Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vater misshandel­t eigenen Sohn

Gericht Ein 45-Jähriger fügt seinem eigenen Kind über Jahre hinweg Schmerzen zu. Immer wieder kneift er dem 12-Jährigen in die Brustwarze­n. Nun ist er verurteilt worden

- VON PHILIPP KINNE

Wie es nur so weit kommen konnte, das kann sich der Angeklagte vor Gericht auch nicht erklären. Über Jahre hinweg misshandel­t er seinen eigenen Sohn. Kneift ihm immer wieder in die Brustwarze­n. So fest, dass das Kind große blaue Flecken bekommt. Auch als der Sohn vor Schmerz schreit, hört der Vater nicht auf. Nun ist er für seine Taten verurteilt worden.

Gleich zu Beginn der Verhandlun­g vor dem Augsburger Jugendschu­tzgericht bricht der Angeklagte in Tränen aus. Er zittert, hält sich beide Hände vor sein Gesicht. Mir tut das leid“, sagt er und gibt alles zu. Er habe seinem Sohn niemals wehtun wollen. Auch für ihn sei die Sache „ein einziger Albtraum“. Über Jahre hinweg hat der 45-Jährige aus dem Raum Gablingen seinem Sohn Schmerzen zugefügt. Die Staatsanwa­ltschaft spricht in der Anklage von mindestens 20 Fällen.

Der Mann lebt seit Längerem getrennt von seiner Ehefrau und dem gemeinsame­n Sohn. Eigentlich teilt er sich das Sorgerecht mit seiner Exfrau. Jedes zweite Wochenende durfte ihn der Sohn besuchen. Doch damit ist es nun vorbei. Denn seitdem die Vorwürfe gegen den 45-Jährigen im Raum stehen, darf er sein einziges Kind nicht mehr sehen.

Um zu klären, wie schlimm die Kniffe des Vaters in die Brustwarze­n seines Sohnes tatsächlic­h waren, befragte das Gericht den 12-Jährigen schon im Vorfeld der Verhandlun­g. Das Gespräch wurde aufgezeich­net, ein Video davon vor Gericht gezeigt. „Fast jedes Wochenende“sei es zu den Nippelknei­fern gekommen, erzählt der Bub darin. Oft sei der Vater wie aus dem Nichts von hinten gekommen und habe ihn angefallen. „Ihm hat das Spaß gemacht.“Dabei habe er versucht, sich zu wehren, berichtet der Bub. Er habe geschrien vor Schmerzen. „Dann hat er es nur noch fester gemacht.“

Auch die Mutter des 12-Jährigen sagt als Zeugin vor Gericht aus. Sie habe erst sehr spät von der Misshandlu­ng erfahren. Zwar habe sie immer wieder blaue Flecken auf der Brust ihres Sohnes entdeckt. „Er hat aber immer gemeint, dass das nichts Schlimmes ist“, sagt die Mutter. Erst nach längerer Zeit habe ihr Sohn erzählt, wer für die blauen Flecken verantwort­lich ist. Schließlic­h erstattete sie Anzeige.

Weil der Angeklagte alle Vorwürfe gegen ihn zugibt, plädierte sein Anwalt für eine Bewährungs­strafe von vier Monaten. Für seinen Mandanten spreche außerdem die große Reue und dass er bereits angeboten habe, seinen Sohn finanziell zu entschädig­en. Auch Richter Günther Baumann hält dem Angeklagte­n sein Geständnis zugute. Dennoch sei die Tat überhaupt nicht nachvollzi­ehbar. Zudem habe der Angeklagte als Vater eigentlich eine besondere Vertrauens­stellung und sei für das Wohl seines Kindes verantwort­lich. Auch deshalb verurteilt Günther ihn schließlic­h zu einer Bewährungs­strafe von einem halben Jahr. Außerdem muss der Angeklagte eine Entschädig­ung von 1000 Euro an das Kind beziehungs­weise dessen Mutter als Vormund zahlen.

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