Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Klinikum erhält neues Zentrum
In Augsburg wird für Behinderte geforscht
richtungsträgern in den kommenden 20 Jahren für die sogenannte Konversion von großen Heimen hin zu kleinen dezentralen Wohnformen zur Verfügung. Die Details sollen durch das Sozialministerium erarbeitet werden und bis Mitte des kommenden Jahres vorliegen. Ob die Mittel ausreichend sind, muss sich aus Sicht des Ringeisen-Werks noch erweisen. Allein hier werden in den kommenden Jahren rund 100 Millionen Euro benötigt, um die bestehenden Wohnungen so zu modernisieren, dass sie den gesetzlich vorgeschriebenen Standards entsprechen, wie Schwester Katharina mit Behinderung sein. Sozialministerin Kerstin Schreyer betonte, wie wichtig ihr es sei, Menschen mit Behinderung zuallererst als Menschen wahrzunehmen und die Barrieren in den Köpfen abzubauen. Daneben trügen aber auch ganz konkrete Maßnahmen wie die Fortführung des Programms „Bayern barrierefrei“dazu bei, Menschen mit Behinderung die Teilnahme am öffentlichen Leben zu erleichtern. Seit 2015 wurden bereits rund 490 Millionen Euro im Rahmen dieses Programms investiert.
Ein ähnlicher Finanzrahmen soll auch für die kommenden Jahre zur Verfügung stehen, um etwa den Anteil barrierefreier Linienbusse und die Ein- und Ausstiege an den Bahnhöfen und Haltestellen zu erhöhen. Zudem sollen sämtliche OnlineVerfahren des Freistaats zeitnah barrierefrei verfügbar sein.
Verbessert werden soll auch die Inklusion behinderter Menschen am Arbeitsmarkt. Dabei soll der Freistaat nach dem Willen der Staatsregierung mit gutem Beispiel vorangehen. Sieben Prozent der Mitarbeiter im Freistaat sollen künftig Menschen mit Behinderung sein. Um auch im allgemeinen Arbeitsmarkt die Inklusion zu fördern, soll ein runder Tisch mit den Arbeitgeberverbänden eingerichtet werden, um ihnen „klarzumachen, welche Ressourcen hier brachliegen“, erklärt Sozialministerin Schreyer. Rund 90 Millionen Euro sind im kommenden Jahr für gezielte Inklusionsmaßnahmen vorgesehen. Flankiert werden sollen sie durch eine Info- und Aufklärungskampagne.
Die Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion für Menschen mit Behinderungen, Ilona Deckwerth, bezeichnete den Beschluss der Staatsregierung als durchschaubares Wahlkampfmanöver. „Kurz vor der Landtagswahl versucht die Staatsregierung einmal mehr, mit Investitionen in Bereichen zu punkten, die sie bisher sträflich vernachlässigt hatte“, erklärte Deckwerth. „Fünf Jahre hatte diese Regierung Zeit, die Inklusion von Menschen mit Behinderung voranzubringen.“Geschehen sei viel zu wenig und in manchen Bereichen gar nichts. Augsburg Für Augsburg und die Region ist es ein großer Wurf: Bayerns Ministerrat hat am Mittwoch die Errichtung eines deutschlandweit einzigartigen Interdisziplinären Medizinischen Zentrums für Menschen mit Behinderung (IMZMB) beschlossen. Es soll an die medizinische Fakultät der Universität Augsburg angeschlossen werden. Dabei ist auch die Zusammenarbeit mit anderen Partnern in der Region geplant, wie es im Kabinettsbericht heißt. Demnach sollen das Dominikus-Ringeisen-Werk sowie das Ursberger Krankenhaus St. Camillus miteinbezogen werden.
Für den Aufbau bewilligte das Kabinett einmalig 1,5 Millionen Euro, für den Unterhalt sind jährlich etwa 1,6 Millionen Euro veranschlagt. Ministerpräsident Markus Söder sprach von einem „einzigartigen interdisziplinären Modellprojekt“. Mit diesem erhalte die medizinische Behandlung von Menschen mit Behinderung eine Verankerung in Wissenschaft und Forschung.
Der Aufbau des Zentrums soll Hand in Hand mit der Etablierung der neuen Augsburger Universitätsmedizin erfolgen. „Da wir ab 2019 in Augsburg ohnehin neue medizinische Forschungs- und Lehrstrukturen schaffen werden, können wir gleichzeitig mit dem Bereich der Versorgung behinderter und chronisch kranker Menschen den bestehenden dringenden Bedarf adressieren“, betonte Marion Kiechle. Die Wissenschaftsministerin geht davon aus, dass das neue Interdisziplinäre Medizinische Zentrum für Menschen mit Behinderung nicht nur regionale, sondern auch nationale und internationale Strahlkraft entfalten werde. In Augsburg wird die Neuigkeit als ein großer Gewinn für die medizinische Fakultät der Universität und für das zukünftige Universitätsklinikum gewertet. „Damit wird Augsburg nicht irgendeine Uniklinik, sondern die Uniklinik für Behindertenmedizin“, sagt Söder.
Disziplinübergreifende Kooperationen, wie mit dem Krankenhaus St. Camillus in Ursberg, seien laut dem Kabinettssitzungsbericht für eine optimale Versorgung der Betroffenen notwendig. Das Krankenhaus im Landkreis Günzburg etwa ist auf die Behandlung von Menschen mit Behinderung und chronischen Krankheiten spezialisiert.
Arbeitgebern soll klar werden, welche Ressourcen brachliegen
Für die SPD ist es ein durchschaubares Wahlkampfmanöver