Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Zeugen der Vergangenh­eit

Geschichte Immer wieder gibt es in Thierhaupt­en archäologi­sche Funde, die Aufsehen erregen. Mit einem Rundweg soll nun deren Bedeutung erklärt werden

- VON ANDREAS DENGLER

Thierhaupt­en Auf historisch­e Spurensuch­e kann man in Thierhaupt­en vielerorts gehen. Ob das ehemalige Benediktin­erkloster, die Mühle oder das Heimat- und Trachtenmu­seum – sie zeugen von der langen Geschichte des Ortes. Aber Thierhaupt­ens Geschichte beginnt schon viel früher. Künftig soll ein Lehrpfad auch die Zeit vor der Klostergrü­ndung veranschau­lichen. Ein Rundgang führt zu Informatio­nstafeln an sechs archäologi­schen Fundorten im Gemeindege­biet.

Der Freundeskr­eis Kloster verschreib­t sich nicht nur der Pflege der Klosteranl­age, sondern auch der Ortsgeschi­chte vor der Gründung der Abtei. Gemeinsam mit dem pensionier­ten Archäologe­n Peter Schenk aus Thierhaupt­en wurde der geplante Lehrpfad entwickelt. Im Herbst werden die Tafeln angebracht, sagte die Vorsitzend­e des Freundeskr­eises, Nadine Ludl. Dann sei auch eine Exkursion zu den einzelnen Standorten geplant.

Die erste Tafel werde auf Höhe der erst kürzlich renovierte­n Pestkapell­e im nördlichen Gemeindebe­reich aufgestell­t. Bei Straßenarb­eiten sei man dort im Jahre 1982 auf mehrere Keltengräb­er gestoßen, erklärte Schenk. Vor allem die zahlreiche­n Grabbeigab­en geben Aufschluss über die Besiedlung rund 200 Jahre vor Christus. Neben einem gebogenen Schwert in einem Männergrab wurde dort auch eine bronzene Gürtelkett­e in einem Frauengrab entdeckt.

Der promoviert­e Archäologe Schenk war beim Bayerische­n Lan- für Denkmalpfl­ege im Kloster Thierhaupt­en tätig. Daher war er an vielen Ausgrabung­en in der Region beteiligt. Auch nach seiner Pensionier­ung erforscht der WahlThierh­auptener die lokale Geschichte. Neben dem Mittelalte­r gehört auch die Römerzeit zu seinen Spezialgeb­ieten.

Zwei weitere Schautafel­n werden rund um das Kloster im Ortskern aufgestell­t. So wird künftig eine Infotafel an die Körpergräb­er und an den Brunnen auf dem Grundstück der Kindertage­sstätte erinnern. Beide Funde wurden bei Bauarbeite­n entdeckt.

Die Skelette datiert der Experte auf das 19. Jahrhunder­t zurück. Die Körper mussten nach der Säkularisa­tion dort bestattet worden sein, da dort auch weibliche Leichen gefunden wurden. Solange Mönche das Kloster bewirtscha­fteten, wäre die Bestattung von Frauen auf dem Areal undenkbar gewesen, erklärte Schenk seine Schlussfol­gerung.

Aber auch wie die Klostermau­er einst verlief, soll mit einer Schautafel am Klosterber­g verdeutlic­ht werden. Im Quellgebie­t des Brunnenwas­sers unweit der Weidefläch­en der Auerochsen wurde ein Baumsarg aus dem Frühmittel­alter entdeckt. Dank der Holzüberre­ste konnte das Alter des Sargs genau erdesamt mittelt werden, so Schenk. Im Jahre 557 wurde dort eine erwachsene Frau bestattet. Aber auch ein Leitungssy­stem aus Holz wurde in dem Gebiet gefunden. Das exakte Alter der Wasserrohr­e aus Kiefernhol­z könne aber derzeit noch nicht bestimmt werden.

Weitere Tafeln werden südlich von Thierhaupt­en entlang des Radwegs und des Hochwasser­schutzwall­s aufgestell­t. Zwischen Thierhaupt­en und Mühlhausen schlummern noch heute viele Hinterlass­enschaften aus der Römerzeit. Spannend sei an den römischen Spuren im Süden der Gemeinde, dass durch die Besiedlung auch die Vermutung bestätigt werde, dass östlich des Lechs eine Verbindung­sroute zur Donau bestand, schildert der Archäologe.

Bereits jetzt können die Fundstücke der vergangene­n Jahrzehnte in Schaukäste­n im Konventgeb­äude bestaunt werden. In Zukunft sollen die Funde aber noch besser zur Geltung kommen: Der Fördervere­in will die Ausstellun­g in den kommenden Monaten mithilfe von Schenk neugestalt­en. Und auch weitere Schautafel­n für den Lehrpfad sind für die kommenden Jahre geplant. Realisiert werden kann der Lehrpfad durch eine staatliche Förderung. Foto: Andreas Dengler

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Archivfoto: Marcus Merk Bei Ausgrabung­en sind Archäologe­n in der Region immer wieder erfolgreic­h. So wurden in Thierhaupt­en unter dem Spielplatz der Kindertage­sstätte St. Peter und Paul Ske lette gefunden.
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Peter Schenk

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