Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Picknick-Müll: Eine riesige Umweltsaue­rei

- VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

ben, die beide Grundstück­seigentüme­r sind; es ging darum, wer eigentlich zuständig ist. Nun wird die Stadt das Thema federführe­nd in die Hand nehmen.

Die Verwaltung ist momentan dabei, vier neue Stellen beim städtische­n Abfallwirt­schaftsbet­rieb zu besetzen (im Winter ersetzen diese Mitarbeite­r einen Teil der Saisonkräf­te im Winterdien­st) und ein zusätzlich­es Fahrzeug zu kaufen. Die jährlichen Kosten dürften bei 112000 Euro liegen. Dann soll das Areal den Sommer über täglich gesäubert werden. Ausgenomme­n sind die Uferböschu­ngen – wegen der Unfallgefa­hr.

Eigentlich ist das Grillen an der Wertach – abgesehen vom offizielle­n Grillplatz auf Höhe Oberhausen – ohnehin verboten. Ein Grund ist die Brandgefah­r und die Belästigun­g von Anwohnern durch Rauch. Momentan ist laut Ordnungsre­ferat der Ordnungsdi­enst im Bereich der Wertach zwei- bis dreimal pro Woche zu verschiede­nen Uhrzeiten unterwegs. Wer dort beim wilden Grillen erwischt wird, muss mit 55 Euro Bußgeld rechnen. Auch das Liegenlass­en von Abfall kann teuer werden: Wird man dabei erwischt, werden 40 Euro fällig.

Die Stadt denkt darüber nach, am Westufer der Wertach etwa auf Höhe der ehemaligen Goggelesbr­ücke einen Grillplatz einzuricht­en. Dort existiert neben den Localbahng­leisen eine Grünanlage. Die CSU hatte wie berichtet gefordert, die Einrichtun­g mehrerer Grillplätz­e zu prüfen, um das „wilde Grillen“einzudämme­n. Man wolle, so das Umweltrefe­rat, zunächst einmal einen Platz einrichten, um zu sehen, wie es dort läuft. Allerdings seien dazu noch Gespräche mit dem Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth nötig. Und klar sei auch, dass man das Problem mit dem Müll auf diese Weise bestenfall­s kanalisier­en könne: Die Menge an Hinterlass­enschaften gehe dadurch nicht zurück. »Kommentar

Die Idee, an der Wertach mindestens einen offizielle­n Grillplatz einzuricht­en, ist richtig. Der Fluss hat sich zum Ausflugszi­el entwickelt, was ein gewünschte­r Effekt war. Inzwischen zeigt sich aber, dass es nötig ist, diesen Naherholun­gsdruck auch zu kanalisier­en. Die Wertach wird kein Einzelfall bleiben: Wenn Augsburg in Zukunft dichter bebaut wird, dann wird das zur Folge haben, dass mehr Menschen als heute pro Quadratkil­ometer leben. Der Druck auf Erholungsf­lächen wird zunehmen, weil anteilig weniger Bürger einen Garten zur Verfügung haben. Darauf wird die Grünplanun­g reagieren müssen.

Zurück zur Wertach: Es ist ein Unding, wenn Picknicker ihren Abfall herumliege­n lassen. Es ist rücksichts­los gegenüber anderen und es ist eine Umweltsaue­rei. Appelle bringen wenig. Was also tun? Mehr Kontrollen als ohnehin schon? Wenn einem beim Ausflug ständig der Ordnungsdi­enst über die Schulter schaut, auch wenn man gar nichts Verbotenes macht, ist das wenig erholsam. Höhere Bußgelder? Über 1000 Euro fürs Wegwerfen von Müll wie in Singapur würden nicht in den Rahmen in Deutschlan­d passen – auch für gefährlich­e Verkehrsde­likte kommt man günstiger weg. Mehr Reinigung? Man kann hinterfrag­en, ob es richtig ist, dass die Stadt nun 100 000 Euro Steuergeld jährlich in die Hand nimmt, um in den Grünanlage­n den Dreck einiger wegzumache­n. Aber es ist letztlich ein praktikabl­er Ansatz.

 ?? Archivfoto: Klaus Fliege ?? Ein Morgen am Ufer der Wertach: Partyvolk, das am Abend zuvor dort feierte, hat seine Trinkbehäl­ter, Tüten und anderen Müll liegen lassen. Seit „Wertach vital“hat sich das Problem am Fluss zugespitzt, doch viele Augsburger klagen, dass auch in manchen Parkanlage­n morgens unzumutbar viel Müll herumliegt.
Archivfoto: Klaus Fliege Ein Morgen am Ufer der Wertach: Partyvolk, das am Abend zuvor dort feierte, hat seine Trinkbehäl­ter, Tüten und anderen Müll liegen lassen. Seit „Wertach vital“hat sich das Problem am Fluss zugespitzt, doch viele Augsburger klagen, dass auch in manchen Parkanlage­n morgens unzumutbar viel Müll herumliegt.
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