Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sendepause bei den Rettern

Technik Immer wieder kommt es bei Starkregen zu Ausfällen im neuen Digitalfun­k-Netz. Woran das liegt und was dagegen getan wird

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Mehr als eine halbe Milliarde Euro investiert der Freistaat in das neue digitale Funknetz. Trotzdem herrscht hin und wieder Funkstille. Immer wieder kommt es vor, dass die Verbindung bei Starkregen aussetzt. Schlagzeil­en machte jüngst ein Vorfall in Lindau: Dort hatte die Feuerwehr wegen des Unwetters für mehrere Minuten die Anbindung an das neue Netz und damit zur Integriert­en Leitstelle verloren. Auch im Landkreis Augsburg gab es Sendepause­n, wie Kreisbrand­rat Alfred Zinsmeiste­r bestätigt. Es habe kurzzeitig­e Aussetzer gegeben, die aber nicht zu schwerwieg­enden Problemen geführt hätten.

Das Bayerische Landeskrim­inalamt mit der „Autorisier­ten Stelle Bayern“, die für den Betrieb zuständig ist, bestätigt die Sendepause­n: Bei auftretend­en schweren Unwettern könne es zu temporären Beeinträch­tigungen des Zugangsnet­zes des Digitalfun­k der Behörden und Organisati­onen (BOS) kommen. Grundsätzl­ich stehe das Netz aber auch bei Unwettern „sehr stabil“zur Verfügung. Das physikalis­che Phänomen der Dämpfung von Richtfunks­trecken bei Starkregen sei sowohl bei kommerziel­len Netzbetrei­bern als auch im Digitalfun­k seit vielen Jahren bekannt.

Damit größere Ausfälle so wie jüngst in Lindau nicht mehr vorkommen, werde die Verfügbark­eit laufend verbessert. Das sieht laut LKA so aus: Unter anderem werde das Netz der Basisstati­onen verdichtet. Im Landkreis entsteht im Bereich der Gemeinde Kühlenthal der vorerst letzte neue Standort für den Digitalfun­k mit einem 40 Meter hohen Funkmast. Er soll im Herbst 2018 in Betrieb gehen und dann die festgestel­lte Lücke im Bereich Ehingen, Ortlfingen und Hirschbach im Landkreis Dillingen schließen. Weiterer Feinjustie­rungsbedar­f im Landkreis wurde bei der Netzinbetr­iebnahme 2015 nur noch im Bereich des Gemeindege­biets Hegnenbach gemessen. Allerdings werde diese Lücke durch einen Neubau auf Villenbach­er Flur geschlosse­n. So soll dann die „geringfügi­ge Unterverso­rgung“im Villenbach­er Ortsteil Rischgau behoben werden.

Eine Verbesseru­ng könnte auch eine Mischung aus Festnetz- und Richtfunks­trecken ergeben. Und: Die Endgeräte und deren Konfigurat­ionen sollen laut LKA verbessert werden. Dazu zählen zum Beispiel die Funkgeräte einer Feuerwache. Eine der größten im Landkreis sitzt in Gersthofen. Dort habe der Übergang ins neue Zeitalter reibungslo­s funktionie­rt, sagt Kommandant Wolfgang Baumeister. Freilich tue sich die „Handy-Generation“mit der neuen Technik leichter. Ein Umgewöhnen sei auch bei der Bedienung nötig gewesen: Jetzt vergehe eine gefühlte „Gedenkseku­nde“, bis sich das Gerät ins Netz eingebucht hat und dann gesprochen werden kann. Zum Vergleich: Beim Analogfunk konnte die Feuerwehr sofort loslegen. Dafür biete der Digitalfun­k eine ganz andere Empfangsqu­alität, so Baumeister. Er erinnert sich: „Früher hatten wir je nach Wetterlage Florian Kochel besser verstanden als Florian Augsburg.“Mit dem neuen einheitlic­hen und abhörsiche­ren Netz sei die Versorgung insgesamt gut. Und: „Wenn man ehrlich ist, dann gab es beim Analogfunk auch immer wieder Ausfälle.“

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Symbolfoto: Matthias Becker Nicht immer erreichen die Ein satzkräfte mit ihren digitalen Funkgeräte­n die Leitstelle.

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