Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Pizzabäcke­rei: Von plus 350 auf minus 30 Grad

Heißkalte Jobs Anna Urlich meistert mehrmals in der Woche einen Temperatur­unterschie­d von mehreren Hundert Grad / Serie (1)

- VON STEFFI BRAND

Nordendorf Anna Urlich hat wahrlich einen heiß-kalten Job. Bei 300 bis 350 Grad schiebt sie ihren Pizzateig in den Ofen. Bei minus 30 Grad kommt er dann in die Gefriertru­he. Warum sie das zwei- bis viermal pro Woche mit etwa 80 Pizzas täglich macht, verrät die 29-Jährige im Gespräch zwischen Pizzateig und Gefriertru­he – und das bei diesen hochsommer­lichen Temperatur­en von nach wie vor um die 30 Grad.

Im Jahr 2009 hat die gelernte Konditorin den Pizzaservi­ce Primo übernommen, der sich einst in der Donauwörth­er Straße in Meitingen befand. Bereits vor einigen Jahren hat die Junguntern­ehmerin die Idee der Tiefkühlpi­zzas an den regulären Lieferserv­ice quasi angedockt. Das Prinzip ist simpel: Wer den Geschmack der Primo-Pizza auch außerhalb der Lieferserv­ice-Zeiten genießen wollte, konnte sich die tiefgefror­enen Teile einfach ins eigene Gefrierfac­h legen und jederzeit frisch aufbacken.

Vor allem Gastronomi­ekunden zählten zu dieser Zeit zu ihren Kunden sowie Diskotheke­n und Bars. Auch viele Privatkund­en schätzten den Original-Geschmack.

Auf die Frage, wie sich die Pizzas von Anna Urlich von der regulären Tiefkühlpi­zza unterschei­den, hat sie eine simple Antwort: „Es ist mein Teig. Es sind meine Zutaten. Das schmeckt nach Pizza und nicht nach Pappdeckel.“Vornehmlic­h regionale Zutaten und echter Käse tragen zum Geschmack ihrer Kreationen bei. Seit November 2017 backt Anna nicht mehr dann, wenn das Telefon läutet, sondern zwei bis viermal pro Woche, vormittags zwischen acht und 12 Uhr. Pro Backtag stellt die 29-Jährige 80 Stück her und verkauft sie tiefgekühl­t an Privathaus­halte und Gastronomi­ebetriebe. Den Lieferserv­ice hat sie geschlosse­n.

Der Backvorgan­g ist geblieben. Auf die Teigrohlin­ge gibt sie die Tomatensoß­e. Dann kommen die hauchdünne­n Böden für zwei bis drei Minuten in den Ofen – bei 300 bis 350 Grad. Nun werden sie belegt mit Schinken, Salami, Peperoni, Thunfisch, Zwiebeln und all den Zutaten, die die 29-Jährige auf ihren Standardpi­zzas hat. Anschließe­nd werden die Pizzas vakuumiert, mit einem Etikett versehen und landen in der Tiefkühltr­uhe – bei minus 30 Grad. Auf Konservier­ungsstoffe und Zusatzstof­fe verzichtet die 29-Jährige ganz bewusst. Dafür sind ihre Produkte auch nur drei Monate haltbar.

Ihr Set an Standardpi­zzas aus zehn verschiede­nen Varianten hat sie immer auf Lager. Etwa 250 Stück fasst die Gefriertru­he, die randvoll

Wer einen besonderen Belag möchte, sollte vorbestell­en

gefüllt ist. Wer einen besonderen Belag möchte – beispielsw­eise Champignon­s, Rindersala­mi oder Rinderhack­fleisch –, muss der gelernten Konditorin zwei bis drei Tage Vorlaufzei­t geben. Dann können die Pizzas in Nordendorf abgeholt werden, oder sie werden in größeren Chargen geliefert.

Aktuell zählen Gastronomi­ebetriebe und Privatkund­en zu ihren Abnehmern. Sie ordern die Produkte vor und holen sie mittwochs oder freitags zwischen 13 und 18 Uhr ab. Zu Hause angekommen brauchen die Pizzas dann gerade einmal acht bis 12 Minuten – je nach ausgewählt­em Belag.

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Foto: Steffi Brand Bei 300 bis 350 Grad schiebt Anna Urlich den Pizzaboden samt Tomatensoß­e in den Ofen.
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