Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Vergangenheit als Spektakel
Renaissancefest Im Botanischen Garten kamen zum dritten Mal viele historische Vereine aus der Region zusammen und präsentierten sich den Besuchern. Dabei gab es unter anderem aufregende Kämpfe zu sehen
Die Schwerter krachen aufeinander. „Und jetzt in Zeitlupe“, sagt Robert Brunner vom Verein Historisches Fechten Königsbrunn. Die beiden Männer bewegen daraufhin langsam die Schwerter aufeinander zu, einer der andere blockt ab, Metall kratzt an Metall. Die Abwehr ist erfolgreich: Der Gegner hat die Schwertspitze im Gesicht. „Ich ergebe mich!“, ruft Marcus Planckh und senkt das Schwert.
Es ist kein gewöhnliches Hobby, das die Vereinsmitglieder im Zen- Garten des Botanischen Gartens vorführen. Beim dritten Renaissance-Fest sind viele MittelalterLiebhaber mit dabei, die ihre Hobbys den Besuchern zeigen. Vorführungen gibt es im Lanzen-Training, Schwertkampf, in der Renaissancemusik und im historischen Tanz geattackiert, nauso wie im Trommeln und Fahnenschwingen. Besucher können dabei auch vieles in Workshops selbst ausprobieren – auch wenn aufgrund des Wetters nicht ganz so viele Besucher da sind.
Kirsten Bokelmann vom Verein Augsburger Geschlechtertanz ist trotzdem zufrieden. Im vergangenen Jahr waren rund 2000 Besucher da, allerdings bei strahlendem Sonnenschein. „Dass es dieses Jahr weniger werden, war klar“, sagt sie. Der Botanische Garten sei aber ein guter Austragungsort, man könne flexibel von drinnen nach draußen wechseln. Und die historischen Gewänder, ist es darin nicht recht kalt? „Nein, gar nicht! Das sind viele verschiedene Schichten“, sagt Bokelmann. „Wer Samt trägt oder einen Pelzkragen, hat natürlich doppelt Glück: Das wärmt sehr.“
Michael Beltran, Hauptmann der Augsburger Landsknechte und Markentenderinnen, schwitzt hingegen sogar. Im Anschluss an die Drill-Vorführung muss er zuerst die schwere Rüstung loswerden und ein gleichermaßen historisches, aber leichteres Stoffgewand anziehen. „Allein der Harnisch wiegt fünf bis sechs Kilo“, erklärt er. Eine ganze Rüstung liege bei 30 Kilo. Dazu kommt die große Lanze, die die Landsknechte sicher manövrieren müssen. Sie ist vier bis viereinhalb Meter lang; sie zu balancieren ist eine Herausforderung. „Wegen der Reichweite waren Landsknechte früher gefürchtete Kämpfer“, sagt Beltran, „Aber lange hat man nicht gelebt. Die sind gefallen wie die Fliegen.“
Der Verein hat viele Waffen mitgebracht, um sie interessierten Besuchern zu zeigen und vorzuführen. Von der Armbrust über die Hellebarde bis hin zum Schwert ist alles dabei. Aber natürlich weder spitz noch scharf, damit sich niemand verletzt: „Schaukampftauglich“, beschreibt Beltran. Der Vorführbereich ist weiträumig abgesperrt: Die Spieße sind einfach zu lang.
Auch die Schwertkämpfer des Fecht-Vereins sind auf Sicherheit bedacht. „Wir führen nur einen Teil der Angriffe in Echtzeit vor“, sagt Planckh. „Würde das Schwert mit voller Wucht Richtung Gesicht schwingen, wäre das zu gefährlich.“Ihre Schaukämpfe zeigen sie deshalb auf dem festen Boden des Zen-Gartens statt auf der rutschigen Wiese. Gefilmt von, ganz mittelalter-untypisch: vielen gezückten Handys.
Eine ganze Rüstung wiegt rund 30 Kilogramm