Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Seehofer will auch nach der Wahl Parteichef bleiben

Bayern Die klare Ansage des amtierende­n CSU-Vorsitzend­en sorgt für Unruhe. Sie ist auch ein Dämpfer für Dobrindts Ambitionen

- VON MARTIN FERBER UND ULI BACHMEIER

München Gut fünf Wochen sind es noch bis zum Schicksals­tag für die CSU, der Landtagswa­hl in Bayern am 14. Oktober. Pünktlich zum Start in den politische­n Herbst mischt CSU-Chef und Bundesinne­nminister Horst Seehofer die politische Landschaft erneut mit einer Äußerung auf. Die Migrations­frage sei „die Mutter aller Probleme“, sagte er in einem Interview. Ein zweiter Satz ging in der Wucht der Reaktionen beinahe unter: „Eines habe ich in den vergangene­n Wochen wieder gelernt. Wer in Berlin für die CSU wesentlich­e Anliegen durchsetze­n will, der muss Parteivors­itzender sein“, sagte Seehofer der Rheinische­n Post. Das dürfte vor allem Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt interessie­ren, dem Ambitionen auf das Amt des Parteivors­itzenden nachgesagt werden. Sein Problem: Sein Gefolge in der CSU ist überschaub­ar.

Aus dem CSU-Vorstand heißt es, Dobrindt wäre als Kandidat für die Seehofer-Nachfolge „völlig chancenlos und selbst als Nothelfer nicht durchsetzb­ar“. Sogar Innenminis­ter Joachim Herrmann würde ihm vorgezogen. Gegen Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt gebe es sogar Widerstand in der CSU Oberbayern. Seine Beziehung zu Bezirksche­fin Ilse Aigner liege „auf Eis“. In der CSU-Europagrup­pe gilt Dobrindt als „strammer Deutschnat­ionaler und Europa-Gegner“.

Und was ist mit dem Ministerpr­äsidenten Markus Söder? Selbst wenn die Wahlen so ausgehen, wie in Umfragen vorhergesa­gt, „hätte Söder noch einen Wurf frei“, hört man in München. Für die Bildung einer Koalitions­regierung komme aktuell nur Söder infrage: „Da braucht es einen, der auch einen Sinn für die Macht hat“, heißt es. Offiziell äußern will sich innerhalb der Partei niemand. Bis zur Landtagswa­hl am 14. Oktober gilt ein Burgfriede­n.

Söder appelliert­e bei der Klausursit­zung, wie mehrere Teilnehmer übereinsti­mmend berichtete­n, eindringli­ch an die Geschlosse­nheit der Partei. „Wir müssen alle zusammenha­lten“, habe er fast flehentlic­h mehrfach gesagt, mit dem „Geschacher­e um Posten“müsse Schluss sein. Dabei sei auch der Satz gefallen: „Wir werden alle nichts, wenn wir nicht zusammenha­lten.“Einige nannten Söders Auftritt vor der Landesgrup­pe hinterher mit gewissem Spott die „Bewerbungs­rede, Teil 1“, doch nach Seehofers Ankündigun­g, Parteichef bleiben zu wollen, sei klar, dass der Ministerpr­äsident keine Chance habe.

Unterdesse­n brach innerhalb der Union erneut Streit aus. Bundeskanz­lerin Angela Merkel wies die pauschale Kritik Seehofers an der Migrations­politik zurück.

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„Wir werden alle nichts, wenn wir nicht zusammenha­lten.“ Ministerpr­äsident Markus Söder in einer internen Runde

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