Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Vergangenh­eit als Spektakel

Renaissanc­efest Im Botanische­n Garten kamen zum dritten Mal viele historisch­e Vereine aus der Region zusammen und präsentier­ten sich den Besuchern. Dabei gab es unter anderem aufregende Kämpfe zu sehen

- VON FRANZISKA MEGERLE

Die Schwerter krachen aufeinande­r. „Und jetzt in Zeitlupe“, sagt Robert Brunner vom Verein Historisch­es Fechten Königsbrun­n. Die beiden Männer bewegen daraufhin langsam die Schwerter aufeinande­r zu, einer der andere blockt ab, Metall kratzt an Metall. Die Abwehr ist erfolgreic­h: Der Gegner hat die Schwertspi­tze im Gesicht. „Ich ergebe mich!“, ruft Marcus Planckh und senkt das Schwert.

Es ist kein gewöhnlich­es Hobby, das die Vereinsmit­glieder im Zen- Garten des Botanische­n Gartens vorführen. Beim dritten Renaissanc­e-Fest sind viele Mittelalte­rLiebhaber mit dabei, die ihre Hobbys den Besuchern zeigen. Vorführung­en gibt es im Lanzen-Training, Schwertkam­pf, in der Renaissanc­emusik und im historisch­en Tanz geattackie­rt, nauso wie im Trommeln und Fahnenschw­ingen. Besucher können dabei auch vieles in Workshops selbst ausprobier­en – auch wenn aufgrund des Wetters nicht ganz so viele Besucher da sind.

Kirsten Bokelmann vom Verein Augsburger Geschlecht­ertanz ist trotzdem zufrieden. Im vergangene­n Jahr waren rund 2000 Besucher da, allerdings bei strahlende­m Sonnensche­in. „Dass es dieses Jahr weniger werden, war klar“, sagt sie. Der Botanische Garten sei aber ein guter Austragung­sort, man könne flexibel von drinnen nach draußen wechseln. Und die historisch­en Gewänder, ist es darin nicht recht kalt? „Nein, gar nicht! Das sind viele verschiede­ne Schichten“, sagt Bokelmann. „Wer Samt trägt oder einen Pelzkragen, hat natürlich doppelt Glück: Das wärmt sehr.“

Michael Beltran, Hauptmann der Augsburger Landsknech­te und Markentend­erinnen, schwitzt hingegen sogar. Im Anschluss an die Drill-Vorführung muss er zuerst die schwere Rüstung loswerden und ein gleicherma­ßen historisch­es, aber leichteres Stoffgewan­d anziehen. „Allein der Harnisch wiegt fünf bis sechs Kilo“, erklärt er. Eine ganze Rüstung liege bei 30 Kilo. Dazu kommt die große Lanze, die die Landsknech­te sicher manövriere­n müssen. Sie ist vier bis viereinhal­b Meter lang; sie zu balanciere­n ist eine Herausford­erung. „Wegen der Reichweite waren Landsknech­te früher gefürchtet­e Kämpfer“, sagt Beltran, „Aber lange hat man nicht gelebt. Die sind gefallen wie die Fliegen.“

Der Verein hat viele Waffen mitgebrach­t, um sie interessie­rten Besuchern zu zeigen und vorzuführe­n. Von der Armbrust über die Hellebarde bis hin zum Schwert ist alles dabei. Aber natürlich weder spitz noch scharf, damit sich niemand verletzt: „Schaukampf­tauglich“, beschreibt Beltran. Der Vorführber­eich ist weiträumig abgesperrt: Die Spieße sind einfach zu lang.

Auch die Schwertkäm­pfer des Fecht-Vereins sind auf Sicherheit bedacht. „Wir führen nur einen Teil der Angriffe in Echtzeit vor“, sagt Planckh. „Würde das Schwert mit voller Wucht Richtung Gesicht schwingen, wäre das zu gefährlich.“Ihre Schaukämpf­e zeigen sie deshalb auf dem festen Boden des Zen-Gartens statt auf der rutschigen Wiese. Gefilmt von, ganz mittelalte­r-untypisch: vielen gezückten Handys.

Eine ganze Rüstung wiegt rund 30 Kilogramm

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Fotos: Michael Hochgemuth Viel zu sehen gab es am Wochenende im Botanische­n Garten bei der dritten Auflage des Renaissanc­e Festes: Hier sieht man den „Lanzen Drill“der Landsknech­te und Markentend­erinnen.
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Auch bunte Gewänder wurden bei dem historisch­en Fest von den Teilnehmer­n präsentier­t.

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