Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Fußballplatz, der nicht mehr gebraucht wird
WZ Hintergrund TSV Buttenwiesen kann sein Gelände verkaufen, doch Millionen werden deswegen nicht in die Vereinskasse fließen. Anlieger sind gespannt, was aus dem Areal wird. Warum andere Vereine etwas neidisch sein könnten
Buttenwiesen Fußball, das war einmal in Buttenwiesen. Bis vor wenigen Jahren hörten Ingeborg Richter und ihr Bruder Johann Eibel, die beide an der Sportplatzstraße wohnen, jede Woche zwei- bis dreimal Kindergeschrei beim Jugendtraining. Gerne denkt Ingeborg Richter an die Zeit zurück, als jenseits der Straße noch die erste und zweite Mannschaft des TSV ihre Punktspiele austrugen. „Mein inzwischen verstorbener Mann war bei jedem Heimspiel dabei“, erinnert sich die 73-Jährige.
Seit bekannt wurde, dass der TSV Buttenwiesen aufgrund der Fusion der Fußballabteilung mit dem FC Pfaffenhofen-Untere Zusam den eigenen Sportplatz nicht mehr benötigt – alle Spiele werden im benachbarten Pfaffenhofen ausgetragen –, macht sich vor allem ihr Bruder Johann Eibel Gedanken, was in Zukunft auf dem Nachbargrundstück passiert. „Hoffentlich entsteht da nicht irgendwann mal eine Industriehalle“, sinniert der 68-Jährige.
Die Nachricht, dass der TSV Buttenwiesen beschlossen hat, das Gelände an den meistbietenden Bewerber zu verkaufen, hat sofort zu Spekulationen geführt. Nicht nur in Buttenwiesen. „Wie viele Millionen nimmt der Verein dabei ein, was tut er mit dem Geld?“Nun, von einem Millionengeschäft kann nicht die Rede sein. Selbst wenn das Gelände von der Gemeinde für eine Bebauung von Ein- und Mehrfamilienhäusern freigegeben wird, lassen sich bei gut 8000 Quadratmetern keine Rekordeinnahmen erzielen.
Zwar müssen Bauwillige in Buttenwiesen für einen Quadratmeter 100 und 120 Euro hinblättern, doch in diesem Preis ist laut Zweiter Bürgermeister Christian Knapp die volle Erschließung inbegriffen.
Recherchen unserer Zeitung haben ergeben, dass für unerschlossenes Bauland in der Region für die Grundstücksbesitzer, falls sie an die Kommune verkaufen, vom Endpreis zwischen 28 und 35 Prozent abfallen. Ungefähr ein Drittel also. Das würden bei einem Quadratmeterpreis von angenommen 110 Euro (voll erschlossen) circa 35 Euro sein. Am Beispiel TSV Buttenwiesen flössen bei etwas mehr als 8000 Quadratmetern zwischen 250 000 und 300 000 Euro in die Vereinskasse.
Mit solchen Summen hat sich Ehrenvorsitzender Max Mordstein bisher freilich nicht beschäftigt. Sollte es jedoch demnächst zum Verkauf kommen, müsse der Verein laut Mordstein innerhalb von vier Jahren einen Finanzplan vorlegen. Was nicht schwerfallen dürfte. Denn bei einer außerordentlichen Generalversammlung hat der Verein bereits beschlossen, an der Stelle des heutizwischen gen Tennisheimes an der Feldstraße ein neues Sportheim zu bauen.
In der vergangenen Woche lagen dem Verein bereits drei Angebote für einen Kauf des Geländes vor. Eines unter anderem von der Gemeinde Buttenwiesen, wie auch Zweiter Bürgermeister Christian Knapp bestätigt. Doch ob die Kommune den Zuschlag erhält, muss abgewartet werden. „Womöglich bieten andere mehr“, meint Knapp.
Spekuliert wird unter anderem, ob auch der umtriebige Bauunternehmer Ulrich Reitenberger aus dem Laugnaer Ortsteil Asbach zu den Interessenten gehören könnte. Geschäftsführer Ulrich Reitenberger junior verneinte dies auf Anfrage, spricht aber von einem „Filetstück“, welches der Buttenwiesener Fußballplatz bei einer möglichen Bebauung darstelle. Die Firma Reitenberger hat in den vergangenen Jahren einige große Bauprojekte realisiert, darunter in Wertingen Wohnanlagen an der Zusam bei der ehemaligen Mühle und gegenüber dem Laugnaplatz.
Dass der TSV Buttenwiesen aktuell überhaupt in diese Situation gekommen ist, sich über den Verkauf des Sportplatzes Gedanken machen zu müssen, geht auf die Gemeindegebietsreform in den 1970erJahren zurück. Noch bevor es zum Zusammenschluss mit Nachbarorten wie Frauenstetten, Lauterbach, Pfaffenhofen und einigen anderen kam, hat die damals noch selbstständige Gemeinde Buttenwiesen den Fußballplatz dem Verein überlassen. Seitdem ist der TSV Besitzer und bildet dabei in der jetzigen Großgemeinde die große Ausnahme. In Lauterbach, Wortelstetten, Unterthürheim und Pfaffenhofen, wo es ebenfalls Sportanlagen gibt, sind diese mit dem sogenannten Erbbaurecht entstanden. Will heißen, dass die Kommune Grundstücksbesitzer war und ist, die Vereine lediglich einen sehr geringen Pachtzins bezahlen. So zum Beispiel auch der TSV Lauterbach, auf dessen Gelände ebenso wie in Buttenwiesen nicht mehr Fußball gespielt wird. Doch im Gegensatz zum Nachbarverein kann der TSV Lauterbach mit dem Gelände keine Einnahmen erzielen, denn es ist in Besitz der Kommune.