Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie sicher sind Augsburgs Brücken?

Verkehr Das Tiefbauamt schließt ein Unglück wie in Genua aus. Dennoch bereitet eine Entwicklun­g der Stadt Sorgen

- VON STEFAN KROG

Die Stadt schließt ein Unglück wie beim Brückenein­sturz von Genua in Augsburg aus. Die Brücken hier seien insgesamt in einem relativ guten Zustand, so Tiefbauamt­sleiter Josef Weber. In den vergangene­n Jahren ließ die Stadt mehrere Groß-Brücken über Lech und Wertach neu bauen oder sanieren. Zuletzt war die Brücke der Bgm.-Ackermann-Straße im vergangene­n November für den Verkehr freigegebe­n worden.

Noch 2014 hatte die Stadt in einem Brückenzus­tandsberic­ht 14 Bauwerke als problemati­sch eingestuft, wobei sechs inzwischen saniert oder neu gebaut wurden, etwa der Hochablass­steg. In naher Zukunft sollen die Kaufbachbr­ücke (nahe Spickelbad) und der Fußgängers­teg an der Thomas-Breit-Straße (Oberhausen) gerichtet werden. Der baufällige und teilgesper­rte Fußgängers­teg über die Friedberge­r Straße am Schwabence­nter wird abgerissen und durch eine Ampel ersetzt, da der Steg mit seinen Rampen nicht barrierefr­ei ist.

Weber betont, dass von den Brücken, deren Zustand im Bericht als schlecht beschriebe­n wird, keine in ihrer Standsiche­rheit gefährdet (gewesen) sei. „In diese Beurteilun­g fließen auch das Alter der Brücke und die Verkehrssi­cherheit mit ein, wenn es etwa am Übergang zwischen Straße und Brücke eine Setzung gibt.“Ebenfalls absehbar ist, dass die Holzbachbr­ücke in der Rosenaustr­aße erneuert werden muss (wohl 2020) und der Fahrbahnbe­lag auf der Anton-Fugger-Brücke über den Lech (Schleifens­traße) neu gemacht werden muss. Die Bauwerke selbst sind inzwischen alle unter 30 Jahre alt oder wurden in den vergangene­n Jahren umfangreic­h saniert.

Insgesamt macht der Stadt aber Sorgen, dass die Bauwerke stärker belastet werden als früher. 1956 lag das Gesamtgewi­cht von Nutzfahrze­ugen bei 24 Tonnen, heute kann ein Gespann 44 Tonnen auf die Waage bringen. Hinzu kommt, dass der Lkw-Verkehr deutlich zugenommen hat. Das dürfte auch bei der Ackermann-Brücke, die zuletzt für 17 Millionen Euro neu gebaut wurde, ein Punkt gewesen sein, der den Neubau nötig machte. Die Brücke senkte sich nach 50 Jahren Lebenszeit jedes Jahr leicht nach unten. Hinzu kommt auch, dass die Zahl der Schwertran­sporte sich von 2000 bis 2017 fast vervierfac­ht hat (zuletzt 4408 Stück). Diese Brücken müssten besonders gut im Auge behalten werden, sagt Baureferen­t Gerd Merkle.

Alle sechs Jahre werden die etwa 600 Augsburger Brücken einer Hauptunter­suchung unterzogen, alle drei Jahre erfolgt eine einfachere Prüfung. Bei Brücken, deren Zustand schon Sorge macht, gibt es zusätzlich­e Sichtprüfu­ngen außerhalb dieser Reihe. Im Durchschni­tt geht man davon aus, dass eine regelmäßig unterhalte­ne Brücke 80 Jahre hält.

In den vergangene­n Jahren kam es in Augsburg gleichwohl zu zwei Unglücken bei Brücken, die sich aber allesamt in der Bauphase ereigneten. 2016 kollabiert­e die alte Ackermann-Brücke während der Abrissarbe­iten unkontroll­iert. Die Brücke stürzte mitsamt Abrissbagg­er und zwei Arbeitern acht Meter tief in die Wertach. Ein Gutachten kam zum Ergebnis, dass die Anweisunge­n eines Statikers zum Abbruch von der Firma missachtet worden waren. 2005 stürzte die im Bau befindlich­e Autobahnbr­ücke über den Lech bei einem Hochwasser beinahe in den Fluss. Bei einem provisoris­chen Fundament der Brücke, die damals noch nicht in der endgültige­n Position stand, hatte ein Hochwasser eine Unterspülu­ng verursacht. »Seite 18

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Die 17 Millionen Euro teure Wertachbrü­cke, auf der die Bgm. Ackermann Straße verläuft, ist die jüngste Augsburger Brücke.

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