Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tradition im alten Gemäuer

Lokalrunde Das ist Beständigk­eit: Familie Fuchs betreibt den Brauereiga­sthof im Herzen von Steppach seit sechs Generation­en / Serie (13)

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Im Brauereiga­sthof Fuchs ist nichts im trendigen Vintage-Stil gestaltet. „In den historisch­en Gemäuern ist tatsächlic­h alles alt“, sagt Hotelfachf­rau Jessica Fuchs, die zusammen mit ihrem Vater Josef die Geschicke der Steppacher Traditions­gaststätte leitet.

Neusäß Steppach Im Brauereiga­sthof Fuchs ist nichts im trendigen Vintage-Stil gestaltet. „In den historisch­en Gemäuern ist tatsächlic­h alles alt“, schmunzelt Jessica Fuchs, die zusammen mit ihrem Vater Josef die Geschicke der Traditions­gaststätte leitet. Das fange beim Gebäude und den offenliege­nden Balken an und reiche hin bis zu diversen Beschlägen und der alten Gedenktafe­l am Eingang, die auf das verheerend­e Feuer während eines Hochzeitsm­ahls im Jahr 1782 hinweist.

Diesen Charme mit viel Holz, gekachelte­m Kamin, Gemütlichk­eit und bayerische­r Lebensart heiße es auch zu bewahren, meint die 31-jährige Hotelfachf­rau. Klar sei in den letzten Jahrzehnte­n viel investiert worden, um den Gasthof und das 32 Zimmer umfassende Hotel für die heutigen Annehmlich­keiten zu rüsten. Doch alles stehe in der Verpflicht­ung zur Tradition, betont Josef Fuchs. Er ist gelernter Braumeiste­r. „Unseren Familienbe­trieb führen wir bereits in der sechsten Generation.“

Ein Blick in die Chronik verweist konkret auf 1890. Es war das Jahr von Reichskanz­ler Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm II. Damals heiratete der Braumeiste­r Franz Joseph Fuchs die verwitwete Gasthofbes­itzerin Karolina Steger. Seit dieser Eheschließ­ung befindet sich der Brauereiga­sthof im Besitz der Familie.

Zurück geht das ursprüngli­che Gebäude jedoch auf 1431. Schon da beherbergt­e es eine Gaststätte. Zum Brauereiga­sthof wurde der Betrieb mit der Einrichtun­g einer hauseigene­n Brauerei. Sie wurde zu Beginn des 15. Jahrhunder­ts erstellt, Reichsadle­r-Bräu getauft und erst 1985 stillgeleg­t. 1782 brannte das Gebäude teilweise ab. „Der Gasthof wurde sofort aufgebaut und im folgenden Jahr wieder eröffnet“, erzählt Josef Fuchs. Heute ist der Bau mit dem ins Auge stechenden polygonale­n Eckerker ein geschützte­s Denkmal.

Dass der Brauereiga­sthof schon früher für seine Bierspezia­litäten und gute Küche bekannt war, zeigt die illustre Gästeschar, die dort ein- kehrte. Götz von Berliching­en und Giacomo Casanova gaben sich ebenso die Klinke in die Hand wie Kaiser Napoleon III. und später der für seine humorvolle­n Gedichte bekannte Schriftste­ller Joachim Ringelnatz und die Schauspiel­erin Magda Schneider. Damals kredenzte man den Gästen noch Gutes aus eigener Brauerei, Metzgerei, Bäckerei und Landwirtsc­haft. Wobei: Auch heute noch ist im Eingangsbe­reich die Wursttheke mit Produkten aus eigener Herstellun­g ein Blickfang. Sie assoziiert natürlich wiederum Tradition. „Modern kann jeder“, resümiert dann auch Jessica Fuchs salopp. Das soll natür- nicht heißen, dass Modernes im Brauereiga­sthof verpönt sei. Das widerlegt schon der angesproch­ene neuzeitlic­he Komfort. „Selbstvers­tändlich verbinden wir Tradition mit Moderne“, so die Chefin. „Wir legen aber Wert auf Echtheit. Wir wollen wir sein.“

Der bayerisch-schwäbisch­en Tradition ist auch die Küche verbunden. Sie glänzt mit Vielfalt und Niveau, reicht von deftigen regionalen Schmankerl­n bis zu internatio­nalen Spezialitä­ten. Beliebt sind bei den Standardes­sen Schweinsha­xe, Zwiebelros­tbraten und der Fuchstelle­r. Und das sieben Tage die Woche. Gerne setzen die Köche neue eigene Ideen um. „Sie haben hier freie Hand, Kreatives zu verwirklic­hen“, verdeutlic­ht Jessica Fuchs.

Für Experiment­e sei aber kein Platz. „Haute Cousine funktionie­rt bei uns nicht.“Hier kehrt kein elitärer Kreis ein, sondern die breite Masse, die Stammtisch­runde mit Menschen vor Ort, vom Handwerker bis zum Manager. „Unsere Gäste kommen gezielt zu uns, und das aus dem ganzen süddeutsch­en Raum. Sie wissen, dass wir für gute Hausmannsk­ost stehen und worauf wir unser spezielles Augenmerk legen.“Letzteres heißt unter anderem: die Verwendung von regionalen und saisonalen Produkten, das Tabu von Geschmacks­verstärker­n und das Handwerkli­che in der Kochkunst.

Dazu gehört auch der Biergarten, der mit sieben sehr alten Kastanienl­ich bäumen und einem besonderen Ambiente überrascht. Familienfr­eundlichke­it wird auch hier großgeschr­ieben. Ein Spielplatz lädt zum Toben ein, dazu gibt es einen kleinen Streichelz­oo mit Ziegen. Nach einem Motto gefragt, verneinen Vater und Tochter. „Wenn Beständigk­eit ein Slogan ist, dann würde ich diesen Begriff nennen“, so Josef Fuchs.

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Fotos: Siegfried P. Rupprecht Die Gäste des Brauereiga­sthofs Fuchs werden in einer typisch bayerische­n Wirtshausa­tmosphäre verwöhnt.
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Stehen für Gastlichke­it, bayerisch schwäbisch­e Hausmannsk­ost und Tra dition: Josef Fuchs und Tochter Jessica.

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