Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sie wollen Denkanstöße geben
Ehrenamt Den Augsburger „Taubenschlag“gibt es seit über zwei Jahren. Zum dritten Mal beteiligen sich die Verantwortlichen am Kulturprogramm zum Hohen Friedensfest. Wie das aussieht und was die Veranstalter vor der City-Galerie planen
Begehbare Kunstinstallationen, eine Zukunftswerkstatt, Musikveranstaltungen wie zum Beispiel eine Freestyle Rap Session – das Programm des Taubenschlags während der Programmwoche zum Hohen Friedensfest (2. bis 8. August) ist vielfältig. Auch Gespräche, unter anderem mit dem Leiter des Umweltreferats Reiner Erben, über Heterogenität und Leitkultur sind auf dem Platz vor der City-Galerie geplant. Ebenso sollen Augsburger Themen wie kostenloser öffentlicher Nahverkehr diskutiert werden.
Wie man sieht, haben die Mitarbeiter des Taubenschlags dieses Jahr viel vor. Doch was ist eigentlich der Taubenschlag? Der Taubenschlag, das ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Stadtraum e. V.. Er versteht sich als soziale Begegnungsstätte und ist Café, Konzertbühne, Raum für Vorträge, Diskussionen und Kultur in einem. Sein symbolischer Name ist in Kooperation mit dem Augsburger Friedensbüro entstanden und gibt einen Hinweis zum Anliegen des Vereins: ein friedvolles Miteinander und die Chance zur gesellschaftlichen Teilhabe für alle. Die Mitarbeiter machen alle ehrenamtlich bei diesem Projekt mit.
Für sein soziales Engagement und seine umfassenden Angebote wurde der Verein im April dieses Jahres mit dem Roy, dem Augsburger Popkultur-Preis, in der Kategorie „Programm-Macher des Jahres“ausgezeichnet. In der Programmwoche des Hohen Friedensfestes ist der Taubenschlag bereits zum dritten Mal vertreten. Dieses Jahr finden alle Veranstaltungen unter dem Motto „Utopie: Was wäre, wenn ...?“statt. Die wohl größte Utopie zeigt sich dieses Jahr in Form einer sogenannten Klischeebox. Unter dem Motto „Augsburg, wir müssen reden“gibt es einen Raum, in dem stigmatisierte Menschen wie zum Beispiel Homosexuelle oder Transgender zum Gespräch mit Passanten bereit stehen und deren Fragen beantworten. „Vorurteile und Klischees sind uns manchmal gar nicht bewusst. In der Klischeebox geht es genau darum: Auf Vorurteile und Klischees aufmerksam machen und über sie diskutieren.“Eine vorurteilsfreie Welt ist vielleicht eine Utopie, aber der Taubenschlag will mit diesem Projekt wert- Denkanstöße für die Besucher geben.
In Zeiten, in denen die Stadt zunehmend bebaut wird und immer mehr Grünflächen verschwinden, soll auch das Thema Umwelt eine Rolle spielen: Um die Utopie eines grünen und natürlichen Augsburgs darzustellen, soll es die Möglichkeit geben, Hochbeete zu bepflanzen. „Bei uns ist jeder willkommen und es ist für jeden etwas dabei. Jeder kann sich einbringen“, sagt der 24-jährige Vivian Ramsperger, stellvertretender Projektleiter des Teams. Kreativität wird beim Taubenschlag groß geschrieben. Dies zeigt sich auch in der künstlerischen Ausgestaltung des Platzes, bei der auch die Taube im Großformat nicht fehlen darf. Übernommen wird die Gestaltung von Julien Kneuse le Ray, einem Mitarbeiter des Taubenschlags, und der Collegatio, einem Künstlerkollektiv.
Stattfinden werden die Aktionen vor der City-Galerie auf dem WillyBrandt-Platz. Im letzten Jahr fand man den Taubenschlag noch auf dem Königsplatz. Dieser Ortswechvolle sel war gewollt: „Durch den wechselnden Veranstaltungsort ändert sich auch das Publikum. So können wir viel mehr Augsburger ansprechen und auf unser Projekt aufmerksam machen“, erklärt Vivian Ramsperger.
Das Team des Taubenschlags besteht aus etwa 50 Mitarbeitern. Zehn davon, die Hauptorganisatoren, bilden das sogenannte Kernteam. Die anderen Mitarbeiter können sich etwas freier beteiligen. Die Vielfalt, die die Mitarbeiter des Taubenschlags durch ihre Projekte unterstützen, spiegelt sich auch im Team wieder. So seien Studenten und Schüler, aber auch Juristen, Sanitäter und Kellner vertreten. Auch das Alter spiele keine Rolle. Diese Unterschiedlichkeit trage zu einer guten Gruppendynamik bei, ist sich Vivian Ramsperger sicher.
Ein gut funktionierendes Team ist wichtig, denn die Vorbereitungen der Aktionen auf dem WillyBrandt-Platz sind arbeitsintensiv, erfordern viel Organisation und Absprache. Parallel dazu geht es dem Semesterende zu, weshalb sich die Studierenden unter den Mitarbeitern auf Klausuren vorbereiten oder Hausarbeiten schreiben müssen. Auf die Frage, wie man eine solch stressige Zeit übersteht, entgegnet Vivian Ramsperger lachend: „Wenig Schlaf, viel Kaffee. Sonst schafft man es nicht.“Interessierte, die das Projekt mitgestalten und unterstützen wollen, sind immer herzlich willkommen.
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Der Taubenschlag eröffnet sein Pro gramm am Donnerstag, 2. August, um 16 Uhr. Weitere Informationen gibt es un ter: www.taubenschlag.stadtraumev.de oder unter: www.friedensstadt augs burg.de. Programmhefte liegen außer dem in nahezu allen Augsburger Restau rants und Geschäften aus.