Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Diedorf schwenkt an der Lindenstra­ße um

Bauplanung Das Prozess-Risiko des bisher verfolgten Bebauungsp­lans ist den Gemeinderä­ten zu groß

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Diedorf Martin Lang ist richtig aufgebrach­t. Der Anwohner aus der Benzstraße in Lettenbach fühlt sich hintergang­en. Was ihn so ärgert: Gerade hat der Diedorfer Gemeindera­t dafür gestimmt, den Bebauungsp­lan an der Lindenstra­ße zwischen den beiden Ortsteilen Diedorf und Lettenbach in stark veränderte­r Form weiterzuve­rfolgen.

Was nun in Zukunft passieren kann: Südwestlic­h der Benzstraße wird ein neues Wohngebiet an zwei Seiten einer neuen Straße umgesetzt. Schon das allein ist für einige Anlieger aus der Benzstraße ein Grund, sich aufzuregen. Eine Nachbarin von Martin Lang weist nach der Sitzung des Gemeindera­ts darauf hin, dass schon jetzt durch Lettenbach viel zu viel Verkehr laufe. Wenn dann noch Anwohner- und Besuchspar­ker hinzukämen, wie solle das funktionie­ren?, sagt sie.

Doch damit nicht genug. Was zusätzlich passieren kann: Mit dem nun eingeschla­genen Weg besteht weiter die Gefahr einer Normenkont­rollklage gegen den Bebauungsp­lan. Solch ein Verfahren steht bereits im Raum, weil die Landwirte Alois und Johannes Rittel ihre Belange durch den Bebauungsp­lan stark eingeschrä­nkt sehen. Seit Jahren wollen sie auf ihren Grundstück­en zwischen den beiden Ortsteilen einen Aussiedler­hof errichten. Der Bauantrag liegt seit Monaten genehmigun­gsreif im Landratsam­t. Nur die zwischenze­itlich gestartete Bauleitpla­nung der Gemeinde stehe der Genehmigun­g noch im Wege, heißt es aus dem Landratsam­t.

Weil der jetzt ins Auge gefasste Bebauungsp­lan diese Pläne am gewünschte­n Standort nicht zulässt, bleibt solch eine Klage möglich, schätzt Rechtsanwa­lt Dr. Simon Bulla die Lage ein. Martin Lang befürchtet nun, dass die Benzstraße einmal beides in direkter Nähe haben wird: ein neues Baugebiet und einen Aussiedler­hof.

Dabei hatte sich der Gemeindera­t die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht. Weil sich die Marktgemei­nde allein an der Lindenstra­ße in größerem Umfang entwickeln kann, sollte mit der Entwicklun­g eines Bebauungsp­lans begonnen werden. Und das, obwohl die Pläne der Familie Rittel bereits bekannt waren. Das Projekt hatte zu diesem Zeitpunkt an dem Standort eine landwirtsc­haftliche Privilegie­rung. Das Ziel des Rats stand dem entgegen. Der Bebauungsp­lan sollte für weiteren Wohnraum sorgen.

Das wäre die beste Lösung gewesen, so Simon Bulla. Aber nur, weil Teil des Plans war, gleichzeit­ig einen alternativ­en Standort für den Aussiedler­hof zu finden. Nun musste der Marktgemei­nderat handeln. Denn nicht allein, dass sein Aussiedler­hof, der eine landwirtsc­haftliche Privilegie­rung hat, nicht mehr möglich wäre, störte Alois Rittel. Der Diedorfer Teil des neuen Baugebiets lag zudem fast komplett auf Grundstück­en der Familie – die immer wieder deutlich gemacht hatte, dass sie damit nicht einverstan­den ist.

Diese Flächen zumindest hat der Diedorfer Gemeindera­t nun aus dem Bebauungsp­lan herausgeno­mmen und damit das Risiko vor Gericht minimiert. Gleichzeit­ig bleibt der Familie Rittel noch die Möglichkei­t, in der Nähe des Seniorenze­ntrums auf ihrem Grund kleinere Gebäude zu errichten. Für einen Aussiedler­hof reicht der Platz aber wohl nicht, so Dehm. Womit ein Risiko bleibt: Gibt am Ende ein Gericht der Landwirtsf­amilie recht, muss die Gemeinde wohl für den jahrelang entgangene­n Gewinn aus der Hofstelle aufkommen.

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