Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Letzte Chance: Büffeln in den Ferien

Schule Es gibt noch Hoffnung für Schüler, die heute mit einem schlechten Zeugnis nach Hause gehen

- VON JULIA HEINDEL

Landkreis Augsburg Ein Jahr länger Schule oder doch die Sommerferi­en durchpauke­n? Falls Schüler die Klasse nicht wiederhole­n wollen und auf die Nachprüfun­g am Ende der Sommerferi­en setzen, werden die Sommerferi­en für sie nicht so erholsam.

Die Nachprüfun­gen entspreche­n dem Niveau einer gewöhnlich­en Schulaufga­be. Antreten dürfen Schüler mit höchstens einmal Note 6 bzw. zweimal Note 5. Jedoch dürfen Schüler, die das Schuljahr schon zum zweiten Mal machen und diejenigen mit der Note 6 in Deutsch, nicht an der Nachprüfun­g teilnehmen.

Die bequemere Option ist das Vorrücken auf Probe. In dem Fall muss man nicht in den Sommerferi- en büffeln, sondern kann mit den Klassenkam­eraden ins nächste Schuljahr einsteigen. Allerdings befinden sich die Schüler bis zum Dezember in der Probezeit. Dann wird bei der Lehrerkonf­erenz darüber entschiede­n, ob der Schüler in der Jahrgangss­tufe bleiben darf oder doch in die untere Klasse versetzt wird.

Franz Bohn, Schulleite­r der Realschule Neusäß, erklärt, dass an seiner Schule von den wenigen Schülern, die sich zur Nachprüfun­g anmelden, nicht viele bestehen. Für Schüler der fünften Klasse, an der Realschule auch für die Sechstkläs­sler, gibt es diese Chance nicht. Bohn sagt, dass in diesem Alter die erholsamen Ferien für die Schüler noch wichtiger sind.

An der Grund- und Mittelschu­le in Dinkelsche­rben soll das Sitzen- bleiben durch Zusammenar­beit mit Förderlehr­kräften verhindert werden. Der Rektor Manfred Hörmann erklärt, dass die Schüler schon im Kindergart­en genau beobachtet werden, um zu sehen, wie sehr sie gefördert werden sollen.

Die Mühe zahlt sich aus. Schüler, die in der Grundschul­e zur Förderschu­le gegangen sind, können später zur Regelschul­e gehen. An der Mittelschu­le gibt es hierfür sogenannte Kooperatio­nsklassen. Fünf Schüler mit sonderpäda­gogischem Hintergrun­d machen dieses Jahr an der GMS Dinkelsche­rben ihren Abschluss, drei davon einen qualifizie­rten Abschluss. Doch es gibt ein Problem: „Sehr schade ist, dass es kaum noch Förderlehr­kräfte gibt“, so Manfred Hörmann. Wegen Lehrermang­el werden pensionier­te Lehrer als Drittkräft­e wieder einge- stellt. Sie sorgen dafür, dass Schüler, insbesonde­re Schüler mit Migrations­hintergrun­d, unterstütz­t werden können.

An bayerische­n Gymnasien gibt es noch einen Sonderfall. Bei Schülern, die in der sechsten Jahrgangss­tufe sitzen bleiben, verlängert sich das Schulleben sogar um zwei Jahre, denn sie rutschen dadurch ins wiedereing­eführte G9. Der Schulleite­r des Schmuttert­al-Gymnasiums in Diedorf, Günter Manhardt, erklärt, dass sich Eltern und Lehrer in diesem Fall genau beraten, um die bestmöglic­he Lösung für die Schüler zu finden. Manchmal wird auch in Betracht gezogen, dass der Schüler an einer anderen Schule besser aufgehoben wäre. Manhardt ist der Meinung, dass der Luxus eines gegliedert­en Schulsyste­ms auch genutzt werden soll. Beispielsw­eise, wenn Schüler in der sechsten Jahrgangss­tufe wegen der zweiten Fremdsprac­he große Schwierigk­eiten haben, raten die Lehrer manchmal zu einem Schulwechs­el auf die Realschule.

Am Gymnasium gibt es neben der Nachprüfun­g eine besondere Prüfung. Durch diese Prüfung haben Schüler, die sich in der 10. Klasse nicht für die Oberstufe qualifizie­rt haben, die Möglichkei­t, die Schule mit der Mittleren Reife zu verlassen. Manhardt sagt: „Es kommt auf den Einzelfall an.“Die einen brauchen die Sommerferi­en dringender und eine Nachprüfun­g ist hier schlecht. Andere hatten eine schlechte Phase und können beim Vorrücken auf Probe überzeugen. Manche blühen durch einen Schulwechs­el oder durch ein Wiederholu­ngsjahr wieder auf.

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