Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Herzig will auch gegen den FCA jubeln

DFB Pokal Der Ex-Bundesliga­profi ist der bekanntest­e Spieler des TSV Steinbach. Für ihn und sein Team soll bei der DFB-Pokal-Premiere aber nicht schon in der ersten Runde Schluss sein

- VON ARNE WOHLFAHRT UND ROBERT GÖTZ

Der Leitspruch auf dem Fan-Shirt, das der TSV Steinbach extra für die erste Runde im DFB-Pokal drucken hat lassen, zeigt die Vorfreude des Viertligis­ten auf das Duell am Sonntag (15.30 Uhr) mit dem FC Augsburg. „Ein Dorf, ein Traum, wir sind dabei“steht dort in großen weißen Buchstaben. 15,90 Euro kostet das T-Shirt, das Paket mit Schal, Tasse und Shirt gibt es für 27,90 Euro. Der Südwest-Regionalli­gist, dem mit einem 2:0-Erfolg im Hessenpoka­l-Finale gegen den KSV Hessen Kassel der Einzug in die Hauptrunde gelang, ist auch im Marketingb­ereich längst kein Dorfklub mehr.

Der TSV Steinbach Haiger, wie der Klub seit wenigen Wochen offiziell heißt, ist auch sportlich kein „normaler“Viertligis­t. Im 800-Einwohner-Dorf Steinbach, das ein Stadtteil von Haiger ist und zwischen Wetzlar und Siegen im mittelhess­ischen Lahn-Dill-Kreis liegt, kann Trainer Matthias Mink fast unter Profibedin­gungen arbeiten. Ein Großteil seiner Spieler bringt höherklass­ige Erfahrung mit.

Steinbach ist punktgleic­h mit Ulm Tabellenzw­eiter

In der Regionalli­ga-Südwest will der Klub im Konzert der Großen richtig mitmischen. Es sieht derzeit blendend aus. Punktgleic­h mit dem SSV Ulm rangiert die Mannschaft nur aufgrund des schlechter­en Torverhält­nisses nach vier Spieltagen auf Platz zwei. „Wenn es künftig nur noch einen Aufsteiger gibt, dann schielen wir natürlich auch auf Platz eins. Es wäre doch verrückt, zu behaupten, wir wollten Vierter oder Fünfter werden. Wir wollen oben angreifen und mal schauen, was im Endeffekt geht“, fasst Sponsor Roland Kring Ziele und Visionen der Seinen zusammen. „Mit Platz sieben oder acht wären wir jedenfalls nicht mehr zufrieden.“

Der 58-jährige Steinbache­r, der noch in seinem Heimatdorf wohnt, führt dort mit seinem Bruder zusammen die Sibre GmbH, ein Unternehme­n, das Bremsen für Industriea­nlagen herstellt und einen Jahresumsa­tz von 50 Millionen Euro hat. Seit Ex-Spieler Kring, der jetzt seinen Heimatvere­in führt, den TSV Steinbach unterstütz­t, geht es steil nach oben. Von Kritikern wird der TSV schon mal als „Mini-Hoffenheim“bezeichnet. In der kommenden Saison liegt der Etat bei rund 2,5 Millionen Euro, mittelfris­tig will man in die dritte Liga.

Auch Trainer Mink, mit einem Arbeitspap­ier bis 2020 ausgestatt­et, kann sich mit den Aussagen des starken Mannes beim TSV anfreunden. „Die wirtschaft­lich und sportlich Verantwort­lichen reden bei uns über die gleichen Themen. Ich sehe im Team eine positive Entwicklun­g, wir haben die Möglichkei­t, ganz oben anzugreife­n. Ob uns dann der ganz große Coup gelingen wird, das ist noch nicht absehbar und hängt von vielen anderen Faktoren ab.“

Dennoch ist der Optimismus rund um das Sportzentr­um Haarwasen, das mit 4100 Zuschauern (darunter rund 500 Augsburger Fans) fast ausverkauf­t ist, mit den Händen zu greifen. „Alles ist für uns in der kommenden Saison möglich“, legt selbst der ansonsten für ein gewisses Understate­ment bekannte Mink seine Zurückhalt­ung ab, weiß er doch um die Qualität seiner an vielen Stellen aufpoliert­en Truppe.

Der Bekanntest­e ist Nico Herzig. Der 34-Jährige spielte für Alemannia Aachen und Arminia Bielefeld schon in der Bundesliga, absolviert­e für Burghausen und Aachen 114 Zweitliga-Spiele. Der Chef der Abwehr ist zuversicht­lich: „Ich hoffe, dass wir die Sensation schaffen, und bin auch guten Mutes. Wir müssen hinten gut stehen und hoffen, dass wir vorne einen reinwürgen.“

Er hofft, dass der FCA an seiner Favoritenr­olle zu knabbern hat: „Für uns ist es das einfachste Match der Saison. Wenn wir hier 0:5 verlieren, sagt jeder: ,Ja gut, das ist normal, das ist ein Bundesligi­st.‘“Verlieren wir 1:2, sind wir stark aufgetrete­n und haben unglücklic­h verloren, und wenn wir gewinnen, ist hier die Hölle los. Den Druck hat Augsburg, weil sie sich nicht blamieren wollen. Für das unterklass­ige Team gibt es nichts zu verlieren.“

Mit zehn Einsätzen im DFB-Pokal ist Kapitän Nico Herzig der Rekordhalt­er im Kader des TSV Steinbach, aber bei weitem nicht der einzige. Torhüter Frederic Löhe und Rechtsvert­eidiger Timo Kunert haben mit früheren Vereinen sogar schon gegen den FCA gespielt.

Doch sowohl Löhe (SV Sandhausen) als auch Kunert (RW Oberhausen) schieden mit ihren damaligen Klubs gegen den FCA in der ersten Runde aus. Löhe unterlag mit Sandhausen 2010 mit 5:7 nach Elfmetersc­hießen. Da half es auch nicht, dass er einen Elfmeter von Nando Rafael hielt. Kunert verlor 2012 mit Oberhausen 1:2 nach Verlängeru­ng. Sie waren nah dran, am Sonntag wollen sie Augsburg endgültig ein Bein stellen.

 ?? Foto: imago ?? Nico Herzig (rechts) feierte mit den Fans des TSV Steinbach ausgelasse­n den Sieg im Finale des Hessenpoka­ls gegen Hessen Kas sel. Damit zog der Südwest Regionalli­gist erstmals in die DFB Pokal Hauptrunde ein.
Foto: imago Nico Herzig (rechts) feierte mit den Fans des TSV Steinbach ausgelasse­n den Sieg im Finale des Hessenpoka­ls gegen Hessen Kas sel. Damit zog der Südwest Regionalli­gist erstmals in die DFB Pokal Hauptrunde ein.

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