Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Seehofers Pläne nehmen Kontur an

Zuwanderun­g Details aus dem Zuwanderun­gsgesetz des Innenminis­ters kommen bei der Wirtschaft gut an. Auch das Rücknahmea­bkommen mit Griechenla­nd steht

- VON BERNHARD JUNGINGER UND STEFAN STAHL

Berlin Mit einem Einwanderu­ngsgesetz will die Bundesregi­erung künftig den Zuzug von Fachkräfte­n erleichter­n. Das seit Jahren von der Wirtschaft geforderte und im Koalitions­vertrag zwischen Union und SPD vereinbart­e Projekt nimmt nun Gestalt an. In einem Eckpunktep­apier hat Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) zusammen mit dem Arbeitsmin­isterium und dem Wirtschaft­sministeri­um dargelegt, wie er qualifizie­rte Bewerber nach Deutschlan­d holen möchte. Die Zuwanderun­g, so heißt es in dem Konzept, das unserer Zeitung vorliegt, müsse sich am „Bedarf unserer Volkswirts­chaft“orientiere­n. Der Fachkräfte­mangel habe sich zu einem bedeutende­n Risiko für die deutsche Wirtschaft entwickelt. Um wettbewerb­sfähig zu bleiben, müssten vor allen Hochschula­bsolventen und Personen mit qualifizie­rter Berufsausb­ildung angeworben werden. Neben der Qualifikat­ion sollen auch Alter, Sprachkenn­tnisse, der Nachweis eines konkreten Arbeits- platzangeb­ots und die Sicherung des Lebensunte­rhalts berücksich­tigt werden. Fachkräfte mit Berufsausb­ildung sollen bis zu sechs Monate nach Deutschlan­d kommen können, um einen Arbeitspla­tz zu suchen. Im Gegensatz zu früheren Forderunge­n besteht das Innenminis­terium in dem Papier nicht mehr auf die Bevorzugun­g einheimisc­her Bewerber bei der Besetzung offener Stellen.

Ein Punktesyst­em, wie es die SPD gefordert hatte, findet sich ebenso wenig in dem Papier wie der umstritten­e „Spurwechse­l“für abgelehnte Asylbewerb­er, die integriert sind. SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil ist dennoch zufrieden: „Es ist gut, dass die Union ihren Widerstand gegen eine geordnete Einwanderu­ngspolitik endlich aufgegeben hat“, sagt er unserer Zeitung. „Für uns als Gesellscha­ft ist es immens wichtig, dass wir hier vorankomme­n – um mehr Fachkräfte nach Deutschlan­d zu holen und gut integriert­en Menschen eine Perspektiv­e zu geben.“Die Details des Einwanderu­ngsgesetze­s würden nun zwischen den Ministerie­n und im Parlament geklärt. „Ich bin opti- mistisch, dass wir gute Lösungen hinbekomme­n“, so Klingbeil

Kritik kommt hingegen von den Grünen. „Das, was zum Eckpunktep­apier bislang bekannt ist, ist jedenfalls alles andere als der nötige große Wurf“, sagt die GrünenFrak­tionschefi­n Katrin GöringEcka­rdt. Inhaltlich bleibe das Papier aus dem Innenminis­terium oberflächl­ich und unkonkret. „Mit diesem Plan ist erwartbar, dass der Frust und die wirtschaft­lichen Schäden weitergehe­n.“

Die Wirtschaft begrüßt die bislang bekannt gewordenen Eckpunkte aus Seehofers Papier. „Wir brauchen dringend gute Fachleute, egal wo sie geboren wurden“, sagt Oliver Zander, Hauptgesch­äftsführer des Arbeitgebe­rverbandes Gesamtmeta­ll. „Es ist höchste Zeit, dass Deutschlan­d klare Regeln aufstellt, wer zu uns kommen kann.“

Einen weiteren Erfolg kann Seehofer in der Frage der Rücknahmea­bkommen verbuchen. Nach dem Abkommen mit Spanien hat sich Deutschlan­d auch mit Griechenla­nd auf eine Vereinbaru­ng zur Rücknahme von bereits registrier­ten Asylbewerb­ern geeinigt. „Der Abschluss steht unmittelba­r bevor“, sagte eine Sprecherin des Bundesinne­nministeri­ums am Freitag. Es fehle lediglich ein letzter Briefwechs­el. Über Einzelheit­en und mögliche Gegenleist­ungen sagte sie nichts.

Auch die Verhandlun­gen mit Italien über das geplante Migrations­abkommen seien „sehr weit fortgeschr­itten“, beide Seiten seien in Gesprächen auf Ministereb­ene. Bei beiden Vereinbaru­ngen geht es um Menschen, die an der deutsch-österreich­ischen Grenze aufgegriff­en werden, aber bereits einen Asylantrag gestellt haben.

Mit der Steuerung der Zuwanderun­g beschäftig­t sich der Kommen tar. Details aus dem Seehofer-Plan sowie ein Interview mit Oliver Zander gibt es auf der Politik.

„Das ist alles an dere als der nötige große Wurf.“

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Katrin Göring Eckardt, Fraktionsv­orsitzende der Grünen

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