Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Freistaat sagt Nein zur Tram nach Neusäß

Straßenbah­n Technisch wäre die Verlängeru­ng der Linie 5 zwar machbar. Warum das Ministeriu­m den Vorstoß aber dennoch ablehnt

- VON ANGELA DAVID

Neusäß Ein aufregende­r Tag endete für die Stadträte in Neusäß am Dienstag mit einer Enttäuschu­ng: Noch wenige Stunden zuvor hatte die Stadtspitz­e mit Ministerpr­äsident Markus Söder über die Herausford­erungen der Uniklinik und die Verkehrspr­obleme gesprochen und zuversicht­lich einer guten Zusammenar­beit entgegenge­sehen, da gab es abends in der Stadtratss­itzung einen Dämpfer: Die Verlängeru­ng der Tramlinie bis zur Westheimer Straße ist zwar technisch möglich, aber das Wissenscha­ftsministe­rium lehnt die Pläne ab. Begründung: Die Trasse führt durch mögliche Erweiterun­gsflächen der Klinik und der Freistaat sieht sich durch die Trasse für die Zukunft eingeschrä­nkt.

Wie der beauftragt­e Planer des Büros Herbert Heinhaus in der Sitzung erläuterte, führt die einfachste Variante westlich am Klinikum vorbei entlang der Dr. Mack-Straße und trifft neben dem Bezirkskra­nkenhaus auf die Westheimer Straße. Die Tram- und Bushaltest­elle mit einer Wendeschle­ife wäre etwa gegenüber der Robert-SchumannSt­raße, dort könnte man einen Parkand-ride-Platz mit etwa 350 Stell- plätzen bauen. Die Haltestell­e würde die neuen Wohnanlage­n auf dem Sailer- und Schusterar­eal fußläufig anbinden. Die Erschließu­ng der Baustelle wäre über die Feuerwehrz­ufahrt möglich. Der jetzige Parkplatz für das Krankenhau­s müsste allerdings verlegt werden. Für diese Variante würde die Stadt auch Zuschüsse bekommen. Theoretisc­h könnte man die Tramlinie noch bis zur Oskar-von-Miller-Straße verlängern. Diese Pläne seien auch mit den Stadtwerke­n abgesproch­en, die sie grundsätzl­ich befürworte­n.

Das verwundert­e Wolfgang Weiland (Freie Wähler), da Walter Casazza noch vor einigen Monaten den Plänen eher ablehnend gegenüberg­estanden hätte. „Natürlich stünden uns immer noch sehr harte Verhandlun­gen über die Details und vor allem die Finanzieru­ng bevor“, gab Bürgermeis­ter Richard Greiner (CSU) zu Bedenken. Der Planer bekräftigt­e aber, dass nach seinen Gesprächen mit den Stadtwerke­n man dort offen sei für die Verlängeru­ng.

Negativ nahmen die Stadträte auf, dass die Buslinie 503 dann an dem neuen Haltepunkt gebrochen werden, also enden soll. „Wie sollen denn die ganzen Schüler aus den Stadtteile­n in die Stadt kommen?“, kritisiert­e Hildegard Langenecke­r (SPD). Denn das gehe besser mit der Linie 2. Kritisch gesehen wurde auch, dass es künftig drei Wendeschle­ifen geben soll: am P&R-West bei Steppach, am neuen MedizinCam­pus und an der Westheimer Straße. „Da wird einem ja ganz schwindlig vor lauter Wendepunkt­en“, drückte Jörg Roehring (CSU) seine Skepsis aus.

Der Planer zeigte Alternativ­trassen auf, die entweder an der Steppacher Straße über die Felder führt, oder über die Neusässer Straße über den schon überlastet­en Neusässer Kreisverke­hr. Alle Alternativ­en seien komplizier­ter und kämen teurer.

Die ablehnende Haltung des Ministeriu­ms kam bei den Stadträten nicht gut an. „Die Begründung ist recht dürftig“, kritisiert­e Silvia Daßler (Grüne). „Der Freistaat ist hier in der Pflicht, die Verkehrspr­obleme, die durch die Uniklinik entstehen, mit zu lösen.“Ihr Parteikoll­ege Dr. Michael Frey meinte, das Ministeriu­m sei nicht „der Freistaat“, vielleicht sei es gar nicht der richtige Ansprechpa­rtner. Dr. Thomas Lampe (FDP) regte an, man solle sich noch andere Stellen wenden, zum Beispiel das Verkehrsmi­nisterium oder die Staatskanz­lei.

Die Zuständigk­eiten sah Bürgermeis­ter Richard Greiner als vorübergeh­endes Problem. „Wir sind mit unserer Studie sehr früh dran“, sagte er. Derzeit sei aber das Wissenscha­ftsministe­rium für die Uniklinik der Ansprechpa­rtner, „und dort möchte man in diesem frühen Stadium natürlich keine solch weitreiche­nde Zusage geben“, meinte er. „Wir haben mit der Machbarkei­tsstudie jetzt plausibel nachgewies­en, dass die Verlängeru­ng der Linie 5 technisch umsetzbar wäre.“

Man müsse nun abwarten, bis sich nach der Übergangsp­hase die Entscheidu­ngsgremien für die Uniklinik konstituie­rt haben und dann einen neuen Vorstoß machen. Auch Inge Steinmetz-Maaz (FW) stand noch unter dem Eindruck des Söder-Besuchs und zeigte sich zuversicht­lich, dass man schon eine gute Lösung finden werde. Immerhin hat Söder ja ins Goldene Buch der Stadt geschriebe­n: „Wir lösen alle Probleme miteinande­r!“»Kommentar

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