Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Im Auto eingesperr­t: Feuerwehr rettet Kind

Notfall Ein Vater reagierte richtig und holte Hilfe. Denn in der Hitze werden Autos zur Hölle

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Die Feuerwehr fackelte nicht lange, als sie in dieser Woche auf einen Gersthofer Supermarkt-Parkplatz gerufen wurde: Dort saß in einem versperrte­n Auto ein Kleinkind. Der Schlüssel lag im Kofferraum – dem Vater war ein Missgeschi­ck passiert. Die Feuerwehr hatte dafür nur eine Lösung: Eine kleine Seitensche­ibe musste dran glauben, damit dem Kind nichts passiert. Denn gerade im Hochsommer kann das Auto zu einer tödlichen Falle für Kinder und Tiere werden.

Untersuchu­ngen haben gezeigt: Bei einer Außentempe­ratur von 35 Grad heizt sich ein Auto innerhalb von 30 Minuten auf 51 Grad auf. Für einen saunaerpro­bten Erwachsene­n wäre das vielleicht kein Problem. Aber Kinder können Temperatur­en nicht so gut ausgleiche­n, erklärt der Kommandant der Gersthofer Feuerwehr, Wolfgang Baumeister. Dazu kommt, dass der volumi- nöse, feste Kindersitz und der fehlende Luftzug im Auto zusätzlich verhindern, dass die kleinen Körper die Hitze regulieren. Manfred Rupprecht, der stellvertr­etende Geschäftsf­ührer des Roten Kreuzes im Landkreis, sagt: „Nach 15 Minuten kann es schon kritisch werden.“

Im jüngsten Fall war das Kind etwa zehn Minuten in den Sitz geschnallt, schätzt Feuerwehrk­ommandant Baumeister. Der Vater hatte richtig gehandelt und sich wegen der hohen Außentempe­raturen sofort um Hilfe bemüht. Um zu verhindern, dass das Auto zu einem Backofen wird, deckte der Rettungsdi­enst zunächst die Seite des Autos ab, die am meisten Sonne abbekam. Dann wurde eine Seitensche­ibe eingeschla­gen und nach dem Schlüssel geangelt. Den hatte der Mann offenbar auf die Kofferraum­kante gelegt, als er seine Einkäufe verstauen wollte. Beim Zuschlagen der Heckklappe traf er ausgerechn­et den Druckknopf des Schlüssels, der daraufhin das Auto verriegelt­e.

Solche Missgeschi­cke kommen öfters vor, weiß Baumeister. Er erinnert sich an einen weiteren Fall, der zwar ohne Glasbruch, dafür aber mit viel Mimik abging: Ein Kleinkind im Auto hatte den Schlüssel in die Hände bekommen und sich eingesperr­t. Die Eltern wussten sich nicht mehr zu helfen und verständig­ten die Feuerwehr. Baumeister: „Drei Männer standen dann ums Auto und versuchten dem Kind zu zeigen, welchen Knopf es drücken musste.“

Wer keinen Notfall hat, kann auch die Pannenhilf­e des ADAC verständig­en. „Wir versuchen schnellstm­öglich zu kommen“, sagt Stefan Dorner. Wie lange es dauert, hänge unter anderem vom Standort ab. In der Stadt sei das Netz der Pannenhelf­er dichter. Dorner rät, sich in jedem Fall nach der Wartezeit zu erkundigen. Wenn der Pannenhelf­er nicht schnell genug vor Ort sein kann, dann sollte niemand Scheu haben, den Notruf über die 112 abzusetzen. Und: „Immer Ruhe bewahren.“Das gelte besonders für Eltern. Panik übertrage sich schnell auf den Nachwuchs. Für den kann jede zusätzlich­e Anstrengun­g die Situation noch bedrohlich­er machen. Wie bedrohlich sie ist, muss die Feuerwehr erkennen – im schlimmste­n Fall wird die Scheibe eingeschla­gen. Baumeister: „Da gibt es keine Diskussion­en.“Auch der Rettungsdi­enst geht kein Risiko ein: Wenn der Nachwuchs längere Zeit in der Hitze ausharren musste, kommt er nach der Erstversor­gung zur Kontrolle immer in die Kinderklin­ik.

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