Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sendepause bei den Rettern
Technik Immer wieder kommt es bei Starkregen zu Ausfällen im neuen Digitalfunk-Netz. Woran das liegt und was dagegen getan wird
Landkreis Augsburg Mehr als eine halbe Milliarde Euro investiert der Freistaat in das neue digitale Funknetz. Trotzdem herrscht hin und wieder Funkstille. Immer wieder kommt es vor, dass die Verbindung bei Starkregen aussetzt. Schlagzeilen machte jüngst ein Vorfall in Lindau: Dort hatte die Feuerwehr wegen des Unwetters für mehrere Minuten die Anbindung an das neue Netz und damit zur Integrierten Leitstelle verloren. Auch im Landkreis Augsburg gab es Sendepausen, wie Kreisbrandrat Alfred Zinsmeister bestätigt. Es habe kurzzeitige Aussetzer gegeben, die aber nicht zu schwerwiegenden Problemen geführt hätten.
Das Bayerische Landeskriminalamt mit der „Autorisierten Stelle Bayern“, die für den Betrieb zuständig ist, bestätigt die Sendepausen: Bei auftretenden schweren Unwettern könne es zu temporären Beeinträchtigungen des Zugangsnetzes des Digitalfunk der Behörden und Organisationen (BOS) kommen. Grundsätzlich stehe das Netz aber auch bei Unwettern „sehr stabil“zur Verfügung. Das physikalische Phänomen der Dämpfung von Richtfunkstrecken bei Starkregen sei sowohl bei kommerziellen Netzbetreibern als auch im Digitalfunk seit vielen Jahren bekannt.
Damit größere Ausfälle so wie jüngst in Lindau nicht mehr vorkommen, werde die Verfügbarkeit laufend verbessert. Das sieht laut LKA so aus: Unter anderem werde das Netz der Basisstationen verdichtet. Im Landkreis entsteht im Bereich der Gemeinde Kühlenthal der vorerst letzte neue Standort für den Digitalfunk mit einem 40 Meter hohen Funkmast. Er soll im Herbst 2018 in Betrieb gehen und dann die festgestellte Lücke im Bereich Ehingen, Ortlfingen und Hirschbach im Landkreis Dillingen schließen. Weiterer Feinjustierungsbedarf im Landkreis wurde bei der Netzinbetriebnahme 2015 nur noch im Bereich des Gemeindegebiets Hegnenbach gemessen. Allerdings werde diese Lücke durch einen Neubau auf Villenbacher Flur geschlossen. So soll dann die „geringfügige Unterversorgung“im Villenbacher Ortsteil Rischgau behoben werden.
Eine Verbesserung könnte auch eine Mischung aus Festnetz- und Richtfunkstrecken ergeben. Und: Die Endgeräte und deren Konfigurationen sollen laut LKA verbessert werden. Dazu zählen zum Beispiel die Funkgeräte einer Feuerwache. Eine der größten im Landkreis sitzt in Gersthofen. Dort habe der Übergang ins neue Zeitalter reibungslos funktioniert, sagt Kommandant Wolfgang Baumeister. Freilich tue sich die „Handy-Generation“mit der neuen Technik leichter. Ein Umgewöhnen sei auch bei der Bedienung nötig gewesen: Jetzt vergehe eine gefühlte „Gedenksekunde“, bis sich das Gerät ins Netz eingebucht hat und dann gesprochen werden kann. Zum Vergleich: Beim Analogfunk konnte die Feuerwehr sofort loslegen. Dafür biete der Digitalfunk eine ganz andere Empfangsqualität, so Baumeister. Er erinnert sich: „Früher hatten wir je nach Wetterlage Florian Kochel besser verstanden als Florian Augsburg.“Mit dem neuen einheitlichen und abhörsicheren Netz sei die Versorgung insgesamt gut. Und: „Wenn man ehrlich ist, dann gab es beim Analogfunk auch immer wieder Ausfälle.“