Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Warum für sie Beton noch lange nicht „out“ist
Wirtschaft Der Spezialanbieter von Fertigbauteilen will im Landkreis bleiben und in seinen Hauptsitz Wörleschwang kräftig investieren
Zusmarshausen Wörleschwang Treppenstufen, so weit das Auge reicht: Auf dem rund 35000 Quadratmeter großen Gelände der Firma Hieber in Wörleschwang dominieren die Aufstiege aus feinem Beton. Ob rechts- oder linksgewendelt, gerade, gebogen oder gefaltet, schmal, breit sowie in vielen Größen. Manche von ihnen fallen so ultralang aus, dass einem ein wenig die biblische Himmelsleiter in den Sinn kommt. Doch das Unternehmen in dem Ortsteil Zusmarshausens steht mit allen in der Branche höchst gefragten Fertigbauteilen fest auf irdischem Boden. Das signalisiert schon die Dreieinhalb-Millionen-EuroInvestition in die Erweiterung des Hauptsitzes und damit in die Zukunft des Herstellers und seiner Mitarbeiter.
„Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, ist es der Anfang einer neuen Wirklichkeit!“Auch wenn die Firmenphilosophie von Hieber ein wenig aus der Feder des legendären französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry stammen könnte, in dem Büro des Flachgebäudes der Verwaltung am Krautgartenweg herrscht stets Hochbetrieb. Seit der jetzt laufenden Ausdehnung der Betriebsfläche um 15550 Quadratmeter inklusive Bau einer Produktionshalle erst recht.
Neben dem seit wenigen Tagen stehenden Bau mit einer Fläche von rund 2500 Quadratmetern imponieren zwei wuchtige Lastkräne mit einer Hebeleistung bis zu 20 Tonnen. Später soll es auch mehr Platz für die Angestellten, einen Schulung- sowie einen Ausstellungsraum geben. „Wir platzen aus allen Nähten.“Christoph Hieber meint damit nicht allein die räumliche Verbesserung bei den Betriebsanlagen. Neben Alexander Hieber führt der 50-Jährige Regie beim BaukomponentenAnbieter mit 180 Beschäftigten, davon 130 an der Zusam.
Die Betonspezialisten sehen ihr Material keineswegs als Wider- spruch zur Natur. Die Produktpalette des seit 1956 bestehenden Betriebs mit insgesamt sechs Standorten in ganz Deutschland präsentiert Betonbestandteile, die mehr oder weniger fix und fertig angeliefert werden. Ein gutes Beispiel gibt etwa die Kragarmtreppe ab, ein so gut wie vollendetes Treppenhaus aus glattem Baustoff, das aufwendiges Schalen vor Ort erspart und die Bauzeit dort erheblich verkürzt. Ruckzuck gilt die Devise auch beim Aufzugsbau, zu dessen Aufstellung schlanke Betonkomponenten von Hieber beitragen.
Diese werden just in time von ultralangen Lastwagen angeliefert und enthalten bereits die notwendigen Einbauten. Der von Hieber entwickelte Lichtschacht aus leichtem Glasfaserbeton mit großen Reflexionsflächen ist eine Alternative zu
„Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, ist es der Anfang einer neuen Wirklichkeit!“
Kunststoffsystemen. Und die betongebundenen Natursteinelemente für den Landschafts-, Garten und Straßenbau deuten an, dass Kreativität bei Hieber kaum Grenzen zu kennen scheint.
Die Beispiele zeigen: Die Zeiten von ebenso plumpen wie erschlagend wirkenden Betonklötzen gehören der Vergangenheit an. „Da wurde in den Siebzigerjahren viel verschandelt“, gibt der in Zusmarshausen geborene Chef zu.
Der universelle Baustoff – eine Mischung hauptsächlich aus Kies, Sand, Zement und Wasser – kam schon vor tausenden Jahren zum Einsatz und erweist sich auch heute als gefragt und begehrt. Dominik Hieber, Prokurist und Verantwortlicher für den Ausbau, sagt: „Es wurde stets weiterentwickelt, seine Teile werden immer schlanker und leichter.“
Dies auch dank der Innovationen aus dem Familienbetrieb in Wörleschwang. Dort arbeiten nicht nur zehn Schreiner für den Schalenbau, sondern man tüftelt in einer speziellen Abteilung an neuen Systemen. Etwa an einem supermodernen Lichtschacht aus Weißzement, der einen optimalen Lichteinfall in die Kellerräume garantieren soll.
Solche Innovationen entstehen unter Federführung von Alexander Hieber auch in Kooperationen mit Universitäten wie der Uni in Braunschweig. Ab September heißt es für die drei neuen Azubis: „Unser Herz schlägt für Beton!“
„Es wurde stets weiterentwickelt, die Teile werden immer schlanker und leichter.“