Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Im Auto eingesperrt: Feuerwehr rettet Kind
Notfall Ein Vater reagierte richtig und holte Hilfe. Denn in der Hitze werden Autos zur Hölle
Landkreis Augsburg Die Feuerwehr fackelte nicht lange, als sie in dieser Woche auf einen Gersthofer Supermarkt-Parkplatz gerufen wurde: Dort saß in einem versperrten Auto ein Kleinkind. Der Schlüssel lag im Kofferraum – dem Vater war ein Missgeschick passiert. Die Feuerwehr hatte dafür nur eine Lösung: Eine kleine Seitenscheibe musste dran glauben, damit dem Kind nichts passiert. Denn gerade im Hochsommer kann das Auto zu einer tödlichen Falle für Kinder und Tiere werden.
Untersuchungen haben gezeigt: Bei einer Außentemperatur von 35 Grad heizt sich ein Auto innerhalb von 30 Minuten auf 51 Grad auf. Für einen saunaerprobten Erwachsenen wäre das vielleicht kein Problem. Aber Kinder können Temperaturen nicht so gut ausgleichen, erklärt der Kommandant der Gersthofer Feuerwehr, Wolfgang Baumeister. Dazu kommt, dass der volumi- nöse, feste Kindersitz und der fehlende Luftzug im Auto zusätzlich verhindern, dass die kleinen Körper die Hitze regulieren. Manfred Rupprecht, der stellvertretende Geschäftsführer des Roten Kreuzes im Landkreis, sagt: „Nach 15 Minuten kann es schon kritisch werden.“
Im jüngsten Fall war das Kind etwa zehn Minuten in den Sitz geschnallt, schätzt Feuerwehrkommandant Baumeister. Der Vater hatte richtig gehandelt und sich wegen der hohen Außentemperaturen sofort um Hilfe bemüht. Um zu verhindern, dass das Auto zu einem Backofen wird, deckte der Rettungsdienst zunächst die Seite des Autos ab, die am meisten Sonne abbekam. Dann wurde eine Seitenscheibe eingeschlagen und nach dem Schlüssel geangelt. Den hatte der Mann offenbar auf die Kofferraumkante gelegt, als er seine Einkäufe verstauen wollte. Beim Zuschlagen der Heckklappe traf er ausgerechnet den Druckknopf des Schlüssels, der daraufhin das Auto verriegelte.
Solche Missgeschicke kommen öfters vor, weiß Baumeister. Er erinnert sich an einen weiteren Fall, der zwar ohne Glasbruch, dafür aber mit viel Mimik abging: Ein Kleinkind im Auto hatte den Schlüssel in die Hände bekommen und sich eingesperrt. Die Eltern wussten sich nicht mehr zu helfen und verständigten die Feuerwehr. Baumeister: „Drei Männer standen dann ums Auto und versuchten dem Kind zu zeigen, welchen Knopf es drücken musste.“
Wer keinen Notfall hat, kann auch die Pannenhilfe des ADAC verständigen. „Wir versuchen schnellstmöglich zu kommen“, sagt Stefan Dorner. Wie lange es dauert, hänge unter anderem vom Standort ab. In der Stadt sei das Netz der Pannenhelfer dichter. Dorner rät, sich in jedem Fall nach der Wartezeit zu erkundigen. Wenn der Pannenhelfer nicht schnell genug vor Ort sein kann, dann sollte niemand Scheu haben, den Notruf über die 112 abzusetzen. Und: „Immer Ruhe bewahren.“Das gelte besonders für Eltern. Panik übertrage sich schnell auf den Nachwuchs. Für den kann jede zusätzliche Anstrengung die Situation noch bedrohlicher machen. Wie bedrohlich sie ist, muss die Feuerwehr erkennen – im schlimmsten Fall wird die Scheibe eingeschlagen. Baumeister: „Da gibt es keine Diskussionen.“Auch der Rettungsdienst geht kein Risiko ein: Wenn der Nachwuchs längere Zeit in der Hitze ausharren musste, kommt er nach der Erstversorgung zur Kontrolle immer in die Kinderklinik.