Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lotto bleibt bei seiner Perle
Hamburger SV Mehrere Medien bringen beim Bundesliga-Absteiger eine neue Hymne ins Spiel. Für Lotto King Karl, einen der Interpreten, ist das ein Missverständnis
Augsburg Es waren Schlagzeilen, die bei den Fans des Bundesliga-Absteigers Hamburger SV für Verwirrung sorgten. Die Hamburger Morgenpost schrieb: Lotto singt neue HSVHymne mit NDW-Star Joachim Witt. Der Boulevard hängte sich ebenfalls an diese Geschichte. Eine neue Hymne? Wozu? Der HSV hat doch den Klassiker „Hamburg meine Perle“... Ein neuer GAU nach dem Abstieg?
Man konnte sich das nicht vorstellen. Lotto King Karl, der vor jedem Heimspiel des HSV die von ihm geschriebene Hymne „Hamburg, meine Perle“, zusammen mit Carsten Pape (Clowns und Helden) von einem Kran aus für die Fans singt, soll jetzt also mit Joachim Witt ein Lied schmettern. Klar, Witt ist eine Hausnummer im Business. Der heute 70-Jährige war mit seinem Hit „Goldener Reiter“einer der größten Stars der Neuen Deutschen Welle. Aber er als Ersatz für „Hamburg, meine Perle“, das ging beim Großteil der Fans gar nicht.
Allgemein findet man den Song „Aufstehen“schon „geil“, aber Traditionalisten verstehen in solchen Dingen keinen Spaß. Gerrit Heesemann, alias Lotto King Karl Sänger und Schauspieler, in erster Linie jedoch HSV-Fan, wehrt ab: „Das hat gar nichts mit dem HSV zu tun. Das ist auch nicht als HSVHymne geplant.“Unmittelbar nach der vergangenen Saison hat Martin Engler, Kopf der Darkrock-Band Mono Inc, seinem Kumpel Lotto diesen Song angeboten. Dem gefiel das Produkt, außerdem schwärmte der Stadionsprecher des HSV schon seit frühester Jugend für Joachim Witt, der im Jahr 1981 mit „Goldener Reiter“einen Riesenhit in Deutschland hatte und zu den Topstars der „Neuen Deutschen Welle“gezählt hat.
„Für mich war es eine Ehre mit Joachim Witt zusammenzuarbeiten“, erklärt Lotto. Warum „Aufstehen“als neue Hymne angepriesen wurde, versucht Lotto zu erklären: „Vielleicht lag es daran, dass sich bestimmte Künstler, allesamt HSV-Fans, für diesen Song zusammengetan haben und dann wurde es zu einer gängigen Erklärung.“
Allerdings der Verdacht bleibt bestehen, dass man „Aufstehen“mit einer Textzeile wie „Alles scheint verloren. Wir werden wieder Aufstehen, wie ein Fahnenmeer im Wind. Wir werden uns erheben, weil wir eisern sind“, gerne im Sta- dion hören würde. Lotto wiegelt ab: „Der Song hat natürlich auch mit der aktuellen Situation beim HSV zu tun, aber könnte auch für die deutsche Nationalmannschaft oder derzeit für Sebastian Vettel gelten.“Lotto zieht einen Vergleich „Auch im Song an ,Tagen wie diesen‘ von den Toten Hosen kommt nicht einmal Fortuna Düsseldorf vor, obwohl die Hosen alle Fortuna-Fans sind“, erklärt Lotto.
Lotto hat aber an seiner Hymne „Hamburg deine Perle“nacharbeiten müssen. Das hat vor allem wegen des Abgangs von Torhüter Rene Adler zum FSV Mainz. „Wenn du aus Leverkusen kommst, ist dein Torwart jetzt bei uns zu Hause“, lautete die Textzeile, die aus tausenden Kehlen mitgegrölt wurde. Adler kam damals aus Leverkusen. „Wenn du aus Leverkusen kommst, ist der Papa jetzt bei uns zu Hause“, singt Lotto künftig. Auflösung: Verteidiger Kyriakos Papadopoulos, genannt Papa, kam einst ebenfalls aus Leverkusen. Heute beginnt die Zweitliga-Saisonmit dem Derby Hamburg gegen Holstein Kiel. Für Lotto King Karl waren es harte Tage nach dem Abstieg. Sein Herz hat „geblutet.“
Mittlerweile hat er sich gefangen. „Ich weiß, das will er nicht hören, aber die Hoffnung hat einen Namen: Christian Titz.“Der HSV-Trainer, der in der Saison 2017/18 sechs Spieltage vor Schluss Bernd Hollerbach abgelöst hat, ist für Lotto ein Hoffnungsträger: „Er wird nicht die 2. Liga auf links stellen, aber ich glaube, dass er mit einer umstrukturierten Mannschaft diesen Ruck schafft, der längst überfällig war.“Dass viele in Fußball-Deutschland dem HSV nach den vergangenen Jahren den Abstieg gewünscht haben, kann Lotto schon ein bisschen verstehen: „Mir ist zwar Häme und Spott fremd, aber ich war auch mal jünger und im Fußball gibt es nun mal viel Emotionen. Es gibt auch kein Gesetz, dass besagt, dass der HSV nicht absteigen darf. Den Abstieg müssen wir uns schon an die eigene Fahne heften.“
Dennoch freut sich Lotto auf die 2. Liga die für den HSV am Freitag mit einem Derby gegen Holstein Kiel beginnt. Auch ein zweites Derby mit St. Pauli steht noch an. „Ja klar freue ich mich jetzt. Gerade das Derby gegen St. Pauli ist ein Eckpunkt, obwohl wir dieses Derby lieber in der 1. Liga gesehen hätten“, sagt Lotto. Dennoch auch in der 2. Liga bleibt der HSV ein Zugpferd. Mit 57000 Zuschauern ist das Stadion ausverkauft.
Und der Song „Aufstehen“, hat der zum Auftakt keine Chance? „Nee, der wird sicher nicht gespielt, weder vor noch nach dem Spiel“, sagt Lotto.
„Der Song hat natürlich auch mit der aktuellen Situation beim HSV zu tun, aber könnte auch für die deutsche Natio nalmannschaft oder derzeit für Sebastian Vettel gelten.“