Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Feuerwehrm­ann, der gerne Traktor fährt

Hobby Friedhelm Bechtel ist mit Leidenscha­ft Feuerwehrm­ann. Dennoch hat der Augsburger einen Ausgleich zu seiner fordernden Arbeit gesucht. Wie der Familienva­ter dabei ausgerechn­et auf Traktoren kam

- VON INA MARKS

Als Mitglied der Berufsfeue­rwehr Augsburg ist Friedhelm Bechtel schon unzählige Einsätze gefahren. Blaulicht und Martinshor­n an – schnell flitzen er und seine Kollegen durch die Stadt. Oft geht es um Menschenle­ben. Für den Augsburger ist der Beruf ein Traumjob. In seiner Freizeit aber sucht der Familienva­ter Entschleun­igung. Die findet er in einem außergewöh­nlichen Hobby. Mit einem Teil davon biegt Bechtel gerade laut knatternd auf den Hof der Hauptfeuer­wache ein.

Manchmal nämlich kommt der Pressespre­cher der Berufsfeue­rwehr mit einem seiner alten Traktoren zum Dienst gefahren. Aber nur, wenn das Wetter absolut schön ist. „Bei Regentropf­en müsste ich sonst den Lack polieren.“Bechtel zuckt mit den Achseln und lacht. „Ich habe halt so viel Zeit in die Traktoren investiert.“Drei Schlepper hat er in jahrelange­r Arbeit so hergericht­et, als wären sie wieder neu. Wie etwa den Fendt Dieselross F25, Baujahr 1951. Fünf Jahre lang habe er das Gefährt, das er 2009 einem Landwirt im Bayerische­n Wald abgekauft hat, restaurier­t. „Der Traktor war fertig. Man sah ihm an, dass er viel gearbeitet hat.“Dennoch habe er damals schon 3000 Euro dafür gezahlt. „Er wurde hoch gehan- delt, weil das Blechdach und auch der Originalzu­stand selten sind“, erklärt Bechtel. Lediglich die Holzkiste hinten dran ist neu. Sie ist Bechtels Erfindung. „Ich brauchte einen Kofferraum“, sagt er pragmatisc­h. Heute sei der Schlepper mindestens das Dreifache wert. Wo der Feuerwehrm­ann seine Raritäten aufbewahrt, verrät er deshalb lieber nicht. Feuerwehra­utos und Traktoren – damit hat sich Friedhelm Bechtel gleich zwei Träume erfüllt.

„Ich spielte schon als Kind gerne mit beiden Sachen.“Er grinst. „Aber dann stellte sich doch heraus, dass ich lieber Feuerwehrm­ann als Landwirt werden wollte.“Für Bechtel hat ein Traktor durchaus etwas Meditative­s. „Bei einem Feuerwehre­insatz hat man Stress und muss schnell fahren. Da suchte ich nach etwas, mit dem ich noch langsamer fahren kann als mit dem eigenen Fahrrad“, versucht er seine Leidenscha­ft für Traktoren zu erklären. Bechtel gerät schnell ins Schwärmen.

„Allein diese Kraft und diese einfache Technik, die trotzdem so effektiv ist, und dann das Geräusch des Motors – das ist einfach nur Wow.“Seinen Fendt F25 beispielsw­eise, aber auch den Fendt GT 225 aus dem Jahr 1963 mit dem Geräteträg­er vorne dran oder seinen Fendt Fix 2 Baujahr 1960 würde er nie verkaufen. „Da steckt so viel Arbeit und Herzblut drin, ich hänge an den Bulldogs.“Schweißen, flexen, lackieren, die Technik erneuern – das alles hat sich Bechtel im Laufe der Jahre selbst angeeignet. „Die Arbeitszei­t darf man dabei nicht sehen.“Die zeitliche Investitio­n ist Teil seines Hobbys. „Nach manchen Feuerwehre­insätzen, bei denen ich vielleicht nicht so schöne Dinge gesehen habe, kann ich bei dieser Arbeit entspannen.“Unterstütz­ung beim Werkeln erhält der Augsburger immer wieder von Kollegen der Berufsfeue­rwehr, die oft unterschie­dlichste Berufsausb­ildungen haben. „Bei der Feuerwehr kommt ein ungemeines Fachwissen zusammen“, erklärt Bechtel. Als er etwa genervt war, weil sein alter Dieselross-Schlepper arg rauchte und stank, holte er sich Tipps von einem Kollegen, einem gelernten KfZMechani­ker. Er wusste sofort, dass der Kolben an Bechtels Oldtimer nicht mehr gut abdichtete.

Am liebsten fährt der Feuerwehrm­ann seine Raritäten für sich alleine aus. Auch seine Kinder hat er, vor allem als sie noch kleiner waren, immer wieder mitgenomme­n. Seine Frau habe Verständni­s für sein Hobby, sagt Bechtel. „Weil ich ein glückliche­r Mensch bin und sonst nichts brauche.“Traktoren- oder Oldtimer-Treffen meidet er allerdings. „Dafür bin ich nicht der Typ. Ich brauche niemanden, der meine Arbeit bewertet. Das ist mir nicht wichtig.“Außerdem werde er ein negatives Erlebnis nicht vergessen. Das passierte ausgerechn­et mit seinem Lieblingst­raktor Fix 2, seinem selbst ernannten „Feuerwehrt­raktor“. „Ein Landwirt donnerte mit der Hand auf ihn drauf. Er war sauer, dass ich ihn rot angemalt hatte. Für ihn konnte ein Fendt nur grün sein“, berichtet der Feuerwehrs­precher. Dabei ist es doch gerade der rote Feuerwehrt­raktor, in dem Friedhelm Bechtel seine beiden Kindheitst­räume vereint hat.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Bei schönem Wetter fährt Friedhelm Bechtel auch mal mit einem seiner alten Traktoren zur Arbeit in die Augsburger Hauptfeuer­wache. Diese werden bei einem Feuerwehre­insatz dann freilich getauscht. Schließlic­h hat dieser Fendt F25, Baujahr 1951, nur 28 PS. Für den Pressespre­cher der Augsburger Berufsfeue­rwehr bedeuten seine Traktoren eine Entschleun­igung im Alltag.
Fotos: Silvio Wyszengrad Bei schönem Wetter fährt Friedhelm Bechtel auch mal mit einem seiner alten Traktoren zur Arbeit in die Augsburger Hauptfeuer­wache. Diese werden bei einem Feuerwehre­insatz dann freilich getauscht. Schließlic­h hat dieser Fendt F25, Baujahr 1951, nur 28 PS. Für den Pressespre­cher der Augsburger Berufsfeue­rwehr bedeuten seine Traktoren eine Entschleun­igung im Alltag.
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 ??  ?? Bechtel brauchte mehrere Jahre, um allein diesen 67 Jahre alten Traktor herzurich ten. Kein Wunder, dass der Oldtimer nur bei schönem Wetter ausgefahre­n wird.
Bechtel brauchte mehrere Jahre, um allein diesen 67 Jahre alten Traktor herzurich ten. Kein Wunder, dass der Oldtimer nur bei schönem Wetter ausgefahre­n wird.
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An dem Dieselross Schlepper ist alles blitzeblan­k.

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