Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Letzte Chance: Büffeln in den Ferien
Schule Es gibt noch Hoffnung für Schüler, die heute mit einem schlechten Zeugnis nach Hause gehen
Landkreis Augsburg Ein Jahr länger Schule oder doch die Sommerferien durchpauken? Falls Schüler die Klasse nicht wiederholen wollen und auf die Nachprüfung am Ende der Sommerferien setzen, werden die Sommerferien für sie nicht so erholsam.
Die Nachprüfungen entsprechen dem Niveau einer gewöhnlichen Schulaufgabe. Antreten dürfen Schüler mit höchstens einmal Note 6 bzw. zweimal Note 5. Jedoch dürfen Schüler, die das Schuljahr schon zum zweiten Mal machen und diejenigen mit der Note 6 in Deutsch, nicht an der Nachprüfung teilnehmen.
Die bequemere Option ist das Vorrücken auf Probe. In dem Fall muss man nicht in den Sommerferi- en büffeln, sondern kann mit den Klassenkameraden ins nächste Schuljahr einsteigen. Allerdings befinden sich die Schüler bis zum Dezember in der Probezeit. Dann wird bei der Lehrerkonferenz darüber entschieden, ob der Schüler in der Jahrgangsstufe bleiben darf oder doch in die untere Klasse versetzt wird.
Franz Bohn, Schulleiter der Realschule Neusäß, erklärt, dass an seiner Schule von den wenigen Schülern, die sich zur Nachprüfung anmelden, nicht viele bestehen. Für Schüler der fünften Klasse, an der Realschule auch für die Sechstklässler, gibt es diese Chance nicht. Bohn sagt, dass in diesem Alter die erholsamen Ferien für die Schüler noch wichtiger sind.
An der Grund- und Mittelschule in Dinkelscherben soll das Sitzen- bleiben durch Zusammenarbeit mit Förderlehrkräften verhindert werden. Der Rektor Manfred Hörmann erklärt, dass die Schüler schon im Kindergarten genau beobachtet werden, um zu sehen, wie sehr sie gefördert werden sollen.
Die Mühe zahlt sich aus. Schüler, die in der Grundschule zur Förderschule gegangen sind, können später zur Regelschule gehen. An der Mittelschule gibt es hierfür sogenannte Kooperationsklassen. Fünf Schüler mit sonderpädagogischem Hintergrund machen dieses Jahr an der GMS Dinkelscherben ihren Abschluss, drei davon einen qualifizierten Abschluss. Doch es gibt ein Problem: „Sehr schade ist, dass es kaum noch Förderlehrkräfte gibt“, so Manfred Hörmann. Wegen Lehrermangel werden pensionierte Lehrer als Drittkräfte wieder einge- stellt. Sie sorgen dafür, dass Schüler, insbesondere Schüler mit Migrationshintergrund, unterstützt werden können.
An bayerischen Gymnasien gibt es noch einen Sonderfall. Bei Schülern, die in der sechsten Jahrgangsstufe sitzen bleiben, verlängert sich das Schulleben sogar um zwei Jahre, denn sie rutschen dadurch ins wiedereingeführte G9. Der Schulleiter des Schmuttertal-Gymnasiums in Diedorf, Günter Manhardt, erklärt, dass sich Eltern und Lehrer in diesem Fall genau beraten, um die bestmögliche Lösung für die Schüler zu finden. Manchmal wird auch in Betracht gezogen, dass der Schüler an einer anderen Schule besser aufgehoben wäre. Manhardt ist der Meinung, dass der Luxus eines gegliederten Schulsystems auch genutzt werden soll. Beispielsweise, wenn Schüler in der sechsten Jahrgangsstufe wegen der zweiten Fremdsprache große Schwierigkeiten haben, raten die Lehrer manchmal zu einem Schulwechsel auf die Realschule.
Am Gymnasium gibt es neben der Nachprüfung eine besondere Prüfung. Durch diese Prüfung haben Schüler, die sich in der 10. Klasse nicht für die Oberstufe qualifiziert haben, die Möglichkeit, die Schule mit der Mittleren Reife zu verlassen. Manhardt sagt: „Es kommt auf den Einzelfall an.“Die einen brauchen die Sommerferien dringender und eine Nachprüfung ist hier schlecht. Andere hatten eine schlechte Phase und können beim Vorrücken auf Probe überzeugen. Manche blühen durch einen Schulwechsel oder durch ein Wiederholungsjahr wieder auf.