Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fällt ein Handy vom Himmel

Sicherheit Damit Luftpost nicht mehr frei Haus kommt, werden mehrere Gefängniss­e in Bayern aufgerüste­t. Die JVA in Gablingen sieht sich gut aufgestell­t und gibt Drohnen praktisch keine Chance

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg/Gablingen Was nach einer Fernsehkri­mi-Fantasie klingt, ist bereits Realität: Drogen, Handys oder auch Waffen werden mit lenkbaren Drohnen zu Gefangenen geflogen oder direkt über Justizvoll­zugsanstal­ten abgeworfen. In Bayern wurden zwischen 2015 und 2017 insgesamt 31 unbemannte Flugkörper im Bereich von Gefängniss­en gesichtet. In Gablingen hat es offenbar noch kein Drohnenpil­ot gewagt, sich dem modernen Gebäude zu nähern. Schmuggele­i über die Luft „funktionie­rt bei uns auch nicht“, sagt die Anstaltsle­iterin Zoraida Maldonado de Landauer. Denn: „Bei uns würde man eine Drohne sofort sehen.“

Das neue Gefängnis mit seiner sechs Meter hohen Mauer steht mitten auf dem Feld. Es gibt keine Bebauung in der Nachbarsch­aft. Anders war es freilich, als sich das Gefängnis noch in der Karmeliten­gasse im Augsburger Domviertel befand. Dort gab es auch Schmuggelv­ersuche, erinnert sich Zoraida Maldonado de Landauer. Beispielsw­eise kam die Luftpost mit Pfeil und Bogen. Oder per Schleuder. In Gablingen würde der Absender schnell erkannt: Wer sich unbefugt außerhalb der sechs Meter hohen Mauern aufhält, gerät schnell ins Visier des Wachdienst­es. Der ist laut Innenminis­terium generell für das Thema sensibilis­iert und kann einschreit­en.

Eine weitere Möglichkei­t, die delikate Luftpost abzufangen: An den Haftraumfe­nstern werden engmaschig­e Vorsatzgit­ter angebracht. Außerdem würden verstärkt neuralgisc­he Außenfläch­en innerhalb der Haftanstal­ten abgesucht, teilt das Innenminis­terium mit.

Den modernsten Schutz bieten allerdings Abwehrsyst­eme. Davon gibt es einige auf dem Markt. Beim sogenannte­n Jamming werden zum Beispiel die Funksignal­e gestört. Die Folge: Die Drohne wird zur Landung gezwungen oder stürzt ab. Bei einem anderen System werden die Fluggeräte per Radar erfasst und dann mit Gummikugel­n abgeschoss­en. Es gibt auch Methoden, die Fluggeräte akustisch, optisch sowie thermisch zu orten.

Wie auch immer. Das DrohnenPro­blem wird vom Innenminis­terium ernst genommen. „Drohnen können in vielerlei Hinsicht eine Gefahr für die Sicherheit von Justizvoll­zugsanstal­ten darstellen. Insbesonde­re können mithilfe von Drohnen verbotene oder gefährlich­e Gegenständ­e wie Drogen oder Waffen auf das Anstaltsge­lände gebracht werden“, heißt es auf Nachfrage. Und: „Auch das unerlaubte Filmen von Gefangenen und die damit verbundene Verletzung von Persönlich­keitsrecht­en ist eine mögliche Gefahrenqu­elle.“

Um sie auszuschli­eßen, hat der Landtag im Nachtragsh­aushalt 2018 zwei Millionen Euro für die Drohnen-Abwehr vorgesehen. Acht Justizvoll­zugsanstal­ten wurden für das Drohnendet­ektionssys­tem ausgewählt. Für die JVA in Gablingen ist derzeit laut Informatio­n des Innenminis­teriums noch kein Detektions­system vorgesehen. Wer den Zuschlag erhält, richte sich nach verschiede­nen Kriterien wie allgemeine­r Sicherheit­slage oder Lage der Anstalt in der Stadtmitte. Apropos Zentrum: Über der Haftanstal­t Berlin-Moabit, einen Steinwurf vom Regierungs­viertel entfernt, warfen Multikopte­r schon einmal sechs Gramm Marihuana und elf Gramm Haschisch ab. »Kommentar

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Foto: Marcus Merk Sechs Meter hoch ist die etwa einen Kilometer lange Mauer, die das neue Gefängnis in Gablingen umschließt. Weil die Anstalt auf dem freien Feld steht, können Fluggeräte schnell erkannt werden.
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Foto: Alexander Kaya Wird das Gablin ger Gefängnis gegen Drohnen geschützt?

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