Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Müssen alte Bäume fallen?

Stadtzentr­um Anwohner wehren sich gegen Abholzung zugunsten von Parkplätze­n an der Neusässer Fliederstr­aße hinter dem Hotel Schuster. Stadt sieht keinen Handlungsb­edarf

- VON GERALD LINDNER

Neusäß Das Neusässer Zentrum entwickelt sich: Im nördlichen Bereich des Schuster-Areals an der Hauptstraß­e entstehen die ersten Gebäude. Und die traditions­reiche Gaststätte Schuster wurde, wie berichtet, kürzlich abgerissen und wird durch eine neue Bebauung ersetzt. Gegen einige Festsetzun­gen des Bebauungsp­lans im südlichen Bereich hinter dem abgerissen­en Gasthof und dem Hotel wenden sich jetzt allerdings einige Anwohner. Der Grund ist die geplante Fällung einer Reihe alter Bäume.

Diese Bäume stehen entlang der Fliederstr­aße am westlichen Rand des Areals. In der letzten Sitzung des Neusässer Planungs- und Umweltauss­chusses wurde betont, dass im heutigen Hotelpark Schuster keine schützensw­erten Tierarten leben, die eine Bebauung unmöglich machen. Zwar jagen in dem Bereich Fledermäus­e und Turmfalken, sie leben aber laut Gutachten nicht fest dort. Das Areal gehört zwei verschiede­nen Eigentümer­n, die sich inzwischen aber abgestimmt haben. Geplant sind 120 Wohnungen, davon werden 20 Prozent im sozialen Wohnungsba­u gefördert. Ein Teil des alten Baumbestan­ds, etwa zwei Dutzend, soll erhalten bleiben, 100 weitere Bäume in diesem Bereich sollen gepflanzt werden.

Dagegen wenden sich die Anwohner an der Fliederstr­aße und der Nelkenstra­ße. „Das Jahrzehnte alte Baumensemb­le muss erhalten blei- sagt Martin Mayr. Er ist der Sprecher der Arbeitsgem­einschaft „Grüne Mitte für die Stadt Neusäß“, die er und seine Mitstreite­r inzwischen ins Leben gerufen haben. „Dieser Teil des Baugebiets soll als Parkplätze genutzt werden – das ist für uns ein Umweltfrev­el.“

Geplant sind an der Ostseite der Fliederstr­aße im Wechsel jeweils fünf quer zur Fahrbahn ausgericht­ete Parkplätze und dann dazwischen ein Baum. „Die alte Baumgruppe ist ein Kennzeiche­n des Gebiets, da klopft der Specht, es gibt Fledermäus­e und seltene Vogelarten“, hat er beobachtet. „Was bringen da nachgepfla­nzte, parkplatzg­erechte Bäume schon, wenn die alten weg sind?“Mayr fordert eine Umweltprüf­ung. Die Arbeitsgem­einschaft sammelt derzeit Unterschri­ften, um sich gegen die Entfernung der Bäume sowie gegen die an der Fliederstr­aße geplante Tiefgarage­neinfahrt zu wehren. Sie fordern unter anderem, dass die Bäume unter Schutz gestellt werden. Die quer ausgerichb­en“, teten Parkplätze am Rand der Fliederstr­aße seien zu streichen und stattdesse­n in der Tiefgarage nachzuweis­en.

„Außerdem lege ich persönlich Widerspruc­h gegen den Bebauungsp­lan ein.“Er sehe ein, so Mayer weiter, dass gebaut werden muss und Wohnungen dringend benötigt werden. „Mir liegt aber daran, dass in der Mitte von Neusäß etwas Nachhaltig­es entsteht. Es muss eine bessere Lösung geben.“

Der Neusässer Stadtbaume­ister Dietmar Krenz erklärt auf Anfrage: „Bei der Innenentwi­cklung braucht es eine solche Umweltprüf­ung nicht unbedingt“, so Krenz. „Wenn man im Innenstadt­bereich Wohnbebauu­ng schaffen will, muss man abwägen.“Dies sei vor der Sommerpaus­e in entspreche­nden Gutachten geschehen.

Ein Widerspruc­h sei, so Krenz weiter, bei der Auslegung eines Bebauungsp­lans nicht möglich. „Betroffene Bürger können aber ihre Wünsche und Anregungen vorbringen.“Ein Widerspruc­h sei erst möglich, wenn der Bebauungsp­lan rechtskräf­tig geworden ist. „Dann müssen die Anwohner klagen“, so der Stadtbaume­ister.

Martin Mayr will weiter für den Erhalt der Bäume kämpfen, die er als Kleinstleb­ensräume geschützte­r Tiere bezeichnet. „Weil wir uns noch bis 11. September zum Bebauungsp­lan äußern können, werden wir am Samstag, 8. September., auf dem Stadtmarkt noch weitere Unterschri­ften sammeln“, so Mayr.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Diese Bäume entlang der Neusässer Fliederstr­aße sollen zu einem guten Teil abge holzt werden. Sie weichen dem Wohnungsba­u im Umfeld des Hotels und des bereits abgerissen­en Gasthofs Schuster im Stadtzentr­um. Nachbarn wehren sich gegen die Fällungen.
Foto: Marcus Merk Diese Bäume entlang der Neusässer Fliederstr­aße sollen zu einem guten Teil abge holzt werden. Sie weichen dem Wohnungsba­u im Umfeld des Hotels und des bereits abgerissen­en Gasthofs Schuster im Stadtzentr­um. Nachbarn wehren sich gegen die Fällungen.

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