Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gärtnern ist in: Die Lust am grünen Daumen

Hobby Kreisfachb­erater im Donau-Ries, Paul Buß fest, dass die Arbeit im Grünen groß in Mode ist

- VON HELMUT BISSINGER

Donauwörth Die Umsatzzahl­en der Branche beweisen es: Gärtnern ist ein Trend, Gärtnern ist schick – und ganz viele Gärten sind es auch. „Für die Gärten wird so viel Geld ausgegeben wie nie zuvor“, kennt Paul Buß, Gartenfach­berater beim Landratsam­t DonauRies, die Zahlen. Seiner Ansicht nach verbirgt sich hinter dem dem vermehrten Garten-Engagement eine Sehnsucht: „Nach dem Leben draußen.“

Kluge Köpfe rechnen es einem vor: Jeder Quadratmet­er Garten macht etwa eine Stunde Arbeit pro Jahr. Das ist die Faustregel. Jeder kann sich selbst ausrechnen, was er damit an Zeit in seinen Garten steckt. Es gibt eine weitere Zahl: Die deutschen Gärten sind im Durchschni­tt 345 Quadratmet­er groß, macht also für den deutschen Durchschni­ttsgärtner 345 Arbeitsstu­nden.

Der Kreisfachb­erater will gar nicht als Lehrmeiste­r auftreten, wenngleich ihm einige Entwicklun­gen in den Gärten nicht gefallen. Aber er hält es mit einem chinesisch­en Sprichwort. „Der Garten ist das Spiegelbil­d der Seele“, heißt es. Ob dies auch immer so ist, bezweifelt Buß dann anderersei­ts, würden die Gärten doch manchmal ohne Konzept gestaltet. Er sieht zum Beispiel ein Ende des Buchs. Es gäbe keine andere Pflanze, die sich so gut zur Einfassung von Beeten eignet, aber Krankheite­n, vornehmlic­h Pilze, seien für die Buchspflan­zen eine sehr große Gefahr.

Buß selbst nennt privat einen Minigarten sein Eigen: Es sind nur wenige Quadratmet­er an der Terrasse seines Miethauses. Dort hat er Gräser als Bodendecke­r eingepflan­zt. Ziergräser schätzt er. Er ist sich sicher, dass sie langfristi­g zum Gartentren­d werden. „Frauenhaar, Pampasgras oder Rutenhirse eignen sich hervorrage­nd, um einen Garten zu strukturie­ren“, sagt Buß. Ruhe strahlten sie aus. Und das Schöne an den meisten Solitärgrä­sern: Schneide man sie erst im Frühjahr zurück, sind sie auch im Winter noch auffällige Gestalten im Garten.

Der Experte beobachtet, dass sich die Gärtner gerne pflegeinte­nsive Pflanzen anschaffen. Dabei sei der Aufwand bei der überlegten Auswahl der Pflanzen gar nicht so groß. „Standortbe­zogen“– so lautet seine Devise. Und noch eine Zahl: Etwa 15 Milliarden Euro geben deutsche Gärtner pro Jahr aus, um das auszustatt­ieren, was gerne das eigene kleine Paradies genannt wird. Wobei man bei einer Erkenntnis ist, die ältere Gartenbesi­tzer längst bekommen haben: Ein Garten kostet Geld und macht viel Arbeit. Warum das alles? Es ist wohl der Traum von der eigenen Oase, vom Chillen, vom Erlebnis, etwas Keimen und Wachsen zu sehen. Die „Oase daheim“ist auch zum Statussymb­ol geworden.

Auch Paul Buß beobachet den Trend. Beim Nutzgarten geht es weniger um das Selbstvers­orgen, sondern um die Philosophi­e der Entschleun­igung. Auch in Baumärkten und Gartencent­ern macht Buß seine Beobachtun­gen.

Dort gibt es Sofas und Betonmöbel, Outdoor-Lounge-Möbel und viele Garten-Accessoire­s. Auf großen Grills werden halbe Ochsen zubereitet, und schon locken Freiluftkü­chen aus Edelstahl, die sich leicht in der Garage aufbewahre­n lassen. Wird es später etwas kühler, wärmt die Glut an der Feuerschal­e. Zum Prosecco in lauer Sommerluft plätschert der Wasserlauf. Ein Traum, der sich kaufen lässt.

Dass es im Landkreis die unterschie­dlichsten Gärten gibt, schätzt Paul Buß. Er hat seine eigenen Vorstellun­gen. „Aber viele Gärten gefallen mir schon“, bekennt er. Er hat seine Favoriten, will sie aber nicht öffentlich verraten.

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Fotos: Helmut Bissionger Ein grünes Freiluftzi­mmer: Immer mehr Menschen lieben es, sich ihr eigenes Gar tenparadie­s zu schaffen. In einer neuen Serie, die heute beginnt, stellen wir einige vor.
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Paul Buß

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