Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Verhängnisvolle Bestellung
Privat Warum Kartoffeln im Glas Bürgermeisterin Eva Weber als Schülerin beinahe den Job gekostet hätten /Serie (2)
Eva Weber kann sich noch genau erinnern, wie sie als Schülerin im Keller einer Supermarktfiliale im Allgäu stand und dort Konservendosen mit einem Preisschild versehen hat. „Da gab es ja noch keinen Barcode. Also musste ich jede einzelne Dose mit einem Etikett auszeichnen. Ich habe noch immer das Geräusch im Ohr, das dieses Gerät gemacht hat, mit dem man die Schilder anbringen musste“, erzählt sie lachend. Zweieinhalb Jahre lang bis zum Abitur war Eva Weber als Schülerin in dem Supermarkt beschäftigt. Anfangs zu einem Gehalt von 11,50 DM, später gab es sogar 12,25 DM. „Das war damals eine Bezahlung nach Tarif und für einen Schülerjob wirklich gut“, erinnert sich Augsburgs Wirtschaftsreferentin an diese Zeiten zurück.
Ein einfacher Job war die Aufgabe aber nicht. Neben dem Auszeichnen der Ware war Weber auch für das Einräumen der Regale und die Nachbestellungen zuständig. Und hier unterlief ihr einmal ein folgenschwerer Fehler. „Ich bin auf dem Ausdruck, bei dem man die Anzahl der Bestellungen eingeben musste, in der Zeile verrutscht und habe drei Kartons Kartoffeln im Glas bestellt. Das war gemessen an den Absatzzahlen aber viel zu viel.“Damit der strenge Filialleiter besänftigt werden konnte, kaufte Webers Mutter eine nicht unbeträchtliche Menge der Gläser auf und verarbeitete sie zu Bratkartoffeln. „Da bin ich ihr heute noch dankbar dafür“, kann Weber heute über ihren Fauxpas lachen.
Der Einsatz im Supermarkt hat sich am Ende gelohnt. Von dem verdienten Geld leistete sich Eva Weber eine viereinhalbwöchige Rundreise durch die USA. Begleitet wurde sie von ihrer Schwester, die sich ihr Geld auch selbst verdienen musste. „Unsere Eltern waren stets dahinter, dass wir Kinder solche Jobs machen und auf diese Weise den Arbeitsalltag kennenlernen.“Das helfe nicht nur zu begreifen, was es bedeutet, selbst Geld zu verdienen, sondern verschaffe einem auch Respekt gegenüber manchen Berufen und den Personen, die sie ausüben. „Wenn ich heute im Supermarkt einkaufen gehe, dann würde ich nie auf die Idee kommen, Waren, die ich doch nicht mitnehmen möchte, irgendwo still und heimlich abzustellen. Denn ich weiß, dass dann ein Mitarbeiter dieses Produkt holen und wieder einsortieren muss“, sagt sie.
Ähnliche Erfahrungen hat Eva Weber auch aus anderen Ferienund Nebenjobs mitgenommen. In ihrer Zeit als Aushilfe in einem Hotel hat sie hautnah miterlebt, wie unordentlich manche Familien am Morgen den Frühstückstisch verlassen haben. „Da war wie selbstverständlich der Kakao quer über den Tisch gelaufen und oben drauf noch die Marmelade verkleckst, damit es auch schön bunt wird. Das habe ich als respektlos gegenüber den Angestellten empfunden, die das wieder sauber machen müssen. Das hat meinen Blick auf Menschen, die im Dienstleistungsbereich arbeiten, deutlich verändert“, sagt sie. Besonders das Schicksal von Menschen, die aus finanzieller Notlage jede Art Job angenommen haben, hat sie beeindruckt. „In solchen Momenten war ich immer dankbar, dass ich die Chance hatte, zu studieren und meinen Beruf frei zu wählen.“