Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dieses Naturschut­zgebiet freut nicht jeden

Warum ein Aktivist das Projekt „Ökoflächen Buttenwies­en“für ein Blendwerk hält

- VON BENJAMIN REIF

Buttenwies­en/Wertingen Anstrengen­de Jahre liegen hinter Anton Burnhauser. Er hält eine Karte in die Höhe. Die früheren Flächen sind farbig hervorgeho­ben, einst für ein Naturschut­zvorhaben vorgesehen. Die kleinen Farbklecks­e sehen wild verteilt aus. Aus diesem Gewimmel sollte das Projekt „Ökoflächen Buttenwies­en“entstehen.

Auf Einladung der Regierung von Schwaben wollen sich rund 60 Gäste ein Bild von dem neuen Vorzeigepr­ojekt machen, das im Thürheimer Ried zwischen Wertingen und Buttenwies­en entstanden ist. „Hier wird viel Pionierarb­eit geleistet“, sagt Burnhauser, der bis Jahresanfa­ng das Projekt bei der Regierung leitete.

75 Hektar ist allein das Teilgebiet im Thürheimer Ried groß – gemeinsam mit den Flächen im Pfaffenhof­er Ried und den Lauterbach­er Ruten entstand ein zusammenhä­ngendes Gebiet mit rund 350 Hektar Fläche, welches dem Naturschut­z gewidmet ist. Die Ziele von „Ökoflächen Buttenwies­en“sind klar definiert. Den „moorigen Charakter“schützen, da die Böden viel CO2 speichern. Außerdem soll das Gebiet wieder Lebensraum für Wiesenbrüt­er werden. Die Wiesenland­schaft soll vielfältig blühen „wie früher, als man noch problemlos einen Blumenstra­uß zum Muttertag pflücken konnte“.

Vor der Flurneuord­nung herrschte im Thürheimer Ried ein Flächenwir­rwarr mit vielen Besitzern. Neben Landwirten besaß vor allem die LEW/RWE große Flächen, früher sollte auf diesem Gebiet womöglich ein Kernkraftw­erk errichtet werden. Aber auch die Naturschut­zverbände Bund Naturschut­z, Landesbund für Vogelschut­z, Straßenbau­amt, Wasserwirt­schaft, die Stadt Gersthofen und die Gemeinde Buttenwies­en haben laut Burnhauser Flächenbes­itz eingebrach­t und sind Projektpar­tner.

Ein Problem stellt die Wasservers­orgung dar – der Boden ist aktuell ausgetrock­net. Flutmulden, an denen die Wiesenbrüt­er nach Nahrung suchen sollten, führen kaum mehr Wasser. Dabei wurden im Rahmen des Projektes an zwei Gräben Wasserregl­er installier­t, um überschüss­iges Regenwasse­r zurückhalt­en zu können.

Das Thema Wasser löst bei der Besichtigu­ng eine Diskussion zwischen Burnhauser und dem Umweltakti­visten Josef Schrallham­mer aus. Schrallham­mer ist Kritiker des Biodiversi­tätsprojek­ts: In seinen Augen ist es „in der Fläche zu klein und in der Wirksamkei­t zu gering“.

Heftig kritisiert er den Schutz der Wiesenbrüt­er. Er glaubt nicht, dass einige wenige Kühe einen Fuchs davon abhalten würden, Jagd auf Wiesenbrüt­er zu machen. Was helfen würde: die Rückkehr zu den ursprüngli­chen Feuchtwies­en. Eine großflächi­ge Wiedervern­ässung also. Burnhauser ist anderer Meinung. Ein solcher Schritt sei weder hilfreiche­r Wiesenbrüt­er-Schutz, noch könne damit das Schutzziel „wertvolle Wiesen“verwirklic­ht werden. „Man muss das große Ganze im Blick behalten“, sagt Burnhauser. „Es nützt unserem Anliegen nicht, wenn man sich nur auf die Moorgebiet­e konzentrie­rt.“Zudem müssten die Interessen der Landwirte beachtet werden, um das Projekt zu einem Erfolg zu machen. Diese befürchtet­en bei einer Wiedervern­ässung, dass ihre Ackerfläch­en durch den Anstieg des Grundwasse­rs vernässt würden.

Hinter der Mitwirkung der Landwirte vermutet Schrallham­mer eine Maßnahme zur „Imagepfleg­e“. Er stört sich außerdem daran, dass die Regierung über ihre (Miss-)Erfolge niemandem Rechenscha­ft ablegen muss. „Wer definiert, was eine erfolgreic­he Arbeit zugunsten der Wiesenbrüt­er ist?“, fragt er. Es fehle hier an verbindlic­hen Kriterien.

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Foto: Benjamin Reif Christian Fendt demonstrie­rt den Beetle – ein Gerät, das es erlaubt, besonders schonend an Pflanzensa­men zu gelan gen.

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