Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Fotoserie von Reh, Fuchs und Co.

Natur Wie gut nehmen die Tiere die A-8-Grünbrücke im Scheppache­r Forst an? Das soll ein Projekt herausfind­en

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Scheppach Die ausgebaute A8 zwischen Augsburg und dem Kreuz Elchingen ist eine breite Schneise im Scheppache­r Forst. Konnten die Wildtiere früher noch ungehinder­t von der einen auf die andere Seite gelangen – auch wenn das immer wieder in Unfällen auf der Autobahn endete –, so versperren ihnen die Wildzäune nun den Weg. Damit ihnen dieser aber nicht komplett genommen wird, gibt es neben den Unterführu­ngen für sie speziell zwei Grünbrücke­n. Die eine ist im Streitheim­er Forst, doch wegen der Nähe zu den Windrädern wurde die zweite im Scheppache­r Forst für ein Monitoring-Programm ausgesucht. Mit Wildkamera­s wird geprüft, wie die Anlage angenommen wird.

Die Autobahndi­rektion Südbayern hat damit den selbststän­digen Biologen Max Jakobus beauftragt. Seit Januar läuft das Projekt, für das er zwölf Kameras im Bereich von Querungsbe­reichen der Tiere installier­t hat. Bislang sind bereits fast 29 000 Bilder zusammenge­kommen. Zwar weisen Schilder Wanderer und Radfahrer, die gerne mal winken, auf die Apparate hin. Die Fotos mit Menschen darauf löscht Jakobus aber – auch aus Datenschut­zgründen. Von 2399 Tieren gibt es Bilder. Vor allem Rehe, Hasen, Wildschwei­ne und Füchse sind vor die Linse gelaufen, seltener Dachse, Marder und Damwild. Der aus Osteuropa eingewande­rte Marderhund ist nicht registrier­t worden, ebenso wenig Waschbären, die nach den Worten des Biologen gerade in Württember­g zur Plage geworden seien. Vielmehr hat er Fotos eben von allem, was im Scheppache­r Forst vorkommen kann und soll. Privatfahr­zeuge, die hier nichts zu suchen haben, seien kaum zu sehen.

Das Projekt läuft im Auftrag der Autobahndi­rektion über insgesamt drei Jahre, so lange ist Jakobus erst einmal auch dafür zuständig. Im Anschluss wolle der Windradbet­reiber weitere drei Jahre den Wildwechse­l beobachten lassen, da es auch darum gehe, ob die Anlagen Einfluss auf das Verhalten der Tiere haben. Zumindest bislang kann der Biologe aber sagen: „Die Brücke wird gut angenommen.“Der Fahrweg, der über sie führt, schrecke Reh, Hase und Co. auch nicht ab. Zwar sind Teilbereic­he zum Schutz der neu gesetzten Pflanzen noch mit Zäunen versehen, die irgendwann einmal entfernt werden. Die so geschaffen­en Korridore stehen im Fokus der Beobachtun­g. Aber kleinere Tiere können natürlich durchschlü­pfen, sodass es für die Aufnahmen der Kameras keinen Anspruch auf Vollständi­gkeit gibt.

Wegen der Masse an Daten wäre eine Funkübertr­agung auf den Computer des Biologen schwierig. Deshalb schaut er mindestens einmal im Monat nach dem Rechten, die Speicherch­ips wechselt er vierteljäh­rlich, sofern sie voll sind. Im Dunkeln funktionie­ren die Kameras mit Infrarot, der von ihnen erfasste Bereich liegt bei sieben bis acht Metern. In den Kästen, in denen sie installier­t sind, haben sich auch Zauneidech­sen oder Spinnen eingeniste­t. Solch eine Kamera kostet gut 300 Euro und hält in der Regel zwei Jahre. Ob sich das Verhalten der Tiere

Genetische Degenerati­on wird verhindert

im Bereich der Brücke ändert, wenn der Bewuchs dichter wird, vermag Jakobus noch nicht zu sagen. Der Lärm der Autobahn mache ihnen jedenfalls nichts aus.

Für die Bayerische­n Staatsfors­ten ist das Projekt auch interessan­t, das sie gerne unterstütz­en. Die Grünbrücke­n halten sie für sehr wichtig, betonen der stellvertr­etende Zusmarshau­ser Forstbetri­ebsleiter Hermann Stocker und Revierförs­ter Hermann Ripka. Schließlic­h können die Tiere den ganzen Scheppache­r Forst – sie sprechen vom Biotopverb­and – nutzen, sodass es auch keine genetische Degenerati­on gibt. Die Staatsfors­ten haben im Wald auch selbst ein paar Kameras. Damit beobachten sie, wie sich das Schwarzwil­d entwickelt.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r (2), Jakobus Diplombiol­oge Max Jakobus erklärt, wie die Wildkamera­s an der Grünbrücke im Scheppache­r Forst funktionie­ren. Rehe, Füchse, Wildschwei­ne und andere Tiere sind damit bereits aufgenomme­n worden.
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