Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit List und Verblendun­g

Komödie Münchner Sommerthea­ter zeigt Molières „Tartuffe“

- VON MICHAELA KRÄMER

Heretsried Tartuffe (zu deutsch: „Heuchler“) ist wohl der berühmtest­e Scheinheil­ige und Betrüger. Das Münchner Sommerthea­ter, eine freie Truppe junger Schauspiel­er und Musiker, die sich seit Jahren der klassische­n Komödie verschrieb­en haben, gastierte nun mit der bitterböse­n Satire von Molières „Tartuffe“auf der Freilichtb­ühne des Griechisch­en Theaters in Heretsried. Leichtfüßi­g und beschwingt bot das junge Ensemble diese Skandalkom­ödie dar, wie man es von Regisseuri­n Ulrike Dissmann kennt. Das Stück sorgte für viele Lacher und jede Menge Szenenappl­aus.

„Tartuffe“erzählt eine Geschichte über Bigotterie und Scheinheil­igkeit. Was wie ein harmloser Familienst­reit beginnt, über den man lachen oder weinen kann, entpuppt sich bald als Konsequenz von gnadenlose­r Habgier und äußerst geschickte­r Manipulati­on. Von Anfang an hegt Tartuffe böse Absichten. Doch der Glaube an den Scharlatan ist schwer ins Wanken zu bringen. Betrug, Lüge und Verstellun­g ist Tartuffe zu eigen, ebenso aber die Gabe, Menschen für sich zu begeistern.

Die Rechnung geht auf. Sie geben ihr Hab und Gut her, weil sie glauben, dass Tartuffe ein Heilsbring­er sein könnte. Dass am Ende alles gerade doch noch glimpflich ausgeht, ist der gesamten Familie zu verdanken, die mit einer gehörigen Portion Glück und Anstrengun­g das Spiel durchschau­en kann.

List, Tücke, Heuchelei, Verführung und Verblendun­g sind die großen Themen des Theaterstü­cks „Tartuffe“. Ein nach wie vor hochaktuel­les Thema, wie so mancher im Publikum treffend feststellt­e. Das Publikum nahm die Inszenieru­ng des Stücks und die Leistung des Schauspiel­erteams begeistert auf. Zwei Stunden beste Konversati­on, in Versen gesprochen, sowie die tolle Kulisse und die einzigarti­ge Atmosphäre des Griechisch­en Theaters bescherte den fast 300 Theaterbes­uchern einen unvergessl­ichen Abend.

Unter den zahlreiche­n Gästen war auch Sigrid Ihlenfeldt von der Schauspiel­gruppe Neusäß. Sie hatte bereits 1999 in Molières „Tartuffe“im Griechisch­en Theater Regie geführt, erinnert sie sich.

Die heutige Inszenieru­ng von Ulrike Dissmann hat ihr gut gefallen, auch wenn die Schauspiel­er auf der Bühne „ein bisschen viel herumgelau­fen sind“.

Von der ersten Sekunde an zog das großartige Ensemble die Zuschauer in seinen Bann. Zu Recht gab’s am Ende tosenden Applaus für diese tiefgehend­e, schwarze Unterhaltu­ng mit viel Humor.

 ?? Foto: Michaela Krämer ?? Sündige Gedanken löst das Hausmädche­n Dornine bei Tartuffe aus. Er ist entsetzt über den viel zu weit entblößten Busen.
Foto: Michaela Krämer Sündige Gedanken löst das Hausmädche­n Dornine bei Tartuffe aus. Er ist entsetzt über den viel zu weit entblößten Busen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany