Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die fast vergessene Kneippanlage
Wasser In Täfertingen kann jedermann etwas für die Gesundheit tun
Neusäß Täfertingen
Als die Neusässerin Georgine Miehle-Zesch mit ihrem Dreirad mit Handantrieb kürzlich in Täfertingen spazieren fuhr, entdeckte sie am Alten Wasserhaus, etwas außerhalb des Neusässer Ortsteils, die behindertengerecht angelegte Kneippanlage mit Ruhebänken und erfrischte sich sogleich mit einem kneippgerechten Armbad.
Ihr Eindruck war damals, dass diese Einrichtung nicht besonders gut angenommen würde, da sie ganz alleine vor Ort war, wurde noch verstärkt durch Unkraut, das bereits durch die gelegten Platten wuchs. Als sie dem Vorstand des Seniorenbeirats Neusäß, Ernst Rauh, von ihrer Entdeckung berichtete, die für Neusässer Senioren durchaus eine Bereicherung sein könnte, machte sich dieser in Begleitung von Miehle-Zesch und seiner Ehefrau Ingeborg mit dem Rad sogleich auf den Weg, um sich ein Bild von dieser besonderen Erfrischungsmöglichkeit für alle Neusässer zu machen.
Diesmal bot sich ein ganz anderes Bild. „Es war ein Mordsbetrieb, etwa zehn Radler hatten auf ihrer Tour dort Rast gemacht und hatten viel Spaß, und kurz darauf kam eine Familie mit Kind, die diese ideale Gelegenheit zur Erfrischung bei der großen Hitze ebenfalls sehr gerne annahm“, erzählt Rauh. Dabei begegnete er auch zwei Ottmarshauser Bürgern, die richtig nach den Kneippregeln im Storchenschritt durch die Becken gingen. Dabei müssen die Beine im Storchengang auf und ab bewegt werden, wobei der Fuß vollkommen aus dem Wasser kommen muss. Die Anwendung ist dann beendet, wenn nach 30 bis 60 Sekunden ein Kälte-Reaktionsgefühl eintritt. „Das Paar erklärte, dass es regelmäßig die Kneippanlage besuchen würde“, freute sich Rauh.
Selbstverständlich genoss auch er den Ort der Erfrischung und war gleichzeitig erstaunt, dass das Wasser der drei Becken bei größter Hitze und obwohl aus Edelstahl richtig erfrischend, seinem Gefühl nach fast zu kalt war. Rauh sieht in der Kneippanlage ein ideales Angebot vor allem für Senioren. „Es ist ein heißer Tipp für Senioren und Behinderte“, erklärt er. Dass anscheinend bisher zu wenige ältere Neusässer Bürger die Kneippanlage besuchten, könnte daran liegen, dass die Kneippanlage nicht direkt mit dem Auto anzufahren ist. Für Radfahrer und Fußgänger ist es kein Problem, direkt dorthinzugelangen, wer mit dem Auto kommen will, der muss dieses ein Stückchen entfernt abstellen und einen etwa zehnminütigen Spaziergang über einen landwirtschaftlichen Weg in Kauf nehmen.
„So oder so ist diese Anlage ideal für kleine Ausflüge und eine Möglichkeit zur absoluten Erfrischung für Senioren, die trotz großer Hitze nicht mehr unbedingt einen See oder ein Freibad aufsuchen möchten“, macht Rauh diesen Erholungsort den Senioren in Neusäß und Umgebung schmackhaft. Insbesondere das Wassertreten ist eine der bekanntesten Kneippanwendungen, um körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen entgegenzuwirken. Die Kneippanlage besteht schon länger. Seit dem Jahr 2011 laden dort drei Wasserbecken sowie Ruhebänke Spaziergänger und Radwanderer zu einer wohltuenden Mini-Erfrischungskur ein. Schon zur damaligen offiziellen Einweihung anlässlich der Festveranstaltung zum hundertsten Bestehen der Wasserversorgung der Loderberggruppe krempelten die drei damaligen Bürgermeister Jürgen Schantin, Gersthofen, Hansjörg Durz, Neusäß, und Peter Wendel, Aystetten, die Hosenbeine hoch, um die Becken mutig im zehn Grad kalten Wasser nach Pfarrer Kneipps Anweisungen zu durchschreiten. Innerhalb von drei Wochen waren damals die beiden Edelstahlbecken mit Handlauf fertiggestellt worden. Die Kosten dafür übernahmen der Erholungsgebieteverein (EVA), der Naturpark West sowie die drei Kommunen Gersthofen, Neusäß und Aystetten.