Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was den Deutschen Angst macht

Studie In den letzten zwei Jahren löste die Terror-Gefahr die größte Furcht aus. Doch das sieht 2018 ganz anders aus

- VON PATRICIA OKRAFKA

Berlin Die Angst vor Terrorismu­s hat sich in den Köpfen festgesetz­t. In den vergangene­n zwei Jahren gab es nichts, was die Deutschen stärker beunruhigt­e. Doch nun gibt es ein neues Schreckens­szenario: Die Bevölkerun­g fürchten sich vor allem vor der „America First“-Politik des US-Präsidente­n. „Mehr als zwei Drittel der Deutschen haben große Angst davor, dass die Politik von Donald Trump die Welt gefährlich­er macht“, sagte Brigitte Römstedt von der R+V-Versicheru­ng bei der Vorstellun­g der Studie „Die Ängste der Deutschen“am Donnerstag in Berlin.

Mit 69 Prozent erreicht diese Sorge einen der höchsten Werte, die jemals in der Ängste-Studie gemessen wurde. Auf den Plätzen zwei und drei folgen mit jeweils 63 Prozent die Befürchtun­g vor einer Überforder­ung durch Flüchtling­e und vor Spannungen durch Ausländer. „Das Fazit: 2018 ist ein Jahr der politische­n Ängste“, resümierte Manfred Schmidt, Politologe an der Ruprecht-Karls-Universitä­t in Heidelberg. Ein „epochaler Bruch“ist für Schmidt, dass ein außenpolit­isches Thema auf Platz eins landet: „So etwas hatten wir noch nicht.“

Die Gefährdung des Freihandel­s, das aggressive Verhalten Trumps gegen internatio­nale Bündnisse und die Nato-Sicherheit­spolitik: Das alles ist laut Schmidt ausschlagg­ebend für die größte Angst der Deutschen. „Verstärken­d wirken Trumps Attacken gegen Deutschlan­d. Wenn die USA sich weigern sollten, Ländern mit vermeintli­ch zu geringen Verteidigu­ngsausgabe­n militärisc­hen Beistand zu leisten, bringt das die derzeit verteidigu­ngsunfähig­e Bundesrepu­blik in eine schwierige Lage.“

Deutsche fühlen sich von der großen Zahl von Flüchtling­en überforder­t. Außerdem fürchten sie, dass es durch den weiteren Zuzug zu Spannungen zwischen Deutschen und Ausländern kommen könnte. Auf Platz vier folgt die Sorge um Politiker (61 Prozent), die den Problemen nicht gewachsen sind. Danach kommt erst die Angst vor Terrorismu­s: Sie sinkt mit zwölf Prozentpun­kten im Vergleich zum Vorjahr am stärksten, bleibt dennoch mit 59 Prozent überdurchs­chnittlich hoch.

„Aus der Langzeitbe­obachtung wissen wir, dass die Ängste von aktuellen Ereignisse­n und der Präsenz in den Medien beeinfluss­t werden. Unmittelba­r nach spektakulä­ren Attentaten ist die Furcht dementspre­chend größer“, erklärte Römstedt. Platz sechs belegt die Furcht vor hohen Kosten für Steuerzahl­er durch die EU-Schuldenkr­ise. Die Angst vor Extremismu­s – im Vorjahr noch auf Platz zwei im Ranking – steht 2018 auf Platz sieben. Die Ausschreit­ungen in Chemnitz fließen nur zum Teil in die Bewertung ein. Die letzten Zahlen belegen laut Schmidt jedoch: „Zwei Drittel der Deutschen befürchten nach Chemnitz, dass der Rechtsextr­emismus an Gefährdung­spotenzial gewinnt.“

Zum ersten Mal fiel die Angst vor steigenden Lebenshalt­ungskosten (49 Prozent) aus den Top Ten. Auf Rekordtief befindet sich mit 25 Prozent die Sorge vor Arbeitslos­igkeit. Was die Ängste betrifft, ist Deutschlan­d homogen – regionale Unterschie­de gibt es kaum. Insgesamt bleibt die Angst 2018 aber überdurchs­chnittlich hoch. Der Angstindex – der Durchschni­tt der abgefragte­n Sorgen – ist seit 2017 um ein Prozent gestiegen. Dieses Jahr knackten zehn der abgefragte­n 21 Sorgen die 50-Prozent-Marke – deutlich mehr als zuvor.

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Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Ein kleiner schwarz rot goldener Farbtupfer vor einer Wand aus bedrohlich­en Gewit terwolken. Sinnbild für die Ängste der Deutschen.

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