Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dieses Naturschutzgebiet freut nicht jeden
Warum ein Aktivist das Projekt „Ökoflächen Buttenwiesen“für ein Blendwerk hält
Buttenwiesen/Wertingen Anstrengende Jahre liegen hinter Anton Burnhauser. Er hält eine Karte in die Höhe. Die früheren Flächen sind farbig hervorgehoben, einst für ein Naturschutzvorhaben vorgesehen. Die kleinen Farbkleckse sehen wild verteilt aus. Aus diesem Gewimmel sollte das Projekt „Ökoflächen Buttenwiesen“entstehen.
Auf Einladung der Regierung von Schwaben wollen sich rund 60 Gäste ein Bild von dem neuen Vorzeigeprojekt machen, das im Thürheimer Ried zwischen Wertingen und Buttenwiesen entstanden ist. „Hier wird viel Pionierarbeit geleistet“, sagt Burnhauser, der bis Jahresanfang das Projekt bei der Regierung leitete.
75 Hektar ist allein das Teilgebiet im Thürheimer Ried groß – gemeinsam mit den Flächen im Pfaffenhofer Ried und den Lauterbacher Ruten entstand ein zusammenhängendes Gebiet mit rund 350 Hektar Fläche, welches dem Naturschutz gewidmet ist. Die Ziele von „Ökoflächen Buttenwiesen“sind klar definiert. Den „moorigen Charakter“schützen, da die Böden viel CO2 speichern. Außerdem soll das Gebiet wieder Lebensraum für Wiesenbrüter werden. Die Wiesenlandschaft soll vielfältig blühen „wie früher, als man noch problemlos einen Blumenstrauß zum Muttertag pflücken konnte“.
Vor der Flurneuordnung herrschte im Thürheimer Ried ein Flächenwirrwarr mit vielen Besitzern. Neben Landwirten besaß vor allem die LEW/RWE große Flächen, früher sollte auf diesem Gebiet womöglich ein Kernkraftwerk errichtet werden. Aber auch die Naturschutzverbände Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, Straßenbauamt, Wasserwirtschaft, die Stadt Gersthofen und die Gemeinde Buttenwiesen haben laut Burnhauser Flächenbesitz eingebracht und sind Projektpartner.
Ein Problem stellt die Wasserversorgung dar – der Boden ist aktuell ausgetrocknet. Flutmulden, an denen die Wiesenbrüter nach Nahrung suchen sollten, führen kaum mehr Wasser. Dabei wurden im Rahmen des Projektes an zwei Gräben Wasserregler installiert, um überschüssiges Regenwasser zurückhalten zu können.
Das Thema Wasser löst bei der Besichtigung eine Diskussion zwischen Burnhauser und dem Umweltaktivisten Josef Schrallhammer aus. Schrallhammer ist Kritiker des Biodiversitätsprojekts: In seinen Augen ist es „in der Fläche zu klein und in der Wirksamkeit zu gering“.
Heftig kritisiert er den Schutz der Wiesenbrüter. Er glaubt nicht, dass einige wenige Kühe einen Fuchs davon abhalten würden, Jagd auf Wiesenbrüter zu machen. Was helfen würde: die Rückkehr zu den ursprünglichen Feuchtwiesen. Eine großflächige Wiedervernässung also. Burnhauser ist anderer Meinung. Ein solcher Schritt sei weder hilfreicher Wiesenbrüter-Schutz, noch könne damit das Schutzziel „wertvolle Wiesen“verwirklicht werden. „Man muss das große Ganze im Blick behalten“, sagt Burnhauser. „Es nützt unserem Anliegen nicht, wenn man sich nur auf die Moorgebiete konzentriert.“Zudem müssten die Interessen der Landwirte beachtet werden, um das Projekt zu einem Erfolg zu machen. Diese befürchteten bei einer Wiedervernässung, dass ihre Ackerflächen durch den Anstieg des Grundwassers vernässt würden.
Hinter der Mitwirkung der Landwirte vermutet Schrallhammer eine Maßnahme zur „Imagepflege“. Er stört sich außerdem daran, dass die Regierung über ihre (Miss-)Erfolge niemandem Rechenschaft ablegen muss. „Wer definiert, was eine erfolgreiche Arbeit zugunsten der Wiesenbrüter ist?“, fragt er. Es fehle hier an verbindlichen Kriterien.