärtnerei Ortolf westlich der Bahnlinie hergerichtet.
Wörle rechnet mit einem Beginn der vorbereitenden Arbeiten im Frühjahr 2019. Auf Höhe der östlichen Auffahrt zum Bahnhofsgelände soll im Vorfeld das Brückenbauwerk entstehen – ähnlich wie weiter nördlich zwischen Gersthofen und Gablingen. In den Sperrtagen wird es an seinen Platz geschoben. Danach können die Bahnbenutzer durch eine „Röhre“von einer Seite der Bahnlinie zur anderen gelangen, ohne den Umweg über die Bahnhof-/Gersthofer Straße nehmen zu müssen. Von dem Tunnel aus gelangt man über zwei Aufzüge zu den jeweiligen Bahnsteigen.
Gezählt sein sollen auch die Tage langer Auto-Warteschlangen an der Ein- und Ausfahrt zum Hery-Park sowie in die Beethovenstraße. Die Ampel ersetzt hier ein Kreisverkehr mit 35 Metern Durchmesser. Laut Gutachten ist der Verkehrsfluss dann künftig frei, und es ergeben sich keine Behinderungen. Für die aus der Gersthofer Stadtmitte kommenden Autos gibt’s eine direkte Rechtsabbiegespur in den HeryPark.
Die Bushaltestellen werden wegen des Kreisverkehrs verschoben und barrierefrei zugänglich. Das bestehende verwilderte Wäldchen, in dem unter anderem schützenswerte Fledermausarten gefunden wurden und Saatkrähen leben, soll weitgehend erhalten bleiben.
Der Unteren Naturschutzbehörde waren diese Baumaßnahmen allerdings zu viel. Damit „ erleidet das Bahnhofswäldchen und damit der Lebensraum der seltenen und deswegen unter Schutz gestellten Arten empfindliche Verluste“, so die Stellungnahme. Daher sollte es vollständig im jetzigen Zustand erhalten und als Wald oder „Gehölz ohne forstliche Nutzung“festgesetzt werden.
Die gesamte Baumaßnahme soll dem Bürgermeister zufolge Ende 2020 abgeschlossen werden.