Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Schäffler tanzen wieder
Brauchtum Nach sieben Jahren Pause wird im Frühjahr wieder Ausnahmezustand herrschen. Wie sich die Dinkelscherber schon jetzt auf den Schäfflertanz vorbereiten
Dinkelscherben Es geht wieder los. Zur Faschingszeit werden die Dinkelscherber Schäffler tanzend durch die Straßen ziehen, auf Fässern tanzen und Hochprozentiges auf die Tanzbesteller trinken. Es wird über die lokale Prominenz hergezogen und gefeiert – Ausnahmezustand für die Marktgemeinde.
Schon jetzt, rund drei Monate vor dem ersten Tanz, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Kandidaten für die 16. Tanzsaison stehen bereits fest, versichert Anton Kastner, Komiteemitglied der Schäffler. 44 Dinkelscherber haben sich gefunden, die allesamt zum ersten Mal am historischen Tanz teilnehmen möchten – an Nachwuchs mangelt es also nicht. Man versuche, jedem jungen Mann, der mitmachen möchte, einmal im Leben die Chance zu geben, sagt Kastner. Schließlich sei das eine große Ehre. Doch die Kriterien sind seit jeher streng: mindestens 18 Jahre alt müssen die Kandidaten sein, unverheiratet und wohnhaft in Dinkelscherben. Außerdem müssen sie einen „einwandfreien also keinen schlechten Ruf haben. Das verlangt die Tradition.
Einer, der all diese Ansprüche erfüllt, ist Devran Cikis. Der 22-Jährige wird im Frühjahr zum ersten Mal am Schäfflertanz teilnehmen. „Wenn du in Dinkelscherben wohnst, kommst du daran nicht vorbei“. Natürlich wisse er um die Tradition des Schäfflertanzes, sagt Cikis. Die ist einmalig im Landkreis. Entscheidend sei für ihn aber etwas anderes. „Es geht nicht nur um den Tanz, sondern darum, ein paar Monate gemeinsam Spaß zu haben“, sagt Cikis. Am Freitag werden die Schäffler zum ersten Mal gemeinsam für die kommende Saison proben. Dann wird sich zeigen, wer Tänzer, Reifenträger oder Fasschläger wird, erklärt Anton Kastner. Für ihn ist es bereits der sechste Schäfflertanz. Zwei Mal war er selbst Tänzer. „Das ist schon die beliebteste Rolle“, meint Kastner. Doch nicht jeder sei dafür geeignet. Die Tänzer tragen die traditionelle rote Tracht mit breitem Silberstreifen am Kragen und grüner Schlegelkappe. Beliebt ist außerdem die Rolle des Reifenschwingers. Der steht auf dem großen Bierfass der Schäffler und schwingt seinen Reifen, während die Fassklopfer den Takt schlagen.
Die heimlichen Stars eines jeden Schäfflertanzes aber sind die Clowns. Früher war es ihre Aufgabe, akrobatische Kunststücke vorzuführen, heute aber geht es vor allem um die scharfzüngigen Reden der Spaßvögel. Darin werden Dinkelscherber Familien, die einen Tanz bestellt haben, aufs Korn genommen. Aber auch die lokale ProLeumund“, minenz bekommt ihr Fett weg. „Es ist nicht einfach, da die richtigen Worte zu finden“, sagt Kastner, der in dieser Saison als Clownsmeister für die Reden verantwortlich sein wird. „Die einen sind schnell beleidigt, den anderen kann es gar nicht spitz genug sein“. Schon jetzt sucht er zusammen mit den diesjährigen Clowns nach passenden Anekdoten und Aufregern für die berüchtigten Reden.
Weshalb der Schäfflertanz nur alle sieben Jahre stattfindet, ist unklar. Es heißt, der Brauch gehe auf die biblische Zahl sieben zurück. Der Sage nach entstand die Tradition nach den Pestjahren 1517 in München. Die Schäffler, also die Zunft der Fassmacher, soll die Bevölkerung nach den schweren Jahren mit ihren Bierfässern und Tänzen wieder auf die Straße gelockt haben. Das wird den Schäfflern in Dinkelscherben auch Jahrhunderte nach der Seuche sicher gelingen.