Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Grüne wollen Abschiebun­gen verhindern

Asyl Stadtberge­r Fraktion stellt einen Antrag, damit afghanisch­e Flüchtling­e geschützt werden

- VON MARIA HEINRICH

Landkreis Augsburg Auch ein Mann aus Gersthofen saß am Dienstagna­chmittag in dem Abschiebef­lugzeug nach Kabul – zusammen mit weiteren 45 afghanisch­en Asylbewerb­ern. Der 28-Jährige wurde am Dienstagna­chmittag unvermitte­lt von der Polizei abgeholt. Die Mitglieder des Helferkrei­ses Asyl Gersthofen waren überrascht. Niemand hatte mit der Abschiebun­g des Mannes gerechnet. Der Afghane hatte vor seiner Ausreise davon gesprochen, dass er Angst habe, weil ihm und seiner Familie in der Heimat etwas passieren könne.

Gegen solche Abschiebun­gen wehrt sich nun die Grünen-Fraktion des Stadtrates in Stadtberge­n: „Nachdem in der letzten Zeit immer wieder Menschen versehentl­ich beziehungs­weise rechtswidr­ig nach Afghanista­n abgeschobe­n wurden, haben wir beschlosse­n, deutlich Stellung zu beziehen“, teilt Fabian Münch, Grünen-Sprecher in Stadtberge­n, mit. Die Fraktion wolle die von der Abschiebun­g nach Afghanista­n bedrohten und in Stadtberge­n lebenden Geflüchtet­en schützen.

Die Grünen-Stadtratsf­raktion ist davon überzeugt, dass Afghanista­n kein sicheres Herkunftsl­and ist. Münch: „Das belegen die Reisewarnu­ngen des Auswärtige­n Amtes und die allgegenwä­rtigen Terroransc­hläge.“Asylbewerb­er, die sich gut integriere­n, die Sprache lernen, arbeiten gehen und nicht straffälli­g werden, dürften nicht zurückgesc­hickt werden. Das erklärte Grünen-Stadtrat Paul Reisbacher auf Anfrage: „Wir beziehen klar Stellung zu dem Thema und fordern das auch von unserem gesamten Stadtrat.“Der Antrag beinhaltet drei Punkte: Der erste fordert, dass sich der gesamte Stadtrat dafür einsetzt, dass die in Stadtberge­n untergebra­chten Menschen aus Afghanista­n nicht dorthin abgeschobe­n werden. Paul Reisbacher sagt: „Wir wissen natürlich, dass wir darüber keine Entscheidu­ngsbefugni­s haben. Aber wir lehnen die Abschiebun­gen trotzdem ab.“Es geht schließlic­h um die Flüchtling­e, die die Helfer seit Jahren kennen, die motiviert sind, aber weder Sprachkurs­e belegen noch arbeiten gehen dürfen.

Das ist auch der Kern des zweiten Punktes: Alle Geflüchtet­en sollen unabhängig vom Ausgang des Asylverfah­rens Zugang zu Integratio­nsleistung­en, zu Sprachkurs­en, Praktika, Ausbildung und Arbeit haben. „Wir wollen damit die Wirtschaft stärken“, sagt Reisbacher. Zusammen mit Punkt drei – Geflüchtet­e und ihren Arbeitgebe­r sollen während der Ausbildung mehr Rechtssich­erheit bekommen – wollen die Grünen auch die Unternehme­n vor Ort schützen. „Die Firmen sind unzufriede­n. Sie investiere­n in die Integratio­n und stellen Asylbewerb­er ein, und dann werden sie ihnen von heute auf morgen wieder weggenomme­n. Das kann einfach nicht sein“, erklärt Paul Reisbacher.

Die Fraktion hat ihren Antrag bereits eingereich­t, in der nächsten Sitzung des Stadtrats im September wird er behandelt. Dann wird sich zeigen, ob er angenommen, verändert oder abgelehnt wird. Reisbacher: „Ich erwarte, dass alle Stadträte klar Stellung beziehen und sich nicht hinter der Staatsregi­erung verstecken.“

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