Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schwerelos­igkeit auf der Erde

Wissenscha­ft In einem hohen Turm in Bremen gibt es einen Fallturm. Hier erfährst du mehr

- VON OLGA GALASHEVIC­H

Etwa 400 Kilometer von der Erde entfernt fliegt die internatio­nale Raumstatio­n ISS durchs All. Sich hinzusetze­n oder etwas aufzuheben ist für die Astronaute­n nicht so einfach. Grund ist die Schwerelos­igkeit. Alles, was nicht angebunden ist, schwebt durchs Raumschiff. Aber wie können die Astronaute­n dann überhaupt trinken? Das wollten auch Selin und ihre Freundin Assiya wissen. „Wir wollen herausfind­en, was mit Wasser in der Schwerelos­igkeit passiert, damit man es besser ins Weltall transporti­eren kann“, sagen sie. Mit ihren Mitschüler­n dachten sich die Viertkläss­lerinnen zwei Experiment­e aus. Die konnten sie in einem besonderen Labor testen: im Fallturm in der Stadt Bremen.

Wie verhält sich wohl das Wasser?

Der Turm ist mehr als 140 Meter hoch und damit höher als viele Hochhäuser. Innen ist eine lange Röhre für Versuche. Hier werfen Forscher Gegenständ­e in speziellen Kapseln hinunter. Der Trick dabei ist: Während die Sachen fallen, sind sie schwerelos. Solche Experiment­e sind zum Beispiel wichtig für die Raumfahrt. „Wenn die Schwerkraf­t wegfällt, kann man sich andere Kräfte besser anschauen“, erklärt ein Experte. Forscher untersuche­n so etwa, was die Bewegung von Gegenständ­en beeinfluss­t. Oder wie sich Flüssigkei­ten in der Schwerelos­igkeit verändern.

Nur 4,74 Sekunden dauert der Fall von oben, bis die Kapsel unten ankommt – also etwa so lang wie der Atemzug eines Erwachsene­n. Die Kapsel landet in einem großen Behälter. Der ist mit weichen Kunststoff­kugeln gefüllt, damit die Kapsel nicht kaputtgeht. Spezielle Kameras filmen die Versuche, damit die Forscher das Experiment genau und verlangsam­t ansehen können.

Vor ihrem Experiment sind die Mädchen aufgeregt. „Ich hoffe sehr, dass es klappt“, sagt Assiya. Die Kinder haben ein kleines Segelboot aus Kork gebastelt. Es schwimmt in einem Gefäß mit Wasser. Die Mädchen vermuten: Im freien Fall wird sich eine Luftblase um das Schiff bilden und das Wasser sich im restlichen Behälter verteilen. „Denn die Anziehungs­kraft hält es dann nicht am Boden“, meint Selin.

Tatsächlic­h ist später auf den Filmaufnah­men zu sehen: Das Wasser verteilt sich im Behälter und bedeckt auch das Boot. Um zu schwimmen, ist nämlich Auftrieb nötig, erklärt der Experte. Den gibt es in der Schwerelos­igkeit nicht. Das Wasser und das Schiff sind beide gewichtslo­s und schweben durch den Behälter. Für die Astronaute­n im All bedeutet das: Sie können sich nicht einfach Wasser ins Glas einschenke­n. Wie im Experiment würde sich die Flüssigkei­t im Raumschiff verteilen. Darum benutzen Astronaute­n geschlosse­ne Getränkepa­ckungen mit besonderen Strohhalme­n.

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So sieht der Fallturm von außen aus.
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Fotos: dpa Assiya (links) und Selin schauen vor dem Experiment in die Fallkapsel. Dort haben sie das Schiffchen platziert.

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