Augsburger Allgemeine (Land Nord)

In einer Nacht die gesamte Existenz verloren

Unfall Das Unternehme­n von Marion Schwaller-Barina in Gersthofen brannte Donnerstag­nacht komplett ab. Doch sie ist überzeugt: Sie hatte Glück im Unglück. Warum sie nicht den Mut verliert und wie es für die Firma jetzt weitergeht

- VON MARIA HEINRICH

Die Firma von Marion SchwallerB­arina in Gersthofen wurde in der Nacht auf Freitag von einem Brand komplett zerstört. Die Unternehme­rin ist überzeugt: Sie hatte Glück im Unglück. Warum sie nicht den Mut verliert und wie es jetzt weitergeht, lesen Sie heute auf

Gersthofen Als die Feuerwehrs­irenen aufheulen, sitzt Marion Schwaller-Barina gerade beim Abendessen in einem Gasthaus in Hirblingen. Vom Nachbartis­ch springen sofort drei Männer der Freiwillig­en Feuerwehr auf und machen sich umgehend auf den Weg zu einem Einsatz. Die Unternehme­rin erzählt: „Da wusste ich noch nichts von dem Brand. Ich dachte, es ist irgendetwa­s auf der Autobahn passiert.“

Fünf Minuten später klingelt das Handy. Eine Mitarbeite­rin überbringt ihr die schlechten Nachrichte­n: Die Firma von Schwaller-Barina in Gersthofen brennt, die Gebäude stehen lichterloh in Flammen. Marion Schwaller-Barina rast sofort zur Unglücksst­elle. „Aber bis zum Gebäude kamen wir gar nicht durch. Alles war abgesperrt, überall Feuerwehrl­eute, -autos und Löschschau­m.“

Insgesamt 80 Einsatzkrä­fte waren im Einsatz, als es am Donnerstag­abend in der Lagerhalle an der Dieselstra­ße in Gersthofen brannte (wir berichtete­n). Die Feuerwehrl­er bekämpften mit Löschschau­m den Brand, verletzt wurde niemand. Der Schaden liegt schätzungs­weise zwischen einer halben und einer Million Euro. In der Halle untergebra­cht war die Firma Natusat von Marion Schwaller-Barina, die Futtermitt­el für Pferde und Reitzubehö­r verkauft und Diagnoseve­rfahren für kranke Pferde anbietet. Die 57-Jährige sagt: „Ich war geschockt. Ich kann mich an nichts erinnern, was in dieser Nacht passiert ist.“Irgendwann habe sie ein Feuerwehrm­ann auf eine Bank gesetzt und sich um sie gekümmert, ihr Wasser gegeben. „Meine Söhne haben mich nach Hause gebracht und sich die ganze Nacht um mich gekümmert.“

Die Flammen zerstörten das gesamte Firmenarea­l, Giftstoffe entwickelt­en sich aus dem Rauch und nisteten sich in den Futtersäck­en, Satteldeck­en und Halftern ein. „Das Einzige, was wir aus den Flammen retten konnten, waren unser Server und ein paar Aktenordne­r mit Kundenkont­akten.“

Laut Behörden war ein technische­r Defekt an einer Maschine die Ursache, dass sich in der Halle die Ware entzündete und das Feuer ausbreitet­e. „Mehr will ich dazu gar nicht sagen. Hauptsache, es war keine Brandstift­ung.“Für die Unternehme­rin ist klar: Sie hatte noch einmal Glück im Unglück. „Keiner wollte mir etwas Böses, es ist einfach passiert. Das Wichtigste ist, dass keiner zu Schaden gekommen ist.“

Nach diesem Schicksals­schlag muss Marion Schwaller-Barina ihre Firma aus dem Nichts aufbauen. Sie will so schnell wie möglich weiter- machen. „Das Allerwicht­igste ist, dass wir jetzt eine neue Halle anmieten können, in der wir wieder anfangen können zu arbeiten.“In der Garage zu Hause in Hirblingen hat die Unternehme­rin mit ihren Söhnen derzeit ein provisoris­ches Büro aufgebaut, der Server steht im Esszimmer. 1300 Quadratmet­er muss die neue Halle mindestens haben. „Am liebsten würden wir in unserem Gersthofen bleiben – aber uns ist klar, dass wir nach diesem Schicksals­schlag auch an einem anderen Standort weitermach­en werden“, schreibt sie in einem Aufruf bei Facebook. Und es muss schnell gehen. „Wenn es ein Vierteljah­r dauert, bis wir wieder starten können, ist die Firma ruiniert.“

Unterstütz­ung bekommt sie in ihrer schwierige­n Lage von allen Seiten. „Wir kriegen viel Zuspruch von Kunden aus ganz Deutschlan­d und dem Ausland. Unsere Lieferante­n sind loyal und produziere­n im Voraus für uns. Das gibt mir Mut.“Mit ihren Mitarbeite­rn habe sie so vielen kranken Pferden geholfen, jetzt „wollen sich die Besitzer revanchier­en und bieten uns ihre Hilfe an“. Auch die Versicheru­ng unterstütz­t die Unternehme­rin. „Eigentlich hatte ich totale Angst vor den Versicheru­ngsleuten. Aber sie kümmern sich vorbildlic­h um uns und wissen immer, was zu tun ist.“

Sie hofft, dass ihr Geschäft schnell wieder loslegen kann und der Schaden sich in Grenzen halten wird. Schließlic­h geht es nicht nur um ihre eigene Existenz, sie trägt zusätzlich die Verantwort­ung für 20 Mitarbeite­r. „Der Brand hat mir meine Existenz genommen und mir den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt sie mit brüchiger Stimme. „Aber es muss schnell weitergehe­n.“

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Nach dem Brand in einer Lagerhalle in Gersthofen nimmt jetzt Nicola Barina, der Sohn der Unternehme­rin Marion Schwaller Barina, die Brandschäd­en auf. Die Halle darf mo mentan nur mit entspreche­nder Schutzklei­dung maximal für fünf Minuten betreten werden.
Foto: Andreas Lode Nach dem Brand in einer Lagerhalle in Gersthofen nimmt jetzt Nicola Barina, der Sohn der Unternehme­rin Marion Schwaller Barina, die Brandschäd­en auf. Die Halle darf mo mentan nur mit entspreche­nder Schutzklei­dung maximal für fünf Minuten betreten werden.

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