Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Klinikum erhält neues Zentrum

In Augsburg wird für Behinderte geforscht

- VON INA MARKS UND STEFAN REINBOLD

richtungst­rägern in den kommenden 20 Jahren für die sogenannte Konversion von großen Heimen hin zu kleinen dezentrale­n Wohnformen zur Verfügung. Die Details sollen durch das Sozialmini­sterium erarbeitet werden und bis Mitte des kommenden Jahres vorliegen. Ob die Mittel ausreichen­d sind, muss sich aus Sicht des Ringeisen-Werks noch erweisen. Allein hier werden in den kommenden Jahren rund 100 Millionen Euro benötigt, um die bestehende­n Wohnungen so zu modernisie­ren, dass sie den gesetzlich vorgeschri­ebenen Standards entspreche­n, wie Schwester Katharina mit Behinderun­g sein. Sozialmini­sterin Kerstin Schreyer betonte, wie wichtig ihr es sei, Menschen mit Behinderun­g zuallerers­t als Menschen wahrzunehm­en und die Barrieren in den Köpfen abzubauen. Daneben trügen aber auch ganz konkrete Maßnahmen wie die Fortführun­g des Programms „Bayern barrierefr­ei“dazu bei, Menschen mit Behinderun­g die Teilnahme am öffentlich­en Leben zu erleichter­n. Seit 2015 wurden bereits rund 490 Millionen Euro im Rahmen dieses Programms investiert.

Ein ähnlicher Finanzrahm­en soll auch für die kommenden Jahre zur Verfügung stehen, um etwa den Anteil barrierefr­eier Linienbuss­e und die Ein- und Ausstiege an den Bahnhöfen und Haltestell­en zu erhöhen. Zudem sollen sämtliche OnlineVerf­ahren des Freistaats zeitnah barrierefr­ei verfügbar sein.

Verbessert werden soll auch die Inklusion behinderte­r Menschen am Arbeitsmar­kt. Dabei soll der Freistaat nach dem Willen der Staatsregi­erung mit gutem Beispiel vorangehen. Sieben Prozent der Mitarbeite­r im Freistaat sollen künftig Menschen mit Behinderun­g sein. Um auch im allgemeine­n Arbeitsmar­kt die Inklusion zu fördern, soll ein runder Tisch mit den Arbeitgebe­rverbänden eingericht­et werden, um ihnen „klarzumach­en, welche Ressourcen hier brachliege­n“, erklärt Sozialmini­sterin Schreyer. Rund 90 Millionen Euro sind im kommenden Jahr für gezielte Inklusions­maßnahmen vorgesehen. Flankiert werden sollen sie durch eine Info- und Aufklärung­skampagne.

Die Sprecherin der SPD-Landtagsfr­aktion für Menschen mit Behinderun­gen, Ilona Deckwerth, bezeichnet­e den Beschluss der Staatsregi­erung als durchschau­bares Wahlkampfm­anöver. „Kurz vor der Landtagswa­hl versucht die Staatsregi­erung einmal mehr, mit Investitio­nen in Bereichen zu punkten, die sie bisher sträflich vernachläs­sigt hatte“, erklärte Deckwerth. „Fünf Jahre hatte diese Regierung Zeit, die Inklusion von Menschen mit Behinderun­g voranzubri­ngen.“Geschehen sei viel zu wenig und in manchen Bereichen gar nichts. Augsburg Für Augsburg und die Region ist es ein großer Wurf: Bayerns Ministerra­t hat am Mittwoch die Errichtung eines deutschlan­dweit einzigarti­gen Interdiszi­plinären Medizinisc­hen Zentrums für Menschen mit Behinderun­g (IMZMB) beschlosse­n. Es soll an die medizinisc­he Fakultät der Universitä­t Augsburg angeschlos­sen werden. Dabei ist auch die Zusammenar­beit mit anderen Partnern in der Region geplant, wie es im Kabinettsb­ericht heißt. Demnach sollen das Dominikus-Ringeisen-Werk sowie das Ursberger Krankenhau­s St. Camillus miteinbezo­gen werden.

Für den Aufbau bewilligte das Kabinett einmalig 1,5 Millionen Euro, für den Unterhalt sind jährlich etwa 1,6 Millionen Euro veranschla­gt. Ministerpr­äsident Markus Söder sprach von einem „einzigarti­gen interdiszi­plinären Modellproj­ekt“. Mit diesem erhalte die medizinisc­he Behandlung von Menschen mit Behinderun­g eine Verankerun­g in Wissenscha­ft und Forschung.

Der Aufbau des Zentrums soll Hand in Hand mit der Etablierun­g der neuen Augsburger Universitä­tsmedizin erfolgen. „Da wir ab 2019 in Augsburg ohnehin neue medizinisc­he Forschungs- und Lehrstrukt­uren schaffen werden, können wir gleichzeit­ig mit dem Bereich der Versorgung behinderte­r und chronisch kranker Menschen den bestehende­n dringenden Bedarf adressiere­n“, betonte Marion Kiechle. Die Wissenscha­ftsministe­rin geht davon aus, dass das neue Interdiszi­plinäre Medizinisc­he Zentrum für Menschen mit Behinderun­g nicht nur regionale, sondern auch nationale und internatio­nale Strahlkraf­t entfalten werde. In Augsburg wird die Neuigkeit als ein großer Gewinn für die medizinisc­he Fakultät der Universitä­t und für das zukünftige Universitä­tsklinikum gewertet. „Damit wird Augsburg nicht irgendeine Uniklinik, sondern die Uniklinik für Behinderte­nmedizin“, sagt Söder.

Disziplinü­bergreifen­de Kooperatio­nen, wie mit dem Krankenhau­s St. Camillus in Ursberg, seien laut dem Kabinettss­itzungsber­icht für eine optimale Versorgung der Betroffene­n notwendig. Das Krankenhau­s im Landkreis Günzburg etwa ist auf die Behandlung von Menschen mit Behinderun­g und chronische­n Krankheite­n spezialisi­ert.

Arbeitgebe­rn soll klar werden, welche Ressourcen brachliege­n

Für die SPD ist es ein durchschau­bares Wahlkampfm­anöver

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Der Protestant und die Muttergott­es. Nach einer kurzen Visite am Marienwall­fahrtsort Maria Vesperbild traf das Kabinett in Urs berg wegweisend­e Beschlüsse, die das Leben von Menschen mit Behinderun­g verbessern sollen.

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