Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Zeugen der Vergangenheit
Geschichte Immer wieder gibt es in Thierhaupten archäologische Funde, die Aufsehen erregen. Mit einem Rundweg soll nun deren Bedeutung erklärt werden
Thierhaupten Auf historische Spurensuche kann man in Thierhaupten vielerorts gehen. Ob das ehemalige Benediktinerkloster, die Mühle oder das Heimat- und Trachtenmuseum – sie zeugen von der langen Geschichte des Ortes. Aber Thierhauptens Geschichte beginnt schon viel früher. Künftig soll ein Lehrpfad auch die Zeit vor der Klostergründung veranschaulichen. Ein Rundgang führt zu Informationstafeln an sechs archäologischen Fundorten im Gemeindegebiet.
Der Freundeskreis Kloster verschreibt sich nicht nur der Pflege der Klosteranlage, sondern auch der Ortsgeschichte vor der Gründung der Abtei. Gemeinsam mit dem pensionierten Archäologen Peter Schenk aus Thierhaupten wurde der geplante Lehrpfad entwickelt. Im Herbst werden die Tafeln angebracht, sagte die Vorsitzende des Freundeskreises, Nadine Ludl. Dann sei auch eine Exkursion zu den einzelnen Standorten geplant.
Die erste Tafel werde auf Höhe der erst kürzlich renovierten Pestkapelle im nördlichen Gemeindebereich aufgestellt. Bei Straßenarbeiten sei man dort im Jahre 1982 auf mehrere Keltengräber gestoßen, erklärte Schenk. Vor allem die zahlreichen Grabbeigaben geben Aufschluss über die Besiedlung rund 200 Jahre vor Christus. Neben einem gebogenen Schwert in einem Männergrab wurde dort auch eine bronzene Gürtelkette in einem Frauengrab entdeckt.
Der promovierte Archäologe Schenk war beim Bayerischen Lan- für Denkmalpflege im Kloster Thierhaupten tätig. Daher war er an vielen Ausgrabungen in der Region beteiligt. Auch nach seiner Pensionierung erforscht der WahlThierhauptener die lokale Geschichte. Neben dem Mittelalter gehört auch die Römerzeit zu seinen Spezialgebieten.
Zwei weitere Schautafeln werden rund um das Kloster im Ortskern aufgestellt. So wird künftig eine Infotafel an die Körpergräber und an den Brunnen auf dem Grundstück der Kindertagesstätte erinnern. Beide Funde wurden bei Bauarbeiten entdeckt.
Die Skelette datiert der Experte auf das 19. Jahrhundert zurück. Die Körper mussten nach der Säkularisation dort bestattet worden sein, da dort auch weibliche Leichen gefunden wurden. Solange Mönche das Kloster bewirtschafteten, wäre die Bestattung von Frauen auf dem Areal undenkbar gewesen, erklärte Schenk seine Schlussfolgerung.
Aber auch wie die Klostermauer einst verlief, soll mit einer Schautafel am Klosterberg verdeutlicht werden. Im Quellgebiet des Brunnenwassers unweit der Weideflächen der Auerochsen wurde ein Baumsarg aus dem Frühmittelalter entdeckt. Dank der Holzüberreste konnte das Alter des Sargs genau erdesamt mittelt werden, so Schenk. Im Jahre 557 wurde dort eine erwachsene Frau bestattet. Aber auch ein Leitungssystem aus Holz wurde in dem Gebiet gefunden. Das exakte Alter der Wasserrohre aus Kiefernholz könne aber derzeit noch nicht bestimmt werden.
Weitere Tafeln werden südlich von Thierhaupten entlang des Radwegs und des Hochwasserschutzwalls aufgestellt. Zwischen Thierhaupten und Mühlhausen schlummern noch heute viele Hinterlassenschaften aus der Römerzeit. Spannend sei an den römischen Spuren im Süden der Gemeinde, dass durch die Besiedlung auch die Vermutung bestätigt werde, dass östlich des Lechs eine Verbindungsroute zur Donau bestand, schildert der Archäologe.
Bereits jetzt können die Fundstücke der vergangenen Jahrzehnte in Schaukästen im Konventgebäude bestaunt werden. In Zukunft sollen die Funde aber noch besser zur Geltung kommen: Der Förderverein will die Ausstellung in den kommenden Monaten mithilfe von Schenk neugestalten. Und auch weitere Schautafeln für den Lehrpfad sind für die kommenden Jahre geplant. Realisiert werden kann der Lehrpfad durch eine staatliche Förderung. Foto: Andreas Dengler